Ernst Barlach

Frierendes Mädchen

Der von der Landschaft und den Menschen seiner norddeutschen Heimat geprägte Ernst Barlach fand nach seiner Russlandreise 1906 zu einem unverwechselbaren, eigenen Stil jenseits akademischer Normen und selbst moderner Entwicklungen, wie etwa der expressionistischen Malerplastik oder der Orientierung an der griechischen Archaik in der modernen figürlichen Bildhauerei dieser Zeit. Vielmehr entwickelte er eine Auffassung und Formensprache, die zugleich einfach und monumental ist. Beobachtungen der einfachen Menschen fließen ebenso ein wie die Kenntnis mittelalterlicher Plastiken. Auch Barlachs Figuren sind, wie im Mittelalter üblich, überwiegend Gewandfiguren. Das „Frierende Mädchen“, eine Frau in einem knielangen Kleid und einem darüber geworfenen Umhangtuch, wie es von einfachen Frauen anstelle eines Mantels getragen wurde, bleibt ohne jede Geste oder Form nach außen ganz in sich zurückgezogen. Das von den unter dem Umhang verborgenen Händen halb vor das Gesicht gezogene Tuch schließt die Gestalt in ihrer Reglosigkeit ein, die zu einem psychischen Zustand wird.

Barlach hat das Motiv des Tuches, das Gesicht oder auch den ganzen Kopf verhüllt und die Gestalt auf diese Weise nach außen abschließt, häufig im Zusammenhang mit der Thematik Trauer und Tod verwendet. So ist auch das „Frierende Mädchen“, bedenkt man sein Entstehungsjahr 1916, durchaus im Zusammenhang mit dem Geschehen des Ersten Weltkrieges zu verstehen.

Signatur: E. Barlach (hinten rechts auf der Plinthe)

(Object from: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Original entry)

Material /Technique ...

Bronze

Measurements ...

H: 50 cm x B: 13 cm x T: 12,5 cm

Created ...

... Who:

... When:1916

Literature ...

  • Jansen, Elmar/ Rüger, Maria (1977): Ernst Barlach. Bronzeplastiken, unbekannte Zeichnungen aus dem Nachlass in Güstrow. Berlin

Links / Dokumente ...