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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3983 Objekte ]

Mantelschließe mit dem Porträt Herzog Christophs

Die sechseckige Mantelschließe, die das Brustbild Herzog Christophs von Württemberg in Rüstung und mit einem Barett zeigt, war Teil der württembergischen Kunstkammer. Solche Schmuckstücke wurden „im Jahre 1817 vielfach … getragen“ wurden, wie das Inventarbuch dieser Sammlung vermerkt. Die Mantelschließe mit dem Porträt Herzog Christophs wurde wohl in die Kunstkammer integriert, weil sie an die Zeit des württembergischen Verfassungskonflikts erinnert, an eine Auseinandersetzung zwischen den Königen und den Landständen während der Jahre 1815 bis 1819. In dieser Zeit schmückten sich die Anhänger der Landstände mit dem Bildnis Christophs. Sie zeigten damit ihre Verehrung für den Herzog, einen konsensorientierten Herrscher, und übten gleichzeitig Kritik am Verhalten der Könige, die sich über die Mitspracherechte der Stände hinwegsetzen wollten. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Krönung Alexanders VI. zum Papst, 1492

Rodrigo Borgia wurde am 11. August 1492 zum neuen Papst gewählt und nannte sich Alexander VI. Auf seine feierliche Einsetzung wurde eine Medaille geprägt. Die Vorderseite zeigt den Papst barhäuptig und im Profil nach links. Die Inschrift gibt seinen Namen und Titel wieder. Die Krönungsszenerie ist auf der Rückseite wiedergegeben: In der Bildmitte sitzt der Papst auf dem Thron, während die Kardinäle ihn umringen und seine Hand küssen. Die Inschrift CORONAT(ur) – er wird gekrönt – nimmt direkten Bezug auf die Darstellung. [Lilian Groß]

Medaille auf Martin Luther

Auf der Vorderseite der Medaille ist das Brustbild Martin Luthers nach rechts dargestellt. Die Umschrift nennt seinen Namen (MARTINVS LUTHERVS), das Herstellungsjahr der Medaille (ANNO MDXXXXI – 1541) und das Alter des Dargestellten (ETAT(is) SVAE LXI – in seinem 61. Lebensjahr bzw. im Alter von 61). Allerdings passen die Angaben nicht zusammen: Luther wurde 1483 geboren, war 1541 also erst 58 Jahre alt. Die Rückseite zeigt in einer gravierten Umrahmung das Brustbild Christi. [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Leo X. mit Darstellung der Liberalitas, 1513-1521

Rom wurde während des Pontifikats Papst Leo X. zu einem Zentrum von Kunst und Kultur. Diese Medaille spielt darauf an: Auf der Vorderseite ist der Papst barhäuptig und im Profil nach rechts abgebildet. Die Umschrift nennt Namen und Titulatur. Auf der Rückseite steht die Personifikation der Großzügigkeit und Wohltätigkeit, Liberalitas, mit einem großen Füllhorn in den Händen in der Bildmitte. Der Inhalt des Horns ergießt sich auf den Boden. Musikinstrumente rechts sowie Bücher und Insignien der katholischen Geistlichkeit links rahmen das Geschehen. Die Umschrift LIBERALITAS PONTIFICIA - päpstliche Freigiebigkeit – soll die Wohltätigkeit Papst Leos X. unterstreichen. [Lilian Groß]

Sächsischer Taler auf die 100-Jahrfeier der Augsburger Konfession, 1630

Um an die 100. Wiederkehr der Übergabe des Augsburger Bekenntnisses zu erinnern, wurden 1630 in Sachsen, wo die Reformation ihren Ausgang genommen hatte, verschiedene Gold- und Silbermünzen ausgegeben. Darunter auch dieser Taler. Seine Vorderseite zeigt den Münzherrn, den 1630 regierenden Kurfürsten Johann Georg, die Rückseite mit Johann dem Beständigen den Herrscher, der die Reformation in Sachsen eingeführt und verteidigt hatte. Die Inschrift auf der Vorderseite nennt den Anlass der Emission, die auf der Rückseite einen Vers aus den Sprüchen Salomos: NOMEN DOMINI TVRRIS FORTISSIMA – Der Name des Herrn ist eine feste Burg. Mit der Neuenstädter Sammlungen kamen zwei Münzen diesen Typs in die Kunstkammer. [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Hadrian VI., 1522-23

