Dies Tuch aus dem Jahre 1774 ist das älteste innerhalb der kleinen Sammlung von Mustertüchern des Tangermünder Museums.
Das Leinen wurde aus einer ganzen Bahn geschnitten: Das Tuch hat oben und unten Webkanten, die Seiten sind gesäumt.
Es weist eine sehr feine Seidenstickerei auf (Kreuzstich, Hexenstich, doppelseitiger italienischer Kreuzstich).
Das Tuch ist in drei große Blöcke gegliedert. Im oberen Bereich wurden insgesamt vier vollständige Alphabete gearbeitet, welche jeweils in verschiedenen Farben gestickt und durch schmale geometrische Borten oder Linien voneinander getrennt wurden. Im oberen Feld wurde das Alphabet durch eine Ziffernreihe ergänzt. Im zweiten Feld findet sich die Datierung "ANNO 1774".
In einem relativ schmalen und durch einfache Kreuzstichreihen begrenzten mittleren Block befinden sich in zwei Reihen angeordnete verschiedenartige Kronen mit darunter befindlichen Initialen (VOH, MSH, IGH, EVH, EEWH, CLH, CSH), welche möglicherweise auf verschiedene Familienmitglieder verweisen sollen.
Im unteren Bereich wurden schließlich diverse Motive in insgesamt fünf Reihen angeordnet. Oben mittig befindet sich ein stilisierter Nelkenkranz mit den Initialen "CSH" und der Datierung "1774" (Kranz als Symbol der Vollendung des Lebens, Nelke - in der gesamten europäischen Volkskunst beliebtes Glückssymbol wie auch Symbol für Mutterliebe). Links daneben wurde ein stark abstrahierter, fast dreieckiger Kranz mit den Initialen "SCH" gestickt, rechts dagegen drei Kleinmotive (Korb, Birne, Tanne). In der zweiten Reihe findet sich zwischen zwei zweihenkligen Blumenvasen (Variation des Lebensbaummotivs) ein Hirsch im Garten. Die dritte Reihe weist einen stilisierten Apfelbaum, einen heraldischen Doppeladler sowie eine stilisierte Blume auf. In den beiden unteren Reihen wurden verschiedene Kleinmotive gearbeitet (stilis. Blume, Pfau, Blüte, Mann mit Hund, Krone, bekrönte Initialen "SH", stilis. Eichenspross, Vogelpaar mit Herz, Garten mit Vogel), auch darunter wieder Varianten des Lebensbaummotivs.
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