Aufklärung in Sachsen-Anhalt

Menschenbilder. Von Gleichheit und Individualität, von Freiheit und Begrenzung

Bilder und Auffassungen von Menschen in den Sammlungen in Sachsen-Anhalt

Die Würde jedes Menschen ist unantastbar. Dies gilt vielen heute als Selbstverständlichkeit. Erstmals formuliert wurde dieser Anspruch im 18. Jahrhundert. Ebenso wie vieles andere, was unser heutiges Menschenbild prägt, seinen Ursprung im Zeitalter der Aufklärung, dieser bedeutenden Epoche des Auf- und Umbruchs hat. Gesellschaftspolitisch wirksam wurde dieses neue Menschenbild dann 1789 in der Französischen Revolution. An der Diskussion darüber beteiligten sich Philosophen, Juristen, Mediziner, Archäologen und Künstler. Weitreichende Impulse für den Wandel des Menschenbildes kamen auch aus Halle von dem Rechtsgelehrten Christian Thomasius (1655–1728), dem Philosophen Christian Wolff (1679–1754) sowie auch dem pietistischen Theologen August Hermann Francke (1663–1727).

Zugleich gab es Vorstellungen, die uns heute kurios erscheinen. So ging etwa der einflussreiche Schriftsteller und Theologe Johann Caspar Lavater (1735–1806) davon aus, dass aus der äußeren Erscheinung des Menschen auf seinen Charakter geschlossen werden könne. Die geografischen Entdeckungen in der Südsee warfen die Frage auf, ob die ‚edlen Wilden’ möglicherweise glücklicher seien als die zivilisatorisch ‚verdorbenen’ Europäer. Diskussionen über die Gleich- oder Ungleichheit von Männern und Frauen sowie über Kindheit als eigene, prägende Phase des Lebens begleiteten das 18. Jahrhundert.

Die intensive Suche nach dem, was das menschliche Wesen ausmacht, hat in den Museen, Sammlungen und Bibliotheken Sachsen-Anhalts viele Spuren hinterlassen. Nicht nur voluminöse Bände wissenschaftlicher Abhandlungen lagern hier, sondern auch Objekte aus fernen Ländern, Tagebücher, Modelle und Kunstwerke. Die Bildnismalerei als künstlerischer Ausdruck der intensiven Beschäftigung mit dem Menschen erlebte im 18. Jahrhundert eine neue Blüte. Davon zeugen sowohl Gleims „Freundschaftstempel“ in Halberstadt als auch das umfangreiche realistische Schaffen des Malers Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky (1725–1794), von dem zahlreiche Werke an verschiedenen Orten in Dessau zu bewundern sind.

 

2018-06-11

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