Archäologie der anhaltischen Fürsten

Wilhelm Albert v. Brunn (1911- 1988)

Wilhelm Albert von Brunn (17.9.1911 Köthen - 8.5.1988 Wiesbaden)

W. A. v. Brunn zählte zu den namhaftesten Prähistorikern Mitteldeutschlands in der Zeit zwischen dem Ende der 30-er und dem Beginn der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er hat sich insbesondere um die Erforschung der mitteleuropäischen Bronzezeit verdient gemacht.
W.A. v. Brunn entstammt einer weitverzweigten anhaltischen Arzt- und Gelehrtenfamilie. Er wurde 1911 in Köthen als Sohn des Kreisdirektors (Landrat) Julius von Brunn (18++-1934) geboren. Sein Vater hat sich zwischen den Weltkriegen große Verdienste um eine systematische und staatliche Bodendenkmalpflege in Anhalt erworben. Lebendiger Ausdruck dessen war nicht nur die Unterstützung des Heimatmuseums Köthen, welches ab 1912 einen steten Aufschwung nahm, sondern auch die hauptamtliche Anstellung von W. Goetze als Kreiskonservator im Jahre 1921. Einen Höhepunkt in seinem Wirken war zweifellos die Organisation der 8. Tagung der Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte in Köthen im Jahre 1924, mit den seinerzeit führenden Fachleuten, wie z.B. Gustav Kossinna. Hieran nahm auch der damals gerade einmal 12-jährige Wilhelm Albert teil. Sicher hat er in diesem geistigen Umfeld wesentliche Impulse und Prägungen für seinen späteren Lebensweg erhalten.

Nach einem breit angelegtem Studium in Wien, Marburg, Berlin und Halle (Staatsexamen 1935, Promotion 1937) wirkte v. Brunn ab 1938 zunächst an der damaligen Landesanstalt für Volkheitskunde in Halle, nach dem 2. Weltkrieg zunächst wieder in Halle am Landesmuseum für Vorgeschichte (bis 1947) und am Institut der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1951-1961) - später dann in Kiel (1961-1964) und schließlich ab 1965 als Ordinarius am neugeschaffenen Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte an der Justus-Liebig-Universität zu Gießen (bis 1979). Seine Biografie wiederspiegelt somit auch sinnfällig die Geschichte der deutschen Teilung nach 1945.
W. A. v. Brunns wissenschaftliche Arbeiten betreffen verschiedene urgeschichtliche Perioden in Mitteldeutschland, v.a. aber die Metallzeiten. Besonders widmete er sich zeitlebens der Problematik bronzezeitlicher Hortfunde. Neben umfassenden Materialvorlagen (1959, 1968) trug er maßgeblich zur Interpretation und Deutung dieser spezifischen archäologischen Befundgattung bei und setzte sich dabei auch quellenkritisch mit dem Material auseinander (1981). Große Verdienste um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erwarb er sich in seiner Tätigkeit als Ordinarius am selbst aufgebauten Lehrstuhl in Gießen sowie als DFG-Fachgutachter von 1967-1975.

Seine wichtige forschungsgeschichtliche Arbeit "Zu Kenntnis und Pflege der Bodendenkmale in Anhalt" ist bis heute wegweisend geblieben und erschien 1958 in Band 41/42 der Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Er ist seinen Wurzeln stets verbunden geblieben. Noch in einer Arbeit von 1983 zur Bedeutung der großen mehrphasigen Grabhügel kehrt er in seine anhaltische Heimat zurück.

2016-10-13