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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Gesicht und Lebensweg

Gesicht und Lebensweg

Thomas Peters (Jg. 1964) hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen von besonderer Integrität, ausgeprägter Gestaltungskraft und gesellschaftlicher Wirksamkeit fotografisch zu porträtieren – Menschen, die der Trägheit und dem Egoismus der Masse ihre Ideen, ihre Aufrichtigkeit, ihre ganze moralische und geistige Kraft entgegensetzen.
Dabei geht er seinem drängenden Interesse am Menschen nach und trägt sich mit der fundamentalen Fragestellung nach dem Wesen und den Möglichkeiten des Menschen und des Individuums.
Peters‘ Blick ist so unvoreingenommen wie unbestechlich, seine Fotos radikal posenlos, frei von Konzessionen an Mode, Geschmack und Gefälligkeit. Für die Aufnahme stellt er seinen ‚Porträtanden’ von allen Rollen und Funktionen frei, zeigt ihn aus allernächster Nähe in seinem unanfechtbaren Menschsein.
In diesem Menschsein erblickt der Betrachter den Dargestellten als Artgenossen. Eben dies ist ein bestimmender Zug der Logik von Peters‘ Projekt: Indem der Betrachter dieser Vergleichbarkeit gewahr wird, ist er gehalten, es dem Dargestellten gleich zu tun.
Das Urbild von Peters‘ Porträtanden ist der attische Landmann „Trygaios“ in der Komödie „Der Frieden“ des Aristophanes. In einem Akt von Zivilcourage befreite dieser die vom Krieg eingesperrte Friedensgöttin und ihre Vasallinnen – sehr zum Missfallen der Rüstungsindustrie.
Thomas Peters selbst ähnelt Diogenes von Sinope, der zur helllichten Mit-tagszeit mit einer Lampe auf dem Marktplatz von Athen, seine Mitmenschen aufzurütteln, ‚Menschen‘ suchte. Diogenes dürfte nicht fündig geworden sein, Peters dagegen sehr wohl: Menschen hält er uns vor!
Die Texte zu den einzelnen Porträts sind von Thomas Peters verfasst.

[ 25 Objekte ]

Porträt Alexander Kluge

Alexander Kluge (geb. 1932), 2014. Er sagte zu Helge Schneiders 60. Geburtstag: „Es ist schön, dass es Dich gibt!“ Das möchte ich zu Alexander Kluge sagen und hinzufügen: Ach, gäbe es doch mehr von Dir! Unermüdlich beobachtet er das Menschsein – vom Weltraum aus und mit dem Mikroskop auf dem Boden hockend, seine Kompassnadel zeigt auf die Wahrheit. Er holt mit dem Absurden das Schwere und Tiefe an die Oberfläche, schaut dahin, wo es wehtut. In seinen Schriften und Filmen überführt er den Menschen, aber nicht, um ihn bloßzustellen, sondern um ihn an sich selbst wachsen zu lassen und gewiss auch, um selbst zu lernen. Er ist ein poetischer Bauarbeiter und seine Baustelle heißt Menschsein. Er schuftet ohne Halten und ohne Kompromisse. Er ist der intellektuelle Prototyp, sozusagen ein Traummann, für „Gesicht und Lebensweg“.

Porträt Oskar Negt (geb. 1934)

Oskar Negt (geb. 1934), 2017. Oskar Negt stellt als Soziologe und Philosoph grundsätzliche Fragen ohne Scheu vor einer unbequemen, weil unüblichen, Antwort. Oft gemeinsam mit Alexander Kluge bringt er das Menschsein mit dem gesellschaftlichen Wirken in Verbindung. Sein strenger und wacher Blick auf große und kleine Mechanismen und ihre Rückkopplungen fördern fundamentale Erhellungen zutage. Nicht nur an das große WARUM wagt er sich, sondern auch an die tagespolitischen Verwicklungen. Er bleibt der Wahrheit auf der Spur und bestätigt damit, dass er zu den führenden intellektuellen Köpfen Deutschlands gehört.

