Dieses Bild gehört zu den beliebtesten der Moritzburger Sammlung, aber auch im Gesamtwerk von Franz Marc. Das Motiv suggeriert Häuslichkeit, Frieden, Ungestörtheit, Weichheit, Wärme. Aber es ging Marc in diesem Bild und in seinen Tierbildern überhaupt um mehr als um das Anspruchslose ungefährdeter Motive. Ihn, den Mitbegründer des ’Blauen Reiters’, trieb vielmehr die Suche nach einem ’reinen und lichten Stil’, wie er schrieb, und er brauchte dafür einen adäquaten Ausgangspunkt. Jenseits von den Ausdrucksbewegungen subjektiver Lebensentfaltung, von denen die Moderne sonst getragen war, spürte Marc eher den kosmischen Dimensionen des Sichtbaren nach, dem Rhythmus, dem Organischen und kristallin Wachsenden in den Formenwelten der Natur. Reinheit zu finden, bedeutete für ihn als Maler, den Dingen und Wesen herangetragene Bedeutungen und Nutzungsaspekte wieder zu nehmen und sie aufzuheben in einer Welt unschuldiger Begegungsverhältnisse zwischen Traum und reiner Idee. Das ’Tier’ ist für Marc also weniger ein Motiv als ein Anlass, die Harmonie in den großen Zusammenhängen des Lebens neu zu entdecken. Und so gibt Franz Marc auch diesem kleinen Bild den Glanz eines festlichen Ereignisses. Das Gelb des Kissens verschwistert sich farblich mit dem Rot der Decke und deren gelben Sternen, so dass der milde Zusammenklang aus den Dingen des Hintergrundes vorscheint. Die schlafende Katze jedoch strahlt weiß und fremd aus diesen Tönen wie ein unberührbares Königstier, dem das Prächtigste gerade recht ist, wenn sich darauf nur schlafen lässt. Die tiefe Zuneigung des Publikums zu dieser Katze rührt genau daher: aus dem Einssein des Tieres mit sich selbst, das in der geistigen Ordnung seines Bildes gefeiert wird. (Schneider, Katja (Hg.): Moderne und Gegenwart - das Kunstmuseum in Halle, 2008, S.82f)