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Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Waffensammlung "Schwarzburger Zeughaus"

Waffensammlung "Schwarzburger Zeughaus"

Über die Sammlung

Die Waffensammlung ist der älteste und historisch geschlossenste Sammlungsbestand des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg. Bereits der Name verweist auf den ursprünglichen Standort im Burgbezirk der Schwarzburg, dem bereits im Jahre 1071 urkundlich erwähnten Stammschloss des Fürstenhauses von Schwarzburg-Rudolstadt.
Die früheste Nachricht über die Existenz eines Waffenlagers auf der Burg findet sich in einer Urkunde vom 10. Juni 1453, die anlässlich einer Erbteilung angefertigt wurde und eine "Harnaschkammer" verzeichnet. Inventare des 16. Jahrhunderts sprechen bereits von einem "Zeughaus" und beziehen sich auf Bestände eines Geschützhauses und einer später abgerissenen Rüstkammer. Neben diesem Waffenlager unterhielten die Grafen von Schwarzburg noch weitere Depots in anderen Orten, deren Bestände immer wieder ausgetauscht , teils eingeschmolzen, aber auch durch Nachlässe vermehrt wurden.
So liegt aus dem Jahre 1438 ein Inventar der stolbergischen, an Schwarzburg verpfändeten Burg Wernigerode vor, in welchem neben den stolbergischen Stücken als "myns hern von Swarzborch" gehörende 10 Handbüchsen, 3 Steinbüchsen, 2 Wallbüchsen, 1/2 Tonne Pulver und Schaftpfeile aufgeführt werden. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts waren keine einsatzfähigen Waffen mehr in das Zeughaus gelangt. Unbrauchbare Bestände anderer Waffenkammern, Nachlässe von Mitgliedern des Fürstenhauses und weitere private Schenkungen erweiterten die Sammlung. So nahm das Zeughaus am Ende des 19. Jahrhunderts den Charakter eines Museums an, das öffentlich zugängig war und einen regen Austausch mit anderen Rüstkammern und Waffenmuseen pflegte. 1894 übernahm der Sekretär der Leibrüstkammer Stockholm, C. A, Ossbahr, die Neuordnung und wissenschaftliche Bearbeitung des Bestandes. Fürst Günther Victor (1852-1925) ermöglichte, dass 1895 ein in Rudolstadt gedrucktes Inventar erschien, das 2 735 Objekte umfasste. 256 Schmiedemarken wurden ausgewertet und 132 Waffenschmiede ermittelt. Diese Arbeit ist noch heute die entscheidende Arbeitsgrundlage und galt schon zur Zeit ihres Erscheinens in Fachkreisen als beispielhaft. Höhepunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit war die Durchführung der Hauptversammlung des "Vereins für historische Waffenkunde" 1908 in Schwarzburg. Das Ende des zweiten Weltkriegs erlebte die Waffensammlung nahezu unbeschadet, jedoch mit Teilverlusten, zu denen die Uniformen und Orden von Mitgliedern des Fürstenhauses zählen. Trotz der Entscheidung des Landes Thüringen von 1949, dass die namhafte Sammlung auf der Heidecksburg verbleiben kann, verfügte vermutlich die sowjetische Stadtkommandantur den Abtransport. Durch bis heute ungeklärte Umstände blieben die in Kisten bereits verpackten Waffen auf dem Rudolstädter Güterbahnhof liegen und gelangten erst 1957 wieder auf die Heidecksburg. Hier wurden sie unter Mithilfe des Museums für Deutsche Geschichte Berlin konserviert und später in eigenen Werkstätten restauriert.
Somit war es ab 1962 möglich, im Nordflügel des Schlosses eine Auswahl typischer Waffen der Öffentlichkeit zugängig zu machen. 1989 wurde die Exposition in der spätgotischen Halle neu gestaltet. Der überwiegende Teil der ca. 4 000 Objekte ist heute in einem seit 2004 neu ausgestatteten Magazin untergebracht, wird systematisch restauriert und der wissenschaftlichen Forschung zugängig gemacht. Teile der Sammlung sollen eines Tages wieder an ihren angestammten Platz nach Schwarzburg zurückkehren. Eine Präsentation an diesem geschichtsträchtigen Ort wäre eine glanzvolle Erinnerung an ein Kapitel Thüringer Kultur- und Landesgeschichte. [Jens Henkel]

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