Porträt Friedrich Schorlemmer

Friedrich Schorlemmer (geb. 1944), 2016. Trotz und wegen seines Drahtes nach ganz oben bleibt er auf dem Boden und bei den Menschen. Mit dem Zorn des Gerechten, Temperament und Wachsamkeit analysiert und gestaltet Friedrich Schorlemmer. Er hält sich nicht heraus, weiß, dass er ein Teil des Ganzen ist und damit eine Gestaltungsverpflichtung hat. Trotz seiner Verzweiflung über den Zustand der Welt besiegt er die Hoffnungslosigkeit und gibt, was er geben kann, und das ist eine Menge. Wenn ich nach einem Paradebeispiel für Integrität gefragt würde, gehörte sein Name zu denen, die mir als erstes einfallen.

Porträt Klaus Werner-Lobo (geb. 1967), 2017

Klaus Werner-Lobo (geb. 1967), 2017. Journalist, Politiker, Clown, das hört sich lustig an. Klaus Werner-Lobo meint es ernst mit dem Spaß. Auch er untersucht Zusammenhänge, schaut Mächtigen auf die Finger, deckt auf und benennt. Was müssen wir tun, um es miteinander auszuhalten, was, um uns und den Planeten zu erhalten? Was geht hier vor? Was kann mein Beitrag sein? Das sind wohl die Fragen, die er sich und denen er sich stellt. Er wagt es, die wirklich Üblen anzuprangern und aufzuzeigen, was sie mit allen Mitteln zu verbergen suchen. Er lässt sich nichts einreden und vormachen. Er schaut aber auch, wie wir als Menschen reifen und in uns wachsen können.

Porträt Marianne Grimmenstein (geb. 1946), 2017

Marianne Grimmenstein-Balas (geb. 1946), 2017. Wer meint, mit einer Musiklehrerin reiferen Alters brauche man gesellschaftlich nicht zu rechnen, kennt Marianne Grimmenstein-Balas nicht! Mit einem Temperament und einer Energie, die manche Mittzwanzigerin blass aussehen lässt, wühlt und rüttelt sie an politisch festgefahrenen und festgezurrten Machwerken. Sie löst Erdbeben aus und macht die sich in Sicherheit wiegenden politischen und wirtschaftlichen Schacherer und Kalkulierer zittern. Jeder Bürger trägt Verantwortung für das Ganze. Marianne Grimmenstein-Balas weicht vor dieser Verantwortung keinen Millimeter zurück. Im Gegenteil: Sie schwingt sich auf ihr wildes Ross und stürmt mit wehenden Fahnen in die Schlacht.

Porträt Petra Isabel Schlagenhauf (geboren 1955), 2016

Petra Isabel Schlagenhauf (geboren 1955), 2016. Ein Rechtsanwalt haut ohne Skrupel selbst die größten Verbrecher raus und scheffelt dafür haufenweise Geld! Oder? Bei Petra Schlagenhauf haben wir es mit einer Rechtsanwältin der anderen Art zu tun. Sie arbeitet und kämpft oft auf einsamem Posten. Sie setzt sich für die Schwachen ein, auch für politisch Verfolgte und immer wieder für Frauen und deren Rechte in Südamerika, für die sie mitunter die einzige noch verbleibende Hoffnung ist. Sie geht dafür bis an ihre Grenzen und darüber hinaus, nimmt sich manches Falles an, der sie kostet, anstatt etwas einzubringen. Sie hat mit Schicksalen zu tun, die sich die meisten braven Menschen kaum ausmalen können. Dabei geht es ihr nicht um mediale Aufmerksamkeit oder Rummel um ihre Person. Sie interessiert sich nur für das Ergebnis ihrer Arbeit: ob sie einem Menschen helfen kann oder nicht.

Porträt Royston Maldoom (geb. 1943), 2013

Royston Maldoom (geb. 1943), 2013. Royston Maldoom bringt Menschen zum Tanzen, für die diese Vorstellung noch kurz zuvor unerträglich gewesen wäre. Er führt zusammen, ermöglicht ihnen Erfahrungen, die außerhalb ihrer Vorstellungskraft lagen. Er rührt die männlichsten Männer, weil sie endlich sie selbst sein dürfen und erkennen, dass das, was sie als das Schwache sahen, das Starke sein kann und weil sie mit Royston Maldoom jemandem gegenüberstehen, der sie annimmt, wie sie sind, und der sie ernst nimmt, der sie durch alle Klischees hindurch in ihrem puren Menschsein wahrnimmt. Mit seiner Empathie schult er die Empathie der anderen, ob Schüler oder Gefängnisinsassen, rund um die Welt.

