Der Schaft dieses Laschenschuhes ist aus einem Vorderblatt mit angeschnittener Ristlasche, einer aufgesetzten, großdimensionierten Kappe und zwei Fersenteilen gefügt. Auffällig zeigt sich hier die "aggressive" Vorderkappe. Mit ihrer überschlanken, versteiften und gerade geschnittenen Spitze ist die ein Zugeständnis an die Mode um 1650. Der schlanke Eindruck, den die Schuhform dadurch hinterlässt, wird zusätzlich von einer ungewöhnlich hoch hinaufgezogenen Mittellasche optisch noch verstärkt. Über zwei Ösen lässt sich die spitz zulaufende Ristlasche mit den schmalen, am Fersenteil angeschnittenen Seitenbändern zum fußstabilisierenden Verschluss verbinden. Die zwei runden Ausschnitte an den Fußseiten lockern im Zusammenspiel mit einem für diesen Schuhtyp recht eleganten Stöckel die strenge Linearität etwas auf. Die gleiche Wirkung hatte wohl auch eine jetzt fehlende, ursprünglich den Ösenverschluss zierende Schleife oder Rosette. Wir haben es hier mit einem ästhetisch anspruchsvollen Exemplar dieses Schuhtyps zu tun, wie es die kunstvolle Kappendekoration verdeutlicht: Feinste Anlege- und Überfangtechnik zaubert aus hellen Seidenborten und dunkeln Kordeln stilisierte Lilien- und Tulpengewächse, Flach- und Knötchenstiche in Weinrot und Écru bilden florale Bordüren und Eckfüllungen im wohldurchdacht angelegten Rankengewirr der Muster. Eine fingerbreite Webborte betont den Verlauf der Ausschnittkanten und strukturiert optisch den Fersenbereich. Der Sohlenbereich ist maßgelblich an der Formprägnanz dieses Schuhes beteiligt. Dazu gehört eine dunkelbraune, zweifache Ledersohle, die in der Verlängerung nicht nur wie sonst üblich die Absatzfront überzieht, sondern auch gleich auf die Auftrittsfläche des Stöckels übergreift. Den Umriss betont eine weiße Lederpaspel zwischen Schaft und Sohle. Gleich mehrere Schichten gradkantig geschnittenen Leders bilden zudem eine plateauartige Halbsohle mit rotbraun gefassten Kanten. Der Schuh weist im Fersenbereich erhebliche Fehlstellen auf.
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