Westerwald, erste Hälfte 17. Jh.
Steinzeug, salzglasiert, Kobaltbemalung, grauer Scherben, flach gedrückte Kugelform mit kräftig ausgebildetem verziertem Mittelwulst, frei gedreht, Zinndeckel.
Vergleichbare Exponate:
Museen: MAK, Köln, Kat. Nr. 479, 486
Victoria & Albert Museum, London
Sammlung Les Paul (USA)
Literatur:
Reineking v. Bock, S. 67, 320
Falke Abb. 217
Adler, S. 364 u. 365
Diese Gefäßform, einer leicht von oben zusammengedrückten Kugel ähnelnd, wurde in größerem Umfang Anfang des 17. Jh. im Westerwald eingeführt, hatte jedoch in Tüllenkannen 1591 von Jan Emens in Raeren ihre Vorläufer (Koetschau, Taf. 42; Falke II/ S. 30).
Die Dekorationsart ist weitgehend die gleiche wie auf den von Raeren übernommenen Gefäßen mit breitem Mittelfries, der hier jedoch wegfällt und von einem kräftigen Wulst ersetzt wird. Der verhältnismäßig kurze Hals ist mit einem Fries verziert, in dem drei in Medaillons eingefasste Gesichtsmasken mit Beschlagwerk miteinander verbunden sind. Die im Gegensatz zum Ablauf etwas flacher gehaltene Schulter ist auch, wie der Ablauf, kanneliert. Der umlaufende Wulst ist mit kleinen kreisförmigen Dellen, die durch ein geometrisches Muster miteinander verbunden sind, verziert. In der Aufstellung des Keramikmuseums ist als Herstellungszeit "um 1700" angegeben. Sie dürfte jedoch im ersten Drittel des 17. Jh. liegen, wie durch Vergleiche im Katalog des MAK, Köln, Kat. Nr. 478, 479, 480, 482, 483, festgestellt werden kann. Auch die Körper der Tüllenkannen bei Koetschau, Taf. 62, Datiert 1595, bestätigen diese Annahme. Der Krug hat einen flachen Zinndeckel. Durch die Montierung ist eine eventuelle Töpfermarke verdeckt.
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