Johann Friedrich Bause und seine "Folge der Gelehrten"
Ähnlich wie die Berührung zwischen Graff und seinem Schwiegervater, dem Ästhetiker Johann Georg Sulzer, sich in einer bemerkenswerten Konvergenz zwischen theoretischem Standpunkt und Porträtpraxis niedergeschlagen hat, so ist eine außerordentliche künstlerische Nähe festzustellen zwischen Graff und dem fast gleichaltrigen, aus Halle gebürtigen, in Leipzig tätigen Kupferstecher Johann Friedrich Bause (1738-1814). Graff und Bause waren sich schon 1759 als Schüler bzw. Gehilfe im Atelier des Johann Jakob Haid in Augsburg begegnet und hatten sich hier angefreundet. Bause ging von dort zurück in seine Vaterstadt und wurde 1766 als Lehrer für Kupferstich an die kurz zuvor gegründete Kunstakademie nach Leipzig berufen. Hier traf er Graff erneut, der gleichzeitig einem Ruf als Hofmaler und Akademielehrer nach Dresden gefolgt war, der 1768 erstmals in der Messestadt arbeitete und hier 1769 die ersten von insgesamt 31 Aufträgen für die im Entstehen begriffene Porträtgalerie des Verlegers Philipp Erasmus Reich (1717-1787) ausführte.
Bause bediente sich selten oder nie der in Augsburg erlernten Schabkunst. Stattdessen schulte er sich autodidaktisch an den Arbeiten des in Paris lebenden Johann Georg Wille, eines der führenden Stecher seiner Zeit. Bause entwickelte sich in Leipzig zum wohl bedeutendsten Porträtstecher der deutschen Aufklärung. Sein Werk besteht zur Hälfte aus Porträts. Bevorzugt arbeitete er nach Gemälden Graffs; etwa ein Drittel seiner Porträtstiche, nicht weniger als 45 Blätter, gibt Bildnisse Graffs wieder. Der Leipziger Stecher arbeitete im Auftrag von Verlegern oder Privatkunden; seine berühmte "Folge der Gelehrten" erschien im Selbstverlag.
Diese Serie umfasste in einer zeittypischen begrifflichen Unschärfe noch mehr Dichter als Gelehrte. Von den 25 Blättern dieser Reihe, die zwischen 1767 und 1797 entstanden, hatten rund zwei Drittel Bildnisse Graffs als Vorlage. Eine große Zahl hiervon wiederum gab Porträts wieder, die für die Bildnisgalerie Reichs entstanden waren.
Bauses "Folge der Gelehrten" steht in ihrer Reihenbildung in der Tradition der Porträtwerke, die in der Verknüpfung von Biografie und Porträt seit der Renaissance und noch bis ins 19. Jahrhundert ein überaus häufiges Genre des Buchmarktes waren. Doch war Bauses Serie, da sie in Einzelblättern erschien, weniger kanonbildend, hierin etwa den Reihen von Porträtgrafiken vergleichbar, die über Jahre oder Jahrzehnte hinweg in einigen Zeitschriften der Aufklärung erschienen, insbesondere in Friedrich Nicolais "Allgemeiner Deutscher Bibliohek". Mit diesen Frontispizporträts hat Bauses Serie gemeinsam, dass sie, anders als die meisten bisherigen Bildnisvitenbücher der beschriebenen Art fast ausschließlich noch lebende Persönlichkeiten abbildete.
Bauses Folge ist ein besonderer Ausdruck des hohen Identifikationswertes der deutschen Dichter und Denker der Aufklärung in ihrer Zeit und kam dem verbreiteten Porträtsammeln entgegen.
Auffällig, insbesondere im Vergleich zu den Schabblättern Haids, die im Format ähnlich sind und teilweise dasselbe Personal darstellen, ist, dass Bause den Bildraum recht weit anlegte bzw. die Porträtgestalt im Verhältnis zum Hintergrund recht klein darstellte, sie damit fern rückte und ihr so einen erhabenen Anschein verlieh.
Unter den gezeigten Kupfern aus Bauses "Folge der Gelehrten" zeigen wir als Kontextangabe einige Bildnisse, die nicht nach Vorlagen Graffs gestochen sind.
Bause bediente sich selten oder nie der in Augsburg erlernten Schabkunst. Stattdessen schulte er sich autodidaktisch an den Arbeiten des in Paris lebenden Johann Georg Wille, eines der führenden Stecher seiner Zeit. Bause entwickelte sich in Leipzig zum wohl bedeutendsten Porträtstecher der deutschen Aufklärung. Sein Werk besteht zur Hälfte aus Porträts. Bevorzugt arbeitete er nach Gemälden Graffs; etwa ein Drittel seiner Porträtstiche, nicht weniger als 45 Blätter, gibt Bildnisse Graffs wieder. Der Leipziger Stecher arbeitete im Auftrag von Verlegern oder Privatkunden; seine berühmte "Folge der Gelehrten" erschien im Selbstverlag.
Diese Serie umfasste in einer zeittypischen begrifflichen Unschärfe noch mehr Dichter als Gelehrte. Von den 25 Blättern dieser Reihe, die zwischen 1767 und 1797 entstanden, hatten rund zwei Drittel Bildnisse Graffs als Vorlage. Eine große Zahl hiervon wiederum gab Porträts wieder, die für die Bildnisgalerie Reichs entstanden waren.
Bauses "Folge der Gelehrten" steht in ihrer Reihenbildung in der Tradition der Porträtwerke, die in der Verknüpfung von Biografie und Porträt seit der Renaissance und noch bis ins 19. Jahrhundert ein überaus häufiges Genre des Buchmarktes waren. Doch war Bauses Serie, da sie in Einzelblättern erschien, weniger kanonbildend, hierin etwa den Reihen von Porträtgrafiken vergleichbar, die über Jahre oder Jahrzehnte hinweg in einigen Zeitschriften der Aufklärung erschienen, insbesondere in Friedrich Nicolais "Allgemeiner Deutscher Bibliohek". Mit diesen Frontispizporträts hat Bauses Serie gemeinsam, dass sie, anders als die meisten bisherigen Bildnisvitenbücher der beschriebenen Art fast ausschließlich noch lebende Persönlichkeiten abbildete.
Bauses Folge ist ein besonderer Ausdruck des hohen Identifikationswertes der deutschen Dichter und Denker der Aufklärung in ihrer Zeit und kam dem verbreiteten Porträtsammeln entgegen.
Auffällig, insbesondere im Vergleich zu den Schabblättern Haids, die im Format ähnlich sind und teilweise dasselbe Personal darstellen, ist, dass Bause den Bildraum recht weit anlegte bzw. die Porträtgestalt im Verhältnis zum Hintergrund recht klein darstellte, sie damit fern rückte und ihr so einen erhabenen Anschein verlieh.
Unter den gezeigten Kupfern aus Bauses "Folge der Gelehrten" zeigen wir als Kontextangabe einige Bildnisse, die nicht nach Vorlagen Graffs gestochen sind.
2013-02-08
Sources and Links ...
- Nicole Link: Johann Friedrich Bause - ein heute kaum bekannter hallescher Kupferstecher des 18. Jahrhunderts.
In: Von Nutzen und Vergnügen. Aus dem Kupferstichkabinett der Universität Halle. Ausstellungskatalog der Zentralen Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, hg. v. Ralf-Torsten Speler, Halle 1999, S. 143-161