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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3984 Objekte ]

Maltesische acht Tari des Großmeisters Aloph de Wignacourt

Der 1099 in Jerusalem gegründete „Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“ siedelte sich ab 1530 auf Malta an, weshalb die gebräuchliche Kurzform für die Ritter der Bruderschaft „Malteser“ lautete. Kaiser Karl V. erlaubte dem Orden die Münzprägung auf der Insel, allerdings sollten die Münzen nur im Hoheitsgebiet der Malteser gültig sein. Die Währungseinheit hieß Scudo, dem 12 Tari entsprachen. Der Acht Tari zeigt auf der Vorderseite den enthaupteten Kopf des Ordenspatrons, Johannes des Täufers. Auf der Rückseite ist das Wappen des Großmeisters Aloph de Wignacourt abgebildet. Dieser war der 54. Ordensmeister und leitete die Ordensgemeinschaft auf Malta von 1601 bis 1622. [Lilian Groß]

Maltesische vier Tari des Großmeisters Aloph de Wignacourt, 1611

Nach der Einnahme der Heiligen Stadt Jerusalem 1099 gründeten die christlichen Eroberer den „Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“, kurz Johanniter oder Hospitaliter genannt – nach dem Pilgerspital, in welchem die Hospitaliter der Pflege von Kranken nachgingen und welches Johannes dem Täufer geweiht war. 1306 musste der Orden nach Rhodos übersiedeln, 1530 nach Malta, ab da setzte sich die Kurzbezeichnung „Maltester“ durch. Die oberste Gewalt über den Orden hatte der Großmeister. Der 54. war Aloph de Wignacourt, der 1611 diese Münze ausgab. Auf der Vorderseite ist der enthauptete Kopf Johannes des Täufers zu sehen, die Umschrift verweist ebenfalls auf den Heiligen. Die Rückseite zeigt das Großmeisterwappen de Wignacourts. [Lilian Groß]

Klippe, geprägt während der Belagerung Wiens durch die Türken 1529

Einer der ersten Höhepunkte in der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Osmanischen Reich und dem christlichen Europa war 1529 die Belagerung Wiens. Sultan Süleyman I. (reg. 1520-1566) versuchte drei Wochen lang erfolglos die Stadt einzunehmen. Die Versorgung Wiens war in der Zeit unterbrochen, daher musste Notgeld ausgegeben werden – hergestellt aus Gegenständen von (Edel-) Metall, welche eingeschmolzen bzw. zerschnitten wurden. Die Avers-Inschrift weist auf den Grund der Herstellung der Klippe hin: TVRCK BLEGERT WIENN DEN. XXIIII. TAG SEPTEMBER ANNO D(omini) 1529. Auf dem Revers ist das Wappen Ferdinands I. abgebildet, umrahmt von den Wappenschilden Österreichs, Burgunds und der Steiermark. [Lilian Groß]

Medaille auf die Einnahme von Stuhlweißenburg, 1601

Die „Stadt der Könige“ Szèkesfehèrvàr (deutsch Stuhlweißenburg) in Ungarn war von 1526 bis 1688 während der langen Auseinandersetzung mit den Türken eine Grenzfestung unter osmanischer Besatzung. Mit Ausnahme eines einzigen Jahres, 1601, als die Stadt für wenige Monate von einem christlichen Heer zurückerobert werden konnte. Im Zuge der Kriegswirren wurde auch die Basilika St. Stephan durch Brand zerstört. Auf der Vorderseite der Medaille ist die Stadtansicht mit der noch nicht verbrannten Basilika wiedergegeben. Am unteren Medaillenrand ziehen die Eroberer siegreich in die Stadt ein. Auf dem Revers entsteigt ein Phönix mit dem ungarischen Wappen auf der Brust den Flammen – der mythologische Vogel steht symbolisch für das Ende osmanischer Herrschaft und das Wiedererstarken der Habsburgermonarchie. [Lilian Groß]

Medaille auf die Wahl Matthias` zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, 1612