Porträt Margot Friedlander (geb. 1921), 2014

Margot Friedlander (geb. 1921), 2014. Was erwartet man von einer dreiundneunzigjährigen Frau? Genau: Dass sie mit der Eisenbahn allein kreuz und quer durch Deutschland fährt und an Schulen und anderen Einrichtungen aus ihren Büchern liest und von ihren Erfahrungen als Jüdin zur Zeit des zweiten Weltkrieges berichtet, um der Jugend von heute mit lebendigem Wissen anstelle des Bücherwissens das Bewusstsein zu schärfen und wachzuhalten. Was auch sonst?

Porträt Bruder Raimund (Raimund von der Thannen) (geb. 1948), 2015

Bruder Raimund (Raimund von der Thannen) (geb. 1948), 2015. Eine persönliche Krise hat ihn nicht umwerfen können, sondern auf einen anderen, für ihn neuen Weg gebracht. Als alles oder fast alles in seinem Leben den Bach heruntergegangen war, packte er sich an seinem Schopfe und zog sich aus dem Sumpf. Er entdeckte die benediktinische Spiritualität. Als Einsiedler in den österreichischen Alpen fand er zu sich selbst und seine Verbindung zu Gott. Er erkannte den Sinn des Lebens im Leben selbst. Die Krise hat ihn in eine höhere Reife gezwungen, die Leere sich füllen lassen. Diese Fülle mehrt er, indem er sie teilt. Mit seinem Wirken hilft er anderen Menschen, Halt zu finden und sich zu orientieren.

Porträt Jens Fröhlke (geb. 1962), 2017

Jens Fröhlke (geb. 1962), 2017. Rüttelt an den wackligen Stelzen unseres Vorteilsdenkens, was für echte Geschäftemacher, auch die phantasiebegabtesten, jenseits des Vorstellbaren liegen dürfte und ihnen wie eine Utopie aus einem Paralleluniversum erscheinen muss: Das Geben um der Gabe willen, das Weglassen des Tausches als eine Form des wahren Miteinanders. Er probt freundschaftliches Geben-Nehmen, ohne Kosten-Nutzen-Denken und Auf- und Gegenrechnung, hat auch das Wohl des anderen im Blick und treibt damit dem Konkurrenzmodell die Tränen in die Augen. Er wanderte durch Deutschland unter völligem Verzicht auf den Einsatz von Geld, trug Rockergruppierungen Lieder und Gedichte vor, ließ sich Wegzehrung geben, ohne zu betteln, und den Gebern war es Bereicherung. Auch hier der Weg zu gesellschaftlicher Reife über das Reifen der Persönlichkeit.

Porträt Andreas Liste (geb. 1965), 2017

Andreas Liste (geb. 1965), 2017. Er könnte als Angestellter einer Behörde ein ruhiges und auskömmliches Leben leben. Allerdings weiß er schon lange, dass etwas schiefläuft und da kann er nicht ruhig sitzen bleiben und zuschauen. Mit unglaublichem Einsatz und größter Zähigkeit setzt er sich für den Erhalt unseres Lebensraumes ein. Es scheint, als schliefe er nie. Mit einer Kompetenz, die jeden Ausflüchtigen ins Stocken bringt, energisch und scheinbar ohne Angst stellt er sich dem Wahnsinn entgegen. Er kämpft manchmal fast einsam, versteht es aber auch ohne weiteres, andere mitzureißen. Sein Horizont reicht weit über den nahen Naturschutz hinaus. Er erkennt Zusammenhänge und handelt in dem Bewusstsein, dass alles miteinander verbunden ist.

