Das schwarze Stiefelgefäß besteht aus zwei zusammengesetzten Teilen. Das handgefertigte Unterteil stellt einen rechten Schuh dar, wobei die Zinnbänder das Riemenwerk eines sandalenartigen Schuhs bilden. Das Oberteil ist ein aufgesetzter Pokal. Als Verbindungsglied von Ober- und Unterteil fungiert ein Pufferring.
Da Beinringe zur keltischen Frauentracht gehörten, wird das Gefäß wohl die Kombination von Gefäß und Frauenfuß bzw. -schuh darstellen. Analog zu weiteren Phallus- und Schuhanhängern von anderen in unmittelbarer Nähe gelegenen Gräbern, könnte es sich diesem Gefäß um einen Kultgegenstand gehandelt haben, der mit einem Fruchtbarkeitskult in Zusammenhang zu bringen ist.
Mit Zinnapplikationen verzierte Gefäße stellen eine besonderen Gruppe spätlatènezeitlicher Keramik dar, für die es neben dem Alzeyer Stiefelgefäß weitere Belege in Friedberg und Bad Nauheim, dort allerdings auf Schüsseln angebracht, gibt. Sowohl die außergewöhnliche und nur seltene Verzierungsart der Zinnapplikation als auch das reichhaltige Grabinventar lassen auf die Bestattung einer gutsituierten Person schließen.
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