Matthias (1557-1619) wurde nach dem Tod seines Bruders Rudolf II. 1612 in Frankfurt am Main zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Anlässlich dieses Ereignisses schuf Christian Maler eine Medaille. Auf der Vorderseite prangen sieben Wappenschilde: in der Mitte der doppelköpfige Reichsadler, umringt von den sechs Wappen der Kurfürsten. Rückseitig ist ebenfalls der doppelköpfige Adler abgebildete, zwischen Reichsschwert und -zepter. Zwei Engel sind im Begriff, ihn zu krönen, über allem strahlt der Name Jehova in hebräischen Buchstaben. Die Umschrift FVLGORE IMPERII ROMAN(orum) HAEC AERA CORVSCANT - Durch den Glanz des Römischen Reiches funkeln diese Insignien – unterstreicht den Herrschaftsanspruch Matthias`. [Lilian Groß]

Einseitige Feldklippe von Johann Friedrich I. von Sachsen im Wert eines...

Als Reaktion auf die Religionspolitik des katholischen Kaisers Karl V. schlossen sich 1531 protestantische Fürsten und Städte unter der Führung von Kursachsen und Hessen zu einem Bündnis zusammen, dem Schmalkaldischen Bund. Die Auseinandersetzung verschärfte sich, als 1546 Kaiser Karl V. die Reichsacht über alle Mitglieder der Allianz verhängte. In dem folgenden Schmalkaldischen Krieg, aus dem der Kaiser siegreich hervorging, verlor Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, genannt der Großmütige (reg. 1532–1547), seine Kurwürde und einen Großteil seiner Besitztümer. Um seine Truppen bezahlen zu können, ließ Johann Friedrich I. u. a. liturgische Gegenstände aus den Kirchen des heutigen Wittenberger Kreises einziehen und diese zu Klippen verarbeiten. Auf dieser einseitigen Feldklippe im Wert eines Vierteltalers stehen über dem sächsischen Kurwappen die Versalien HHFK (Herzog Haus Friedrich Kurfürst) sowie die Jahresangabe 1547. [Lilian Groß]

Halber Sterbetaler auf Herzog Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg, 1602

Seit Ende des 16. Jahrhunderts sind im deutschsprachigen Raum Sterbemünzen bekannt, welche zur Erinnerung an einen Herrscher geprägt wurden. Generell ist auf der Vorderseite das Porträt des Verstorbenen abgebildet, während die Rückseite entweder das Wappen, Ruhmestaten oder Allegorien auf den Tod zieren. Auch der halbe Sterbetaler auf Herzog Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg (1550–1602) entspricht diesem Schema: Avers ist eine Büste auf ihn, nach rechts gewandt, zu sehen, mit der damaligen modischen Halskrause. Die Umschrift benennt Titel und Herrschaftsgebiet Joachim Friedrichs: MEMOR(ia) IOACH(im) FRID(ericus) DUCIS SILES(iae) LEGN(Ligeniciensis) BREGINSIS. Die Legende auf der Rückseite benennt die genauen Angaben von Stunde, Tag und Jahr der Geburt wie des Todes sowie als Memorial die Anrufung Gottes. [Lilian Groß]

Medaille auf die Einweihung der Kirche St. Martin in Gochsheim, 1704

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg Ende des 17. Jahrhunderts marschierten französische Truppen auch durch Gochsheim, heute ein Stadtteil von Kraichtal im Landkreis Karlsruhe. Sie zerstörten die Stadt, und auch die Kirche St. Martin. Der Wiederaufbau, durch Baumeister Anton Petri, dauerte bis 1704. Anlässlich der Weihe des neuen Gotteshauses ließ der Auftraggeber, Herzog Friedrich August aus der Nebenlinie Württemberg-Neuenstadt, im selben Jahr Medaillen prägen. Diese Goldmedaille zeigt auf der Vorderseite eine Längsansicht der Kirche, mit Glockenturm und Apsis. Auf dem Giebel links ist ein Storch mit großem Nest zu sehen. In der christlichen Ikonographie gilt der Zugvogel als Sinnbild für Himmelfahrt und Wiederkunft Christi. Über der Kirche sind unter einem Fürstenhut zwei Wappen vereint dargestellt: das württembergische Wappen mit den drei Hirschstangen sowie das Ebersteinische Wappen mit einer Rose. Die Rückseite gibt das Datum der Weihe an, 15. IUNY 1704. [Lilian Groß]