Adriaan Florisz Boeyens (im Deutschen auch als Adrian von Utrecht bekannt) wurde 1522 zum neuen Papst gewählt und behielt seinen Taufnamen bei: Als Papst Hadrian VI. hatte er das Pontifikat 20 Monate inne. Er galt als gelehrsam und fromm und beendete die verschwenderische Hofhaltung seiner Vorgänger. Die Medaille zeigt das Brustbild des Papstes im Profil nach links, er ist mit einem schmucklosen Gewand bekleidet und trägt eine Calotte, eine netzartige Haube. Die Umschrift gibt Namen und Titulatur wieder. Auf der Rückseite sind viele Bücher abgebildet, einige geschlossen, die meisten offen. Darüber schweben die Schlüssel Petri und die Tiara. Überstrahlt wird die Szene von den göttlichen Strahlen und dem Heiligen Geist in Gestalt einer Taube. Die Umschrift lautet SPIRITVS SAPIENTIÆ – Geist der Weisheit. [Lilian Groß]

Sächsischer Vierteltaler auf die 100-Jahrfeier der Reformation

Um an die 100. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag zu erinnern, gab Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen im Jahr 1617 diesen Vierteltaler aus. Auf der Vorderseite ist der Münzherr dargestellt, umgeben von dem protestantischen Wahlspruch VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM – Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Die Rückseite zeigt den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen, der Luther vor dem Zugriff der geistlichen wie weltlichen Gerichte bewahrte und so das SECVLVM LVTHERANVM – das lutherische Jahrhundert – eingeleitet hatte. [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Marcellus II. mit Darstellung Christi und Petrus, 1555

Marcello Cervini wurde am 9. April 1555 zum neuen Papst gewählt, nur 22 Tage nach dem Antritt seines Pontifikats verstarb er. Diese Medaille bildet ihn auf der Vorderseite im Profil nach links ab. Er ist barhäuptig und trägt das Pluviale. Die Umschrift gibt seinen Namen und Titulatur wieder. Auf der Rückseite überreicht Christi dem vor ihm knienden Petrus die Schlüssel zum Himmelsreich – so wie es in der Bibel steht: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben“ (Mt, 16,18-19). Auch die Umschrift bezieht sich auf die dargestellte Szene: CLAVES REGNI CELOR(is) – Schlüssel zum Himmelreich. [Lilian Groß]

Silberabschlag eines Doppeldukaten der Reichsstadt Ulm auf das...

Zum 100. Reformationsjubiläum 1617 gab die Reichsstadt Ulm Doppeldukaten aus. Mit den Stempeln für diese goldenen Prägungen wurden auch silberne Abschläge produziert. Sie zeigen auf der Vorderseite den Ulmer Wappenschild mit einem Spruchband, das den Namen der Stadt nennt. Die Umschrift auf dem Avers nennt den Anlass der Prägung in deutscher Sprache (GEDECHTNVS DES EVANGELISCHEN IVBELJAHRES), die Umschrift auf dem Revers in lateinischer Sprache (MEMORIA IVBILAEI EVANGELICI). Auf der Rückseite ist ein aufgeschlagenes Buch dargestellt, es trägt den Text VERBUM D(omi)NI MANET IN AETERNVM. Dieser Satz war im Reformationszeitalter ein Wahlspruch der Protestanten. [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Paul IV. mit Darstellung der Roma, 1555-59

Gian Pietro Carafa wurde am 23. Mai 1555 zum neuen Papst gewählt und hatte das Pontifikat als Paul IV. vier Jahre lang inne. Auf dieser Medaille ist er auf der Vorderseite im Profil nach rechts dargestellt. Bekleidet ist er mit einem schmucklosen Gewand und einer Calotte, einer netzartigen Haube. Die Umschrift benennt seinen Namen und Titulatur. Auf der Rückseite ist die weibliche Personifikation Roms wiedergegeben. Die Roma hat Schild und Speer in den Händen, sie ist von Waffen und weiteren Trophäen umgeben. Die Umschrift ROMA RESVRGENS – Rom erhebt sich wieder – findet sich bereits auf antiken römischen Münzen. [Lilian Groß]

