Ina Muster-Schatzmann
Ina Muster-Schatzmann wird am 26. November 1910 als zweite Tochter des Fotografenmeisters Carl Schatzmann und seiner Frau Augusta in Potsdam geboren. Nach dem Besuch des Potsdamer Lyzeums erlernt sie zwischen 1927 und 1930 das Fotografenhandwerk im Atelier ihres Vaters – zunächst in den Glasateliers, die der Vater 1899 von seinem Lehrherren Hoffotograf Paul Selle gekauft hat, danach im modern eingerichteten Atelier im Schatzmannschen Familienhaus am Alten Markt 3. Ihre „Gehilfenprüfung" legt Ina Schatzmann in Berlin ab. Ihr Wissen vertieft sie in Kursen des „Lette-Vereins“, wo sie 1936 auch ihre Meisterprüfung bei Waldemar Titzenthaler absolviert.
Als Fotografenmeisterin arbeitet Ina Schatzmann im väterlichen Betrieb. Auch nach ihrer Heirat mit dem Dipl. Ing. Ernst Muster im Jahr 1937 und dem Umzug in das an Potsdam-Babelsberg angrenzende Berlin-Kohlhasenbrück bleibt dies so. 1938 bringt sie ihre Tochter Karin zur Welt. Dann folgen mehrere Schicksalsschläge. Ina Musters Mann fällt 1940 an der Westfront und bekommt die 1941 geborene zweite Tochter Ina Ernestina nicht mehr zu Gesicht. Am 14. April 1945 wird durch britische Luftangriffe in der „Nacht von Potsdam“ das Elternhaus mit Fotoatelier und das gesamte Negativarchiv von Carl Schatzmann zerstört. Die Eltern kommen in der Wohnung der Tochter in Kohlhasenbrück unter.
Bereits kurz nach Kriegsende meldet Ina Muster unter dem Namen Schatzmann & Muster ihr eigenes fotografisches Gewerbe in Kohlhasenbrück an. Der mittlerweile 73 jährige Vater übernimmt hier die Retuschearbeiten, die Mutter die Buchhaltung. Ina Muster verlagerte ihren Schwerpunkt auf die Porträtfotografie und sichert in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit als Alleinernährerin die Existenz ihrer Familie. Mit dreisprachigen Werbeblättern (Deutsch/Russisch/Englisch) preist sie Porträtaufnahmen für russischen Offiziere und Soldaten an. Später konzentriert sich ihre Tätigkeit auf die Bewohner der Ortschaft, Schulklassen und Nachbarn. Darüber hinaus dokumentiert sie die nähere Umgebung ihres Wohnortes in zahlreichen Fotografien. 1976 gibt Ina Muster das fotografische Gewerbe auf. Ina Muster-Schatzmann, wie sie sich schließlich nennt, stirbt am 9. November 2012 in Berlin.
Der Großteil des fotografischen Nachlasses von Ina Muster-Schatzmann befindet sich heute im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte.
Die Elemente Licht und Schatten sind die Grundlage der Fotografie. Ina Muster hat die Dramaturgie dieser Gegensätze, die sich in ihrer Arbeit bis etwa 1945 zeigt, meisterlich beherrscht – ob inszeniert mit Konturlicht in der Porträtfotografie oder in ihren stimmungsvollen Nachtbildern der historischen Potsdamer Kulisse. Dabei wirken ihre Bilder in der Regel nicht theatralisch, sondern bewahren Sachlichkeit. Erst nach dem Krieg verzichtet Ina Muster auf diese Stilmittel, womöglich weil der künstlerische Anspruch hinter dem mehr denn je wirkenden Druck der Existenzsicherung zurücktrat. Die Portraitfotografien der sowjetischen Offiziere und Soldaten zeigen sich bodenständig und optimistisch, oder auch farbenfroh koloriert, dem Geschmack entsprechend.
2019-04-30