museum-digitalthüringen
STRG + Y
de
Städtische Museen Jena, Kunstsammlung Klassische Moderne [SMJ II, 498 ]
Gelbe Segel (Fabrik am Wasser)  (Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen / Städtische Museen Jena, Kunstsammlung (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Erich Heckel: Gelbe Segel (Fabrik am Wasser). 1913

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

"Es rauscht wie Freiheit./ Es riecht wie Welt. - / Natur gewordene Planken / Sind Segelschiffe. - / Ihr Anblick erhellt / Und weitet unsere Gedanken." (aus: "Segelschiffe", Joachim Ringelnatz, 1883-1934)
Ein dreimastiges Segelschiff mit zackigen Spitzen, durch breite Schattenlinien betont, spiegelt sich im ruhigen Binnenbereich eines Seegewässers. Die Segel werden auf der Oberfläche des Wassers kantig gebrochen. Die natürliche gelb-braune Färbung der Segel kontrastiert mit der grellen hellblauen Wasserfläche, den Licht-Reflexen des unruhigen Himmels. Den Blick auf die Horizontlinie dominiert ein statisch-unbelebt wirkendes dunkles Industriegebäude. In der Spiegelung wirkt der monolithsche Werkskörper fragil, diffus zerfließend im ruhigen Gewässer. Die gebogene Wolkenlinie am Himmel: ein dunkelblau schraffierter Farbzug, wie die Hauptlinien und -flächen des Gemäldes durch stark verdünnte Ölfarben schnell und sicher aufgetragen. Kaimauer und Wolkenlinie geben der Bild-Erzählung die äußere Begrenzung. Erich Heckel ist zusammen mit den Mitgliedern der Künstlergruppe "Brücke" ein Wegbereiter einer "expressiven" Sehweise, die einer neuen Suche nach der Unmittelbarkeit des Ausdrucks entspringt. Sie wird gefunden: in der Konzentration auf Farbfläche und Strich, konsequent bis zu einer fast aggressiven Steigerung der Möglichkeiten. Heckel wird 1883 im sächsischen Döbeln geboren. Bereits auf dem Realgymnasium in Chemnitz lernt er 1902 Karl Schmidt kennen, der sich später nach seinem Heimatort Schmidt-Rottluff nennen wird. Die beiden verbindet fortan eine lebenslange Freundschaft. Beide studieren seit 1904/1905 an der Technischen Hochschule Dresden Architektur, um sich bald darauf zusammen mit den Kommilitonen Fritz Bleyl und Ernst Ludwig Kirchner ausschließlich der freien Kunst zu widmen. Am 7. Juni 1905 kommt es zu dem heute legendären Zusammenschluß der Künstlergenossenschaft "Brücke" in Dresden, einer "Reaktion gegen die gesamte Lebensatmosphäre dieser Stadt, gegen das geruhige Leben und die von Traditionen jeder Art gesättigte Luft." (Paul Fechter) In Jena erfahren einzelne Künstler der "Brücke" bereits zeitig Anerkennung, es sind die Professoren Botho Graef und Hans Fehr, die sich konsequent für die von ihnen mitentdeckte Moderne einsetzen. Die "Brücke"-Künstler stellen ihre Werke seit 1906 im Kunstverein aus. 1913, im Jahr der Trennung der Künstlergruppe entdeckt Heckel die nahezu unberührte holsteinische Landschaft an der Flensburger Außenförde als Refugium für die nächsten Jahrzehnte. Im gleichen Jahr findet eine Personalausstellung in Jena statt, Heckel zeigt eine Auswahl von jüngst entstandenen Gemälden und Graphik. Das Gemälde "Gelbe Segel" erhält der Kunstverein Jena als Schenkung des Künstlers nach Beendigung der Schau. Es begründet zusammen mit anderen Künstler-Stiftungen die eigene Sammlung des Kunstvereins. Während der Aktion "Entartete Kunst" 1937 werden insgesamt 305 Werke aus der Sammlung entfernt. Damit ist der größte Teil des Bestandes verloren. Das Gemälde "Gelbe Segel" aber überdauert das Ereignis. Im Jahr 1949 wird es in die Bestände des Stadtmuseums überführt. Es kann heute als ursprünglicher Bestandteil einer wegweisenden Sammlung aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gezeigt werden. [Dirk Hoffmann]
Provenienz: Kunstverein Jena, Sammlung moderner Kunst, Nr. 366; Œuvre-Verzeichnis: Vogt G 13/55,

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

80 x 83,5 cm

Literatur

  • Küster, Bernd; Brandt, Ulrike (2008): Expressionismus - Auftakt zur Moderne in der Natur: 100 Jahre Brücke in Oldenburg. Bremen
  • Moeller, Magdalena M. [Hrsg.]; Blattmacher, Annette (2010): Erich Heckel - Aufbruch und Tradition: eine Retrospektive; eine Ausstellung des Brücke-Museums Berlin. München
  • Moeller, Magdalena M. [Hrsg.]; Dahlmanns, Janina (2006): Erich Heckel an der Ostsee. München
  • Nowak, Cornelia [Hrsg.] (1999): Expressionismus. Facetten eines kulturellen Aufbruchs. Jena
  • Schmid, Maria [u. a.] (2008): Rausch und Ernüchterung: die Bildersammlung des Jenaer Kunstvereins - Schicksal einer Sammlung der Avantgarde im 20. Jahrhundert. Jena
  • Schweers, Hans F. (2008): Gemälde in Museen: Deutschland, Österreich, Schweiz Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. (5. Auflage). München
  • Stelzer, Gerhard und Stelzer, Ursula (1990): Bildhandbuch der Kunstsammlungen in der DDR. Leipzig
  • Vogt, Paul (1965): Erich Heckel. Recklinghausen
  • Wahl, Volker (1988): Jena als Kunststadt: Begegnungen mit der modernen Kunst in der thüringischen Universitätsstadt zwischen 1900 und 1933. Jena
Städtische Museen Jena, Kunstsammlung

Objekt aus: Städtische Museen Jena, Kunstsammlung

Die Städtische Kunstsammlung Jena zählt mehr als 4.000 Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Plastik. Obwohl neuere Medien, wie...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.