Klippe auf die Einweihung der Kirche St. Martin in Gochsheim, 1704

Herzog Friedrich August aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt ließ 1704 Medaillen auf die Weihe der neuen Kirche in Gochsheim prägen. Diese wurde 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges von französischen Truppen in Brand gesteckt. Der württembergische Herzog ließ sie wiederaufbauen. Die Vorderseite dieser Klippe zeigt eine Längsansicht des Gotteshauses mit der Apsis, dem Glockenturm und einem Storch auf dem Dach - in der christlichen Ikonographie ein Symbol für die Göttlichkeit und Menschlichkeit von Christi. Die Inschrift auf der Rückseite erläutert die Umstände des Neubaus: TEMPLUM GOCHZHEIMENSE, 2. AVG(ustus) 1689. A GALLIS EXUSTUM a FRIDERICO AUGUSTO D(ei) G(ratia) DUCE WIRTEMBERGIÆ & c REÆDIFICATUM et 15. IUNY 1704 INAUGURATUM – Die Kirche von Gochsheim, die am 2. August 1689 von den Franzosen niedergebrannt wurde, ist von Friedrich August, von Gottes Gnaden Herzog von Württemberg etc., wiederaufgebaut und am 15. Juni 1704 geweiht worden. In den vier Ecken der Medaille finden sich runde Wappenschilde mit den württembergischen Hirschstangen. [Lilian Groß]

Bankportugaleser mit der Hamburger Börse und dem Elbhandel, 1690

Die Hamburger Börse ist der älteste noch aktive Aktienmarkt in Deutschland. Im 16. Jahrhundert erfüllte die Stadt den Kaufleuten die Bitte nach einem festen Standort, an dem sie ihren Geschäften nachgehen konnten. Von 1577 bis 1583 wurde an der Trostbrücke ein Gebäude errichtet, in dem Geld-, Wechsel-, Versicherungs- und Frachtgeschäfte abgeschlossen wurden, ebenso war hier der Handel mit Wertpapieren möglich. Da der Absatz florierte, musste wiederholt um- und ausgebaut werden, 1841 erfolgte dann der Umzug in die neue Börse. Die Medaille, die Anton Meybusch 1690 fertigte, spiegelt den wachsenden Wohlstand der Stadt, der wider durch den Fernhandel über die Elbe ermöglicht wurde. Die Vorderseite ziert eine Ansicht des alten Börsengebäudes mit der Umschrift ECCE ANIMAM COMMERCIA ET URBIS ALUMNAM – Siehe, dass der Handel die Seele und Ernährerin der Stadt ist. Auf der Rückseite ist links Hammonia (die Personifikation der Stadt Hamburg) zu sehen, mit Stab und Freiheitshut und Caduceus, ihr Haupt mit der typischen Mauerkrone verziert. Die weibliche Person rechts verkörpert den Wohlstand: In den Händen hält sie ein überquellendes Füllhorn, dessen Inhalt sich über die Stadt ergießt. Auf dem Kopf trägt sie ein Schiffsmodell. Vor den beiden weiblichen Figuren liegt der Flussgott Albio (Elbe), der aus einer Urne Wasser ausgießt und mit der Rechten ebenfalls das Füllhorn umfasst. [Lilian Groß]

Denar des Severus Alexander für Julia Mamaea mit Darstellung der Vesta

Der Kult der Göttin Vesta gehörte sicher zu den altehrwürdigsten und bedeutendsten des römischen Staates. Ihre Priesterinnen, die jungfräulichen Vestalinnen, wurden aus den höchsten Kreisen der Patrizierfamilien ausgewählt und bewachten das symbolträchtige Herdfeuer sowie die wichtigsten Kultgegenstände der Stadt Rom und damit das Wohlergehen des gesamten Volkes. Unter Kaiser Elagabal, der den gleichnamigen orientalischen Sonnengott zur obersten Gottheit erklärte, wurden die bisherigen Kulttraditionen zum Entsetzen der Römer außer Kraft gesetzt und unter anderem das so genannte Palladium, das uralte Kultbild der Göttin Athena aus Troja, aus der Obhut der Vesta in den Tempel des neuen Staatsgottes überführt. Elagabals Nachfolger Severus Alexander, aus dessen Regierungszeit der hier gezeigte Denar stammt, machte die verhassten Maßnahmen seines Vorgängers wieder rückgängig und gab der Göttin Vesta ihre alte Bedeutung und Funktion zurück. Aus diesem Grund ist es verständlich, dass Julia Mamaea, die Mutter des neuen Kaisers, diese für das römische Volk so wichtige Gottheit auf ihren Münzen darstellen ließ. Sie und ihr Sohn Severus Alexander stammten aus Syrien, weshalb die Betonung alter römischer Traditionen zur Legitimation der ausländischen Herrscherdynastie diente. [Sonja Hommen]

