Als einziger der vier Evangelisten berichtet Matthäus von der Flucht der Hl. Familie nach Ägypten (Mt 2, 13-23). Ein Engel befiehlt Josef im Traum, mit Maria und dem Kind nach Ägypten zu fliehen, da König Herodes den "neugeborenen König der Juden" (Mt 2,2) töten lassen will. Erst nach dem Tod des Herodes kehren sie nach Israel zurück.
Die aus der Trierer Welschnonnenkirche stammende "Flucht nach Ägypten" stellt das Thema in dem üblichen ikonographischen Typus dar: Maria sitzt mit dem Kind auf einem Esel, der von Josef geführt wird. Beide Teile der Gruppe sind mit eigener Standfläche gearbeitet und dann in einen gemeinsamen Sockel eingesetzt. Der Esel mußte nachträglich mit einer zusätzlichen Stütze stabilisiert werden. Josef ist in der zeitgenössischen Kleidung des sechzehnten Jahrhunderts dargestellt. Neben Hut, Mantel, Rock und Stiefeln trägt er eine Wasserflasche auf dem Rücken sowie seitlich unter seinem goldgefaßten Mantel eine Provianttasche. Die Mantelschöße flattern in bewegtem Faltenspiel nach hinten. Mit seiner Rechten hat er eine Axt geschultert, während er in der Linken wohl ursprünglich die Zügel des Esels hielt. Sorgenvoll wendet er sich zu Maria und dem Kind um.
Maria, die etwas größer dargestellt ist als Josef, sitzt seitlich auf dem Esel und hält das Kind bergend m ihren Armen. Ihr weites, mit kostbaren Säumen und Borten verziertes Gewand fällt zu beiden Seiten des Esels weit herab. Der schwarze, breitkrempige und für eine Frau ungewöhnliche Hut soll das Unterwegssein der Familie unterstreichen. Von den Sorgen, die sich auf den Gesichtern von Josef und Maria widerspiegeln, scheint das munter blickende Jesuskind unberührt zu sein.
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