Straßburger Talerklippe auf das Reformationsjubiläum 1617

Im Jahr 1617 wurde in Straßburg die 100. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag gefeiert. Der Rat der Reichsstadt ließ zu diesem Anlass mehrere Gedenkprägungen herstellen, darunter auch Talerklippen. Ihre Vorderseiten zeigen das Stadtwappen in einem doppelten Schriftkreis, im inneren steht: POST TENEBRAS LVX – Licht nach der Dunkelheit. Dieser Satz aus dem Buch Hiob wurde von den Protestanten häufig verwendet: Die katholische Kirche wurde als Hort der Dunkelheit angesehen; Luther und die anderen Reformation brachten Licht in diese Finsternis. [Matthias Ohm]

Daler von Gillis (Julius) Coyet d. Ä. aus der Regierungszeit König Johanns III....

Der Daler, der in der Regierungszeit des schwedischen Königs Johann III., von 1568 bis 1592, ausgegeben wurde, zeigt auf der Vorderseite den Herrscher. Bekleidet mit einer Rüstung und mit Krone auf dem Haupt und Schwert sowie Reichsapfel in den Händen ist er im Profil dargestellt. Darunter ist das schwedische Wappen mit dem Wasa-Herzschild zu sehen. Auf der Rückseite befindet sich Christus als SALVATOR MVNDI, als Erlöser der Welt, mit der Weltkugel in seiner linken Hand, die Rechte ist zum Segensgestus erhoben. [Lilian Groß]

Medaille von Christian Maler auf das Reformationsjubiläum 1617

100 Jahre nach dem Beginn der Reformation wurden viele Erinnerungsmedaillen ausgegeben, um an dieses Ereignis zu erinnern. Die Prägung Christian Malers zeigt auf der Vorderseite Martin Luther, der einen Scheffel von einer brennenden Kerze nimmt. Eine solche Darstellung findet sich auf vielen Reformationsmedaillen: Nach Ansicht ihrer Anhänger brachte die neue Lehre Licht in das katholische Dunkel. Die Rückseite der Medaille zeigt einen Schwan, ein Sinnbild für Martin Luther. Vor seiner Hinrichtung auf dem Konstanzer Konzil 1415 soll Jan Hus, dessen Name auf Tschechisch Gans bedeutet, gesagt haben: „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen“. Dieser Ausspruch wurde später auf Martin Luther bezogen, der Schwan wurde zu seinem Symbol. [Matthias Ohm

Medaille von Arvid Karlsteen auf die Verleihung des englischen Hosenbandordens...

Schweden ging 1668 ein Bündnis mit England und den Niederlanden gegen Frankreich ein. Daraufhin verlieh König Karl II. von England dem schwedischen König Karl XI. die höchste Auszeichnung seines Reiches – den Hosenbandorden. Der zu diesem Zeitpunkt erst 13 Jahre alte Karl XI. erhielt den Orden am 29. Juli 1669. Auf dieses Ereignis schuf Arvid Karlsteen eine Medaille. Diese zeigt auf der Vorderseite den Schutzpatron des Hosenbandordens, den heiligen Georg, wie er gerade mit seiner Lanze den Drachen besiegt. Auf der Rückseite sind die Initialen des englischen und schwedischen Königs durch das Band des Hosenbandordens miteinander verbunden. Über den Buchstaben „C“ sind zwei Kronen abgebildet. [Lilian Groß]

Taufmedaille von Johann Höhn

Seit dem 16. Jahrhundert war es bei Tauffeiern üblich, dass die Paten den Täuflingen Medaillen schenkten. Sie waren nicht nur eine Erinnerung an den Tag der Taufe, die Prägungen oder Güsse aus Edelmetall konnten auch einen beachtlichen materiellen Wert haben. Diese Medaille zeigt auf der Vorderseite eine Taufszene: Der Pate und die Eltern haben sich um ein Taufbecken versammelt, der Pfarrer hebt den Säugling empor. Auf der Rückseite ist eine Szene aus dem Neuen Testament dargestellt: Christus segnet die Kinder. Dieses Thema, das von Lucas Cranach dem Älteren vielfach ins Bild gesetzt wurde, zeigt eine zentrale evangelische Position. Nach Ansicht Luthers kann die Gnade Gottes nicht durch gute Taten erworben werden. Sie ist ein göttliches Geschenk, das den Menschen bereits mit der Geburt zuteil wird. [Matthias Ohm]

Medaille von Arvid Karlsteen auf den Tod der Königin Ulrike Eleonore von...

