El Lissitzky

Proun 6, Durchdringungsflächen

Die Sammlung der Moritzburg verdankt das umfangreiche Konvolut an Arbeiten von El Lissitzky der geistigen Offenheit des damaligen Direktors Alois J. Schardt. Er erwarb 1929 insgesamt sechsundvierzig nicht einzeln aufgeführte Ölstudien, Aquarelle und Handzeichnungen des russischen Konstruktivisten für das Museum. Ein Teil ist verschollen, ein anderer blieb wie durch ein Wunder erhalten und entging selbst den Beschlagnahmen von 1937.
Die ersten "Proune" entstanden an der Kunstschule in Witebsk, wo Lissitzky nach der Begegnung mit dem Suprematismus von Kasimir Malewitsch endgültig zu seiner abstrakten Gestaltungskonzeption fand.
Bis 1919 hatte sich El Lissitzky, der gattungsübergreifend sowohl als Architekt, Fotograf, Typograf und Maler tätig war, hauptsächlich der Illustration jüdischer Kinderbücher gewidmet. Als Marc Chagall ihm eine Professur für Architektur und Grafik in Witebsk offerierte, traf er jedoch auf Kasimir Malewitsch, den Begründer des Suprematismus, dessen Kunst ihn und seine Werke stark beeinflusste. Von nun an wandte er sich vom figürlichen Zeichnen und Malen ab, hin zu abstrakten Darstellungen geometrischer Flächen und Körper.
Die so entstandenen Gebilde, welche durch den leeren Raum zu schweben scheinen, nannte er Proune (Proun ist ein Akronym für: "pro-UNOVIS", "Projekt für die Verfechtung des Neuen" und bezieht sich auf die Künstlergruppe UNOVIS, welcher Lissitzky angehörte.)
Eines der frühen Gemälde dieser Art ist "Proun 6 - Durchdringungsflächen".
Der helle Hintergrund suggeriert eine unendliche Weite, durch die das Konstrukt aus sich durchdringenden und drehenden Flächen gleitet, wie ein Perpetuum Mobile.
Die Hell-Dunkel-Kontraste von Schwarz und Weiß, bzw. Pastellgelb und Nachtblau grenzen die einzelnen Flächen stark voneinander ab, sodass Ecken und Kanten klar hervortreten. Die verschiedenen Teile des Gebildes scheinen zugleich fest miteinander verbunden und frei beweglich zu sein.
Leichte Farbverläufe und Nuancen innerhalb der einzelnen Flächen verstärken den Eindruck von Bewegung und schaffen zusätzlich eine farbliche Harmonie.
El Lissitzky griff mit seinen "Proun"-Werken die Ideen Malewitschs von abstrakten geometrischen Formen und Farben, die frei jeglichen Motivs sind, auf. Kunst sollte seiner Ansicht nach einen gesellschaftlichen Nutzen erfüllen und Neuerungen in der Kunst auf Neuerungen der Gesellschaftsformen übertragen werden. Das facettenreiche Spektrum Lissitzkys Kunst umfasst unterschiedlichste Gattungen. Er erweiterte Malewitschs zweidimensionale Darstellungen des Suprematismus um die Perspektive, schuf einen begehbaren Proun-Raum außerdem Bühnenbilder für Theaterinszenierungen und Entwürfe für architektonische Umsetzungen.

(Object from: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

810 x 590 mm

Painted ...

... Who:

... When:1919-1920

[Relationship to location] ...

Russia 

Literature ...

  • Hüneke, Andreas (2005): Das schöpferische Museum. Halle (Saale)
  • Nobis, Norbert (Bearb.) (1988): Katalog zur Ausstellung: El Lissitzky-Retrospektive. Halle (Saale)
  • Schneider, Katja (Hg.) (2008): Moderne und Gegenwart - das Kunstmuseum in Halle. München

Links / Dokumente ...