Die kleinformatige, qualitätsvolle Holztafel zeigt eine thronende Maria, flankiert von zwei Heiligen. Dieser Darstellungstypus - sacra conversazione (heiliges Gespräch) genannt - hat ihren Ursprung in der italienischen Frührenaissance bei venezianischen Malern wie Giovanni Bellini (ca. 1430/35 - 1516). Daher dürfte der Maler des Koblenzer Bildes von einem Künstler angeregt worden sein, der mit den Traditionen dieses italienischen Kompositionsschemas vertraut war. Früher wurde das Bild dem Umkreis Johann Rottenhammers zugeschrieben, was dieser Theorie nicht widerspricht, denn Rottenhammer zog 1589 nach Italien.
Wahrscheinlicher aber ist, dass die Koblenzer Madonna mit dem heiligen Stephanus und dem heiligen Laurentius auf die Art des aus der Schweiz stammenden späteren Prager Hofmalers Joseph Heintz zurückzuführen ist: Auf dieses Vorbild verweisen die Farbpalette, die kunstvoll gestalteten Draperien und Kostüme und die delikaten bis pathetischen Gesten der Figuren - Elemente, die Heintz jedoch im Sinne des exaltierten Gestaltungswillens des Manierismus noch steigerte, nachdem er 1584-87 während eines Italienaufenthaltes entscheidende Anregungen in Rom, Florenz und eben in Venedig empfing bevor er an den Prager Hof berufen wurde.
Der als Erzmärtyrer bezeichnete Stephanus war einer der ersten sieben von den Aposteln geweihten Diakonen. Er wurde wegen Blasphemie vor dem Hohen Rat angeklagt. Wie in der Apostelgeschichte beschrieben, zog er mit seiner Verteidigungsrede noch mehr Zorn auf sich und wurde schließlich zu Tode gesteinigt. Am Stephansfest am 26. Dezember wurden Stephanswasser und Stephanssalz als Heilmittel für Mensch und Tier, außerdem Hafer als Pferdefutter geweiht, da Stephan auch als Patron der Pferde gilt.
Laurentius, der in Aragon geborene Sohn zweier Heiliger, wurde angeblich auf dem glühenden Eisenrost gemartert. Diese Legende basiert jedoch auf einer Ausschmückung in Marterberichten des 4. Jahrhunderts. Allein in Rom gibt es fünf Kirchen unter seinem Patronat. Philipp II. von Spanien machte ihm zum Nationalheiligen und ließ ihm zu Ehren den Escorial mit einem rostförmigen Grundriß anlegen. Sein Fest im August gilt als Wetter- und Lostag im bäuerlichen Brauchtum, Sternschnuppen im August werden auch Laurentiustränen genannt. Nach dem Volksglauben hat Laurentius das Privileg, jeden Freitag eine Seele aus dem Fegefeuer zu befreien.
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