Als die schwedische Königin Ulrike Eleonore am 26. Juli 1693 verstarb, war sie 36 Jahre alt und brachte sieben Kinder zur Welt, von denen drei das Erwachsenenalter erreichten. Geboren als dänisch-norwegische Prinzessin wurde sie durch die Heirat mit Karl XI. zur Königin von Schweden. Arvid Karlsteen schuf auf ihren Tod eine Medaille, die auf der Vorderseite das Porträt der Königin nach rechts zeigt. Auf der Rückseite schwebt sie, auf einer Wolke liegend, zu einer weiteren Wolke am Himmel empor, auf der die Sternenkrone der Unsterblichkeit ruht. Unter ihr, auf der Erde, liegen Zeichen ihrer irdischen Würde: Krone, Reichsapfel und Zepter. [Lilian Groß]

Pestmedaille von Wolf Milicz, 1539

Die Medaille zeigt auf dem Avers die alttestamentliche Szene der ehernen Schlange: Gott bestraft die Undankbarkeit der Israeliten, indem er feurige Schlangen sandte. Wer gebissen wurde, konnte nur genesen, wenn er zu der von Moses aufgerichteten ehernen Schlange aufsah. Aufgrund dieser Darstellung wurde die Medaille als Amulett gegen die Pest und andere Seuchen verwendet. Auf dem Revers ist mit der Kreuzigung die neutestamentliche typologische Entsprechung zur ehernen Schlange dargestellt. Die Inschrift lautet: CHRISTI CREVTZ UND BLUT IST ALLEIN GERECHT UND GUT, sie transportiert das „sola gratia“-Prinzip, eine zentrale Position der evangelischen Theologie. Nach Luthers Vorstellung kann die Menschheit nicht an ihrer Erlösung mitwirken. Diese ist vielmehr ein Geschenk, das die Menschheit durch den Kreuzestod von Gott erhalten hat. [Matthias Ohm]

Medaille von Philipp Heinrich Müller auf König Karl XII. von Schweden und...

Der Große Nordische Krieg wurde 1700 durch die Erste Schlacht von Narva zwischen der schwedischen und der russischen Armee ausgelöst. Zar Peter I. von Russland wollte einen Zugang zur Ostsee erkämpfen, um so seine Handelsrouten verbessern zu können. Da die Stadt Narva – heute an der estnisch-russischen Grenze gelegen – zu diesem Zeitpunkt unter schwedischer Hoheit stand, ging König Karl XII. in die Offensive und gewann die Schlacht. Philipp Heinrich Müller schuf auf diesen Erfolg - einen der größten Siege der schwedischen Armee - 1700 diese Medaille. Auf der Vorderseite ist König Karl XII. abgebildet, im Profil nach rechts, bekleidet mit einem Harnisch. Auf der Rückseite sitzt die Personifikation des Sieges, Victoria, auf dem Schlachtfeld. In der Hand hält sie zwei Lorbeerkränze und einen Palmenzweig. Unter ihr liegend sind russische Waffen als Trophäe zu sehen sowie gefallene russische Soldaten. Im Hintergrund erkennt man die Silhouette der Stadt Narva. [Lilian Groß]

Medaille auf Philipp Melanchthon, 1558

Die Gussmedaille zeigt auf dem Avers das Brustbild des Reformators Philipp Melanchthon nach links. Auf dem Revers findet sich das Wappen seiner Familie: ein bekrönter Löwe, der eine Zange und einen Hammer in seinen Tatzen hält. Die Werkzeuge verweisen auf den Beruf von Melanchthons Vater, der Waffenschmied in Heidelberg war. Umgeben wird das Wappen vom Wahlspruch Melanchthons, einem Vers aus dem Brief des Paulus an die Römer: SI DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS – Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? [Matthias Ohm]

Medaille von Johann Georg Breuer auf die Standhaftigkeit Herzog Anton Ulrichs...

Herzog Anton Ulrich unterstrich mit dieser Medaille seine Entschlossenheit in konfessionellen und politischen Fragen. Er konvertierte nicht nur zum katholischen Glauben, sondern musste auch mit der jüngeren Linie des Hauses Braunschweigs Auseinandersetzung um die Kurwürde führen. Um zu zeigen, wie standhaft er in diesen Konflikten war, wählte Anton Ulrich ein Beispiel aus der römischen Geschichte: Auf der Rückseite ist (begleitet von der Inschrift IMMOTVS – unbewegt) Mucius Scaevola dargestellt. Dieser hatte sich bei einer Belagerung der Stadt Roms in das Lager des Etruskerkönigs Porsenna geschlichen und wurde gefangen genommen. Als man ihm Folter androhte, streckte er seine Rechte ins Feuer. Von diesem Mut beeindruckt, gewährte der etruskische König dem Mucius Scaevola die Freiheit. Die Vorderseite zeigt das Brustbild Herzog Anton Ulrichs. [Matthias Ohm]

Miniatur-Medaille, angeblich auf Martin Luther

Die kleinformatige Gussmedaille zeigt auf ihrer Vorderseite ein Brustbild nach links, auf der Rückseite finden sich die drei Buchstaben D(oktor) M(artin) L(uther), das Dürermonogramm AD und die Jahreszahl 1526. Die Medaille ist im Katalog der Neuenstädter Sammlung nachgewiesen. Sie steht dort in der Rubrik VIRI CELEBRES – berühmte Männer – unter den Theologen, als Beschreibung ist angegeben: „effigies Lutheri“ – Bildnis (Martin) Luthers. Doch ist die Benennung des Dargestellten nicht zutreffend. Die Vorderseite – das Porträt eines Unbekannten nach einem Entwurf Friedrich Hagenauers – wurde Ende des 16. Jahrhunderts mit einer neuen Rückseite kombiniert. In der Zeit der Gegenreformation sollte die Medaille den hoch geschätzten Albrecht Dürer als Anhänger Luthers und seiner Lehre zeigen. [Matthias Ohm]

„Glockentaler“ des Herzog August des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel auf...

Im Dreißigjährigen Krieg hatten katholische Truppen Wolfenbüttel besetzt. Um seiner Hoffnung auf eine Befreiung der Stadt Ausdruck zu verleihen, ließ Herzog August der Jüngere eine Serie von Talern prägen. Dieses Exemplar zeigt auf der Vorderseite einen Schild mit dem Wolfenbütteler Wappen und auf der Rückseite eine Glocke, die von drei Armen geläutet wird, über der Silhouette der Residenzstadt Wolfenbüttel, umgeben von der Inschrift TANDEM PATIENTIA VICTRIX – Endlich ist die Geduld die Siegerin. [Matthias Ohm]

Medaille auf Jan Hus

Jan Hus wurde 1415 auf dem Konstanzer Konzil als Ketzer verbrannt. Da er die katholische Kirche kritisiert hatte, wurde er als Vorläufer der Reformation angesehen und daher auch auf Reformationsmedaillen verewigt. Die Prägung zeigt auf der Vorderseite das Brustbild des Jan Hus, darunter ist das Jahr genannt, in dem Hus hingerichtet wurde. Auf der Rückseite ist Hus’ Verbrennung dargestellt: Er steht, an einen Pfahl gefesselt, auf dem Scheiterhaufen. Die Inschrift lautet: PRAETIOSA MORS SANCTORVM IN CONSPECTV DOMINI – Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem Herrn. Die Medaille besaß einen heute ausgebrochenen Henkel, mit dem sie an der Kleidung oder an einer Kette befestigt werden konnte. [Matthias Ohm]

Taler Herzog Rudolf Augusts von Braunschweig-Wolfenbüttel auf die Eroberung der...

Die Stadt Braunschweig gehörte de jure zum Gebiet der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel, de facto hatte die Stadt seit dem späten Mittelalter jedoch eine fast unabhängige Stellung erreichen können. Die Herzöge versuchten mehrmals, die Stadt zu erobern. Nach den vielen, schweren Belagerungen der Stadt während des 16. und 17. Jahrhunderts gelang es dem Wolfenbütteler Herzog Rudolf August schließlich, 1671 Braunschweig zu erobern. Die Medaille, die er auf diesen Anlass ausgab, zeigt ihn auf der Vorderseite im Harnisch im Profil nach links. Auf der Rückseite ist eine Sammlung von erbeuteten Waffen wiedergegeben. Die Inschrift IURE ET ARMIS verdeutlicht die Auffassung des Herzogs, er habe mit Waffen (ARMIS) erobern müssen, was ihm rechtlich (IURE) zustehe. [Matthias Ohm]

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