Der Islam war in Tanjore während des 18. Jahrhunderts eine Minderheitenreligion. Weniger als 8 % der Bevölkerung Tanjores waren Muslime. Selbst die Zahl der Christen in Tanjore war höher als die der Muslime. (Gleichwohl wurden Abbildungen von Christen nicht in das vorliegende Album aufgenommen.) Wie überall in Indien im 18. und 19. Jahrhundert war auch in Südindien der Islam in seiner mystischen Form, dem Sufismus, besonders stark vertreten. Wichtiger Bestandteil des sufitischen Volksislam war der Glaube an die Kraft von heiligen Orten. Diese Kraft, baraka, war stark an die Gräber verstorbener Sheikhs gebunden. Ein Sheikh oder Pir war das Oberhaupt einer islamischen Bruderschaft, tariqah. Besonders prominent im Süden waren die Chistiyyah und die Qadiriyyah. Ein solches Sufi-Grab ist hier zu sehen. Ob es sich dabei um eine reale oder nur erfundene Architektur handelt, ist nicht geklärt. (Werner Kraus)
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