Denar für Julia Maesa mit Darstellung der Pudicitia

Die römische Frau sollte idealerweise sittsam sein, in einmaliger keuscher Ehe leben und jegliche Ausschweifungen vermeiden, doch entsprach dies nicht unbedingt der Realität, wie man von antiken Autoren weiß. Umso wichtiger war es daher, dass die Frauen des Kaiserhauses hier eine Vorbildfunktion erfüllten und diese durch die Darstellung der Pudicitia, der Personifikation der ehelichen Keuschheit, auf ihren Münzen verbreiteten. Der typische Verschleierungsgestus der Pudicitia, wie auch auf diesem Denar für Julia Maesa zu erkennen, verweist gleichzeitig auf die sich verhüllende Sittsamkeit wie auch auf den Schleier der Braut als Symbol des Ehestandes. Dieses Motiv scheint passend für Julia Maesa ausgewählt, eine Schwester der zur Zeit dieser Prägung bereits verstorbenen Kaiserin Julia Domna und Großmutter des regierenden Kaisers Elagabal, da ihr ein mäßigender Einfluss auf ihren ausschweifenden Enkel nachgesagt wurde und sie als ältere römische Matrone über jeden Verdacht der Unsittlichkeit erhaben war. Allerdings gehörten Bescheidenheit und Zurückhaltung offenbar nicht zu ihren Tugenden, da sie an Aufstieg und Fall mehrerer Kaiser, unter anderem ihres Enkels Elagabal, aktiv beteiligt gewesen sein soll. [Sonja Hommen]

Denar des Elagabal für Julia Soaemias mit Darstellung der Venus

Die Göttin Venus begegnet auf Münzen der römischen Kaiserzeit meist unter dem Beinamen Victrix (die Siegende) oder, als Stammmutter der julischen Herrscherdynastie und des ganzen römischen Volkes, auch als Venus Genetrix (die Erzeugerin/Mutter). Auf diesem Denar der Julia Soaemias, der Mutter des Kaisers Elagabal, erscheint Venus zwar mit ihren üblichen Attributen, wie zum Beispiel dem Apfel, der sie als die Schönste kennzeichnet, doch trägt sie hier den ungewöhnlichen Namen Caelestis (die Himmlische). Dea Caelestis (die Himmelsgöttin) ist die lateinische Bezeichnung für die orientalische Göttin Tanit/Astarte, die unter dem aus Syrien stammenden Kaiser Elagabal eine neuartige und für die Römer entsprechend befremdliche Prominenz im Staatskult erhielt. Der Wirkungsbereich der ausländischen Gottheit, die gleichzeitig Himmels- und Erdgöttin, Jungfrau und Mutter sein konnte, war derart weit gefasst, dass ihr Name Caelestis verschiedenen römischen Göttinnen angefügt werden konnte, wie der Juno oder eben auch der Venus. Das Kind, das auf diesem Münzbild vor der Göttin steht, könnte ein flügelloser Cupido sein, wahrscheinlicher aber soll es die mütterliche Fürsorge der Stammmutter Venus darstellen. Vielleicht weist es aber auch auf die Rolle der Julia Soaemias als Mutter des Kaisers hin. [Sonja Hommen]

Sesterz des Hadrian mit Darstellung der Fortuna

Das Steuerruder ist das typische Attribut der Glücksgöttin Fortuna, das ihr zum einen zur Lenkung der Welt dient, andererseits auch ganz konkret die damals gefährlichen Seereisen oder die für Rom lebenswichtigen Weizenlieferungen übers Meer symbolