Ein Sattler gehörte zur Kaste der Lederarbeiter, moochee, moochi, mocee, aus der auch, zumindest in Südindien, die Maler hervorgingen. In Nordindien waren die moci Teil der Unberührbaren, da sie tote Tiere häuteten und Felle gerbten. In Südindien dagegen wurde der künstlerische Charakter dieser Menschen herausgestellt, und oft werden sie an erster Stelle als Maler und erst danach als Lederarbeiter genannt. Charles Gold, der 1806 das bekannte Buch »Oriental Drawings« veröffentlichte, war der erste, der die Moochees als »artists of India« bezeichnete.
Der Sattler ist vornehm mit einem weißen Hemd und ebensolchem Hüfttuch bekleidet. Er trägt einen Sattel und hält mit der Linken ein angefertigtes Zaumzeug. Dabei ist er schematisch mit dem üblichen Schmuck ausgestattet. Die senkrechten Streifen auf seiner Stirn zeigen, dass er ein Anhänger der Vishnu-Version des Hinduismus ist. Seine Frau ist, wie so oft auf den Bildern dieser Serie, nicht als Individuum, sondern allein als Typus dargestellt. Ähnliche Profildarstellungen der Frauenfiguren wiederholen sich wieder und wieder. Sie hält als Attribut zwei Steigbügel in der Hand. (Werner Kraus)
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