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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Einzelgrabkultur (ca. 2.800-2.050 v. Chr.)

Einzelgrabkultur (ca. 2.800-2.050 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die Einzelgrabkultur war das nördliche Pendant der schnurkeramischen Becherkulturen. Sie war in den Gebieten von der Nordseeküste bis zum Baltikum beheimatet. Im mitteldeutschen Raum beschränkte sich ihre Verbreitung auf die nördlichen Regionen. Typische Becherformen dieser Kultur haben eine leicht ausschwingende Halswandung. Charakteristisch für die Spätphase waren auch überdimensionierte »Riesenbecher«, die sich mit Höhen von bis zu 50 Zentimetern als Vorratsgefäße eigneten.<br>
Die Bezeichnung Einzelgrabkultur verweist auf den Unterschied zur vorangegangenen Trichterbecherkultur mit ihren Kollektivbestattungen. Eine landwirtschaftliche Spezialisierung ist nicht festzustellen. Ackerbau und Viehhaltung wurden offenbar gleichrangig betrieben. In Mitteldeutschland lässt die Einzelgrabkultur etliche Einflüsse benachbarter Kulturen erkennen. So wurden etwa Gefäßformen und Ornamentik von der Schönfelder-, Glockenbecher- und frühen Aunjetitzer Kultur entlehnt.<br>
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Bestattungssitte<br>
Die Toten wurden individuell beigesetzt, entweder in Flachgräbern oder unter niedrigen Grabhügeln. Oftmals wurden zwei bis drei Gräber etagenartig übereinander angelegt. Die Körperbeisetzung entsprach vorherrschendem Brauch. Brandbestattungen spielten nur eine untergeordnete Rolle. Im mitteldeutschen Siedlungsraum war dieses Verhältnis jedoch relativ ausgeglichen.<br>
Fast überall im Verbreitungsgebiet waren die Gräber von Ost nach West ausgerichtet. Hierzulande ist eine bevorzugte Himmelsrichtung bei der Verortung der Toten allerdings nicht erkennbar. Unbekannt bleibt, nach welchen Kriterien manche Leichname rücklings gestreckt und andere in seitlicher Hockhaltung gelegt sind. Vereinzelt gibt es Hinweise auf Bestattungen in Baum- oder Holzbohlensärgen. Als Beigaben findet man vor allem Becher und Amphoren, in seltenen Fällen auch Bernsteinschmuck. Männer erhielten oft Steinäxte, männliche Kinder manchmal eine Miniaturaxt.<br>
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Hausbau und Siedlungswesen<br>
Es gibt nur wenige eindeutige Siedlungsspuren. Vor allem handelt es sich um verstreute Keramikscherben auf Siedlungsplätzen, die allerdings oftmals mit Material zeitgleicher Kulturen vermischt sind. Die Fundstellen lassen erkennen, dass offenbar flussnahe Lagen für die Wohnsitze geschätzt wurden. Hinweise auf Gebäude sind äußerst selten. Hierzulande ist ein unvollständig erhaltener Hausgrundriss aus Biederitz-Heyrothsberge bekannt, bestehend aus 15 Pfostenspuren und den Resten einer Herdstelle. Das Gebäude befand sich auf einer Düne zwischen Alt- und Nebenarmen der Elbe.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Späte Jungsteinzeit/Spätneolithikum (2.700-2.200 v. Chr.) [41]

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