Porträt Gregor Gysi (geb. 1948), 2015

Gregor Gysi (geb. 1948), 2015. Sein Name dürfte vielen ein Begriff sein. Und es gibt genug, die, wenn er fällt, naserümpfend die Finger heben. Ist Gregor Gysi frei von Verfehlungen? Ich weiß es nicht! Sind wir anderen frei von Verfehlungen? Also vergessen wir die Frage lieber … Auch bei Gregor Gysi haben wir es mit einem Menschen zu tun, der genau hinschaut und genau benennt. Dazu gehört Mut. Und er tut es unermüdlich. Dazu gehört Zähigkeit. Und er wird angefeindet. Dies auszuhalten und trotzdem weiterzumachen erfordert mindestens Durchhaltevermögen. Und diese Eigenschaften sind eine Frage der Haltung und des Willens. Manche verwechseln seine Entschlossenheit, das Leben in Deutschland besser zu machen und seinen Mut, Grundsätzliches in Frage zu stellen und seinen Gestaltungswillen, mit Fanatismus. Das wäre wohl bei genauem Hinsehen und –hören nicht passiert.

Porträt Yasuko Onuki (geb. 1972)

Wie andere Musiker der Galerie „Gesicht und Lebensweg“ schert sich Yasuko Onuki nicht um Rezepturen, Zutaten, Marketingstrategien, Effektivität usw., wenn sie Musik kreieren. Sie kehren heraus, was heraus muss. Sie stellen sich dem, was da ist, auch wenn es dunkel ist. Sie führen das Unsehbare der Wahrnehmung zu. Ihnen ist an Wahrheit und Wahrhaftigkeit gelegen - künstlerische Integrität in höchster Konsequenz. Es ist ausgeschlossen, bei einem solchen Anspruch an sich und seine Arbeit, ein Leben zu führen, wie es der „Einer-von-vielen-Mensch“ führt. An ihnen wird ein Paradoxon sichtbar: Sie stehen oft im Mittelpunkt und sind doch eher Randexistenzen. Das Massenpublikum kann mit ihnen nichts anfangen, die kleineren Scharen derjenigen, die die Kunst erkennen und lieben, dafür umso mehr. Oft ist zwischen Ablehnung und Liebe kaum ein Spalt Platz. Weniger zählbare Konsumenten heißt jedoch nicht: weniger Wirkung. Im Gegenteil. Sie erzeugen mit ihrer Kunst Funken und daraus entsteht ein Licht wie eine olympische Fackel, an der sich unentwegt weitere Lichter entzünden, denn sie sind eine unermüdlich sprudelnde Inspirationsquelle für andere Künstler, nicht nur für Musiker. So geht der Mut zur Wahrheit nicht verloren und die scheinbar kleine Kraft ist wie ein Relais, das mit kleinem Impuls gewaltigen Kräften die Bahn bereiten kann. So lange diese Kraft fließt, heißt sie: Hoffnung. Das zeigt, dass Kunst kein lästiges und teures Anhängsel ist, überflüssiger Luxus, sondern dass Kunst in unserer Zeit ein Überlebenshelfer ist. Kunst ist kaum von Liebe zu trennen, sie hilft Frieden schaffen und Frieden ist die Voraussetzung für Brot und Wasser und eine sichere Behausung. Was kann es Wichtigeres geben?

Porträt Ichirou Agata

Wie andere Musiker der Galerie „Gesicht und Lebensweg“ schert sich Ichiro Agata nicht um Rezepturen, Zutaten, Marketingstrategien, Effektivität usw., wenn sie Musik kreieren. Sie kehren heraus, was heraus muss. Sie stellen sich dem, was da ist, auch wenn es dunkel ist. Sie führen das Unsehbare der Wahrnehmung zu. Ihnen ist an Wahrheit und Wahrhaftigkeit gelegen - künstlerische Integrität in höchster Konsequenz. Es ist ausgeschlossen, bei einem solchen Anspruch an sich und seine Arbeit, ein Leben zu führen, wie es der „Einer-von-vielen-Mensch“ führt. An ihnen wird ein Paradoxon sichtbar: Sie stehen oft im Mittelpunkt und sind doch eher Randexistenzen. Das Massenpublikum kann mit ihnen nichts anfangen, die kleineren Scharen derjenigen, die die Kunst erkennen und lieben, dafür umso mehr. Oft ist zwischen Ablehnung und Liebe kaum ein Spalt Platz. Weniger zählbare Konsumenten heißt jedoch nicht: weniger Wirkung. Im Gegenteil. Sie erzeugen mit ihrer Kunst Funken und daraus entsteht ein Licht wie eine olympische Fackel, an der sich unentwegt weitere Lichter entzünden, denn sie sind eine unermüdlich sprudelnde Inspirationsquelle für andere Künstler, nicht nur für Musiker. So geht der Mut zur Wahrheit nicht verloren und die scheinbar kleine Kraft ist wie ein Relais, das mit kleinem Impuls gewaltigen Kräften die Bahn bereiten kann. So lange diese Kraft fließt, heißt sie: Hoffnung. Das zeigt, dass Kunst kein lästiges und teures Anhängsel ist, überflüssiger Luxus, sondern dass Kunst in unserer Zeit ein Überlebenshelfer ist. Kunst ist kaum von Liebe zu trennen, sie hilft Frieden schaffen und Frieden ist die Voraussetzung für Brot und Wasser und eine sichere Behausung. Was kann es Wichtigeres geben?

Porträt Roger Osborne (geb. 1964)

Roger Osborne und Dale Crover sind zwei ganz eigene Charaktere, vereint in der Kunst. Herz, Seele und Verstand der Band „The Melvins“. Für sie ist Musik Kunstform: eigenständig, kompromisslos, allürenfrei, inspirierend für Menschen auf der ganzen Welt. Sie hätten nichts dagegen, Millionen ihrer Alben zu verkaufen, dafür aber auch nur ein kleines bisschen geschäftstüchtig am Kundengeschmack orientieren? Kunst für Geld verraten? Niemals! Es existiert eine stille Vereinbarung zwischen den Melvins und den „Kunden“: Du weißt nie, was Du bekommst! Nimm es oder lass’ es sein! Was man allerdings immer weiß, ist, dass man von ihnen höchste künstlerische Qualität erhält. Sie scheren sich nicht um den sogenannten Mainstream, passen sich ihm erst recht nicht an. Alles was zählt, ist die Musik. Die künstlerische Größe wird hier zur moralischen Größe und umgekehrt.

Porträt Dale Crover (geb. 1966), 2015

Dale Crover und Roger Osborne sind zwei ganz eigene Charaktere, vereint in der Kunst. Herz, Seele und Verstand der Band „The Melvins“. Für sie ist Musik Kunstform: eigenständig, kompromisslos, allürenfrei, inspirierend für Menschen auf der ganzen Welt. Sie hätten nichts dagegen, Millionen ihrer Alben zu verkaufen, dafür aber auch nur ein kleines bisschen geschäftstüchtig am Kundengeschmack orientieren? Kunst für Geld verraten? Niemals! Es existiert eine stille Vereinbarung zwischen den Melvins und den „Kunden“: Du weißt nie, was Du bekommst! Nimm es oder lass’ es sein! Was man allerdings immer weiß, ist, dass man von ihnen höchste künstlerische Qualität erhält. Sie scheren sich nicht um den sogenannten Mainstream, passen sich ihm erst recht nicht an. Alles was zählt, ist die Musik. Die künstlerische Größe wird hier zur moralischen Größe und umgekehrt.

Porträt Reinhold Messner (geb. 1944), 2015

Reinhold Messner (geb. 1944), 2015. Er suchte und nahm größte persönliche Herausforderungen an, welche ihm Extremerfahrungen einbrachten wie kaum einem anderen Menschen auf dieser Welt und welche ihm aber auch den Blick schärften: Es ist alles Eins! Seine nächste große Herausforderung heißt Verantwortung. Die Lehren, die er zog, vermittelt er nun mit dem gleichen vollen Einsatz, um Bewusstsein und Blick zu schärfen und auch hier die Verbindung zwischen jedem einzelnen von uns und der Welt als unser aller Lebensgrundlage herstellen zu helfen. Das Persönliche ist immer auch das Weltliche und umgekehrt.

Porträt Kai-Uwe Kohlschmidt (geb. 1968), 2015

Kai-Uwe Kohlschmidt (geb. 1968), 2015. Ein Rockmusiker ist ein Rockmusiker? Kai-Uwe Kohlschmidt braucht keine Klischees. Die Musik ist ihm Ausdrucksmittel, Werkzeug zur Suche und zur Bewältigung. Und sie ist nur ein Teil von ihm und seinem Leben. Mit Kunstexpeditionen in den Himalaya und den damit verbundenen Extremerfahrungen, Hörspielen und vielen anderen Aktivitäten begibt er sich auf die Suche nach dem Wesentlichen, dem Ungreifbaren und Unfindbaren. Können wir mehr als ein Annähern erwarten? Auch bei ihm ist die Verbindung zu den anderen Porträtierten sichtbar: Alexander Kluge, die Melvins, Reinhold Messner und die anderen finden sich mit ihm in der Runde verwandter Geister.

Porträt David Lynch (geb. 1946), 2010

David Lynch (geb. 1946), 2010. David Lynch ist anders. Er verunsichert die Sicherheitsliebhaber. Er stößt an, nicht um des Anstoßes willen, sondern um der aufrichtigen Arbeit willen, ob als Filmemacher, Maler oder Komponist. Es mag sein, dass sich das Intuitive seiner Arbeiten über sein Bewusstsein hinausbegibt und als Verstandesergebnis verkleidet. Es mag auch sein, dass er mitunter über das Ziel hinausschießt und seine Wege für manch einen nicht nachvollziehbar sind. Doch er handelt gemäß seiner Suche nach der Wahrheit und ist auf diese Weise aufrichtig. Und: Er wirkt! Wer macht schon alles richtig? Wer bestimmt, was richtig und was falsch ist?

Porträt Stefan Fratte (geb. 1972), 2010

Stefan Fratte (geb. 1972), 2010. Taucht in die dunkelsten Ecken der Seele hinab, erforscht das schwierige Bündnis zwischen Gott und Mensch. Seine Texte sind von erschütternder Tiefe und über die Düsternis triumphierender Schönheit. Seine Arbeit erfolgt fernab jedweder Marktkonformität und einzig seinem Gewissen, seinen Idealen, der Wahrheit verpflichtet. Dichtet, übersetzt, komponiert, filmt, nimmt Ton auf, arbeitet mit Kindern und Erwachsenen, ist Chronist einer Traumwelt, die jedoch sozusagen ein leibliches Kind und damit ein Eigenbild der Wahrheit ist – im Gegensatz zum alltäglichen Schein.

Porträt Baby Dee (geb. 1953), Musikerin

Wie andere Musiker der Galerie „Gesicht und Lebensweg“ schert sich Baby Dee nicht um Rezepturen, Zutaten, Marketingstrategien, Effektivität usw., wenn sie Musik kreieren. Sie kehren heraus, was heraus muss. Sie stellen sich dem, was da ist, auch wenn es dunkel ist. Sie führen das Unsehbare der Wahrnehmung zu. Ihnen ist an Wahrheit und Wahrhaftigkeit gelegen - künstlerische Integrität in höchster Konsequenz. Es ist ausgeschlossen, bei einem solchen Anspruch an sich und seine Arbeit, ein Leben zu führen, wie es der „Einer-von-vielen-Mensch“ führt. An ihnen wird ein Paradoxon sichtbar: Sie stehen oft im Mittelpunkt und sind doch eher Randexistenzen. Das Massenpublikum kann mit ihnen nichts anfangen, die kleineren Scharen derjenigen, die die Kunst erkennen und lieben, dafür umso mehr. Oft ist zwischen Ablehnung und Liebe kaum ein Spalt Platz. Weniger zählbare Konsumenten heißt jedoch nicht: weniger Wirkung. Im Gegenteil. Sie erzeugen mit ihrer Kunst Funken und daraus entsteht ein Licht wie eine olympische Fackel, an der sich unentwegt weitere Lichter entzünden, denn sie sind eine unermüdlich sprudelnde Inspirationsquelle für andere Künstler, nicht nur für Musiker. So geht der Mut zur Wahrheit nicht verloren und die scheinbar kleine Kraft ist wie ein Relais, das mit kleinem Impuls gewaltigen Kräften die Bahn bereiten kann. So lange diese Kraft fließt, heißt sie: Hoffnung. Das zeigt, dass Kunst kein lästiges und teures Anhängsel ist, überflüssiger Luxus, sondern dass Kunst in unserer Zeit ein Überlebenshelfer ist. Kunst ist kaum von Liebe zu trennen, sie hilft Frieden schaffen und Frieden ist die Voraussetzung für Brot und Wasser und eine sichere Behausung. Was kann es Wichtigeres geben?

Porträt Michael Gira (geb. 1954)

Wie andere Musiker der Galerie „Gesicht und Lebensweg“ schert sich Michael Gira nicht um Rezepturen, Zutaten, Marketingstrategien, Effektivität usw., wenn sie Musik kreieren. Sie kehren heraus, was heraus muss. Sie stellen sich dem, was da ist, auch wenn es dunkel ist. Sie führen das Unsehbare der Wahrnehmung zu. Ihnen ist an Wahrheit und Wahrhaftigkeit gelegen - künstlerische Integrität in höchster Konsequenz. Es ist ausgeschlossen, bei einem solchen Anspruch an sich und seine Arbeit, ein Leben zu führen, wie es der „Einer-von-vielen-Mensch“ führt. An ihnen wird ein Paradoxon sichtbar: Sie stehen oft im Mittelpunkt und sind doch eher Randexistenzen. Das Massenpublikum kann mit ihnen nichts anfangen, die kleineren Scharen derjenigen, die die Kunst erkennen und lieben, dafür umso mehr. Oft ist zwischen Ablehnung und Liebe kaum ein Spalt Platz. Weniger zählbare Konsumenten heißt jedoch nicht: weniger Wirkung. Im Gegenteil. Sie erzeugen mit ihrer Kunst Funken und daraus entsteht ein Licht wie eine olympische Fackel, an der sich unentwegt weitere Lichter entzünden, denn sie sind eine unermüdlich sprudelnde Inspirationsquelle für andere Künstler, nicht nur für Musiker. So geht der Mut zur Wahrheit nicht verloren und die scheinbar kleine Kraft ist wie ein Relais, das mit kleinem Impuls gewaltigen Kräften die Bahn bereiten kann. So lange diese Kraft fließt, heißt sie: Hoffnung. Das zeigt, dass Kunst kein lästiges und teures Anhängsel ist, überflüssiger Luxus, sondern dass Kunst in unserer Zeit ein Überlebenshelfer ist. Kunst ist kaum von Liebe zu trennen, sie hilft Frieden schaffen und Frieden ist die Voraussetzung für Brot und Wasser und eine sichere Behausung. Was kann es Wichtigeres geben?

Porträt Martin Erhardt (geb. 1983), 2015

Martin Erhardt (geb. 1983), 2015. Martin Erhardt pflegt alte Musik. Das scheint nichts Besonderes. Doch tut er dies nicht, weil er etwas gut findet, weil es alt ist (Man denke hier an das Spiegelgleichnis, in dem Henri de Toulouse-Lautrec dies in Bezug auf das Neue sehr treffend ausgedrückt hat), sondern weil es gut ist und noch heute eine Bereicherung – im positiven Sinne – identitätsstiftend wirken kann. Doch er pflegt nicht nur, sondern er trägt es auch in die Welt, vermittelt, lehrt und begeistert und ist bereits in jungen Jahren ein angesehener Experte auf diesem Gebiet. Mit seiner Arbeit und seinem menschlichen Wesen gehört er zu denen, die Friedfertigkeit, Gestaltungskraft und Lebensfreude nicht von außen per Gesetz aufstülpen, sondern von innen durch Leben in die Menschengesellschaft pflanzen.

Porträt Gerold Ströher (geb. 1967), 2015

Gerold Ströher (geb. 1967), 2015. Er könnte ohne weiteres an diesem oder jenem Theater arbeiten, bräuchte sich um seine berufliche Zukunft keinerlei Sorgen zu machen. Doch ihm geht es nicht um einen „Job“ als Schauspieler, bequem und einträglich, sicher. Ihm geht es um die Kunst. Er gibt die Sicherheit auf, um Menschen etwas Wahres geben zu können. Es ist schon wieder die Wahrhaftigkeit, die jemanden treibt, die Ehrlichkeit, der Anspruch gegenüber sich selbst und den Menschen, die er anspricht. Seine Wirkung verlangt Verantwortung. Derer ist er sich bewußt und ihr will er gerecht werden. Der Zweifel am eigenen Schaffen dient ihm als Antrieb, den besten Weg zu finden.

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