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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Naumburger Gruppe (ca. 300-60 v. Chr.)

Naumburger Gruppe (ca. 300-60 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die nach einem Gräberfeld in Naumburg benannte Gruppe ging aus der früheisenzeitlichen Thüringischen Kultur hervor. Ein Ausdruck dessen ist die Weiternutzung der alten Grabplätze. Anders als bei ihren Kulturvorgängern tendierte man aber nun im gesamten Verbreitungsraum zur Vereinheitlichung der Gebrauchsgüter. Am deutlichsten zeigen dies die neuerdings auf der Töpferscheibe geformten Gefäße. Dabei orientierte man sich an keltischen Vorbildern, wie z. B. den markanten Terrinen. Auch der Metallschmuck imitiert die importierten Vorbilder aus der südlich angrenzenden Keltenwelt. Die im keltischen Grabbrauch übliche Waffenbeigabe wurde dagegen nicht übernommen.
Auf den Friedhöfen dieser Gruppe gibt es immer wieder auch Gräber mit typischem Inventar der weiter nördlich
beheimateten Jastorf-Kultur. Hier sind vielleicht Zugezogene fassbar, die wohl mit den Einheimischen lebten, ohne dabei ihre Identität preiszugeben. Seit etwa 85 v. Chr. wurden erheblich weniger Gräber angelegt, was zum Teil auf einen Bevölkerungsabzug u. a. nach Südostbayern zurückzuführen ist.
Das Gebiet nördlich von Thüringer Wald und Erzgebirge – Heimat der Naumburger Gruppe – war noch im
2. Jh. n. Chr. dem Geographen Ptolemaios als Heimat der Teurier bekannt. Damit lässt sich erstmals eine hiesige
Kultur mit einem Stammesnamen verbinden.

Bestattung
Der Brandbestattungsritus gleicht dem der vorangegangenen Thüringischen Kultur. Im Unterschied zu jener dienten scheibengedrehte Terrinen und später auch flaschenförmige Gefäße als Urne. Nur selten wurden sie mit Schalen abgedeckt. Beigefäße fehlen fast immer. Frauen erhielten eine Schmuckbeigabe. Männer wurden meist ohne Waffen beigesetzt. Nur in wenigen Gräbern findet sich eine eiserne Lanzenspitze.
Leichenbrand und Trachtbestandteile kamen in dasselbe Gefäß. Die stabförmigen Gürtelhaken wurden seit 200 v. Chr. zusammengebogen, um Platz in der Urne zu finden. Um 85 v. Chr. legte man sie dann einfach neben das Aschegefäß. Ebenso wurden deswegen nach 150 v. Chr. Scheren und bisweilen Lanzenspitzen zurechtgebogen.

Charakteristische Objekte
Der Trachtschmuck – Fibeln, Gürtelketten, Hals- und Armringe – imitiert keltische Vorbilder. Vor allem die Frauen
zeigten sich gegenüber der fremden Formensprache aufgeschlossen. Dies offenbart sich auch in den Zierbuckeln auf Gürtelriemen und -haken. Die stabförmigen Gürtelhaken aus Eisen wurden der Jastorf-Kultur entlehnt; die bronzenen Exemplare sind hingegen Eigenschöpfungen.

Besonderheit
Manch vermögende Frau leistete sich eine Fibel mit roter Korallenzier als Gewandverschluss. Als preiswerten Ersatz für die teure Mittelmeerkoralle nutzte man häufig auch Fossilien wie etwa versteinerte Seelilienwurzeln. Über keltische Händler gelangten die Korallenstücke und Schmuckvorbilder in den Norden.

Hausbau / Siedlungswesen
Über die Siedlungen der Naumburger Gruppe ist wenig bekannt. Charakteristische Eigenarten sind bislang unbekannt. Als nennenswerte Spuren der Dorfarchitektur sind mancherorts verziegelte Lehmreste von kuppelförmigen Töpferöfen dokumentiert, in denen nachweislich Drehscheibenware
gebrannt wurde. Ihr Feuerungsraum lag im Erdboden eingetieft. Darüber befand sich eine Lochtenne zum Brennen der Rohkeramik. Die Tennenlöcher dienten zur Regulierung der Flammen und Hitzeströme.

© LDA; Terrine. Leichenbrandurne. Kleinkorbetha, Saalekreis; ca. 300–200 v. Chr. Foto: Juraj Lipták (München)

Diese Sammlung ist Teil von

Späte vorrömische Eisenzeit (480-30/60 v. Chr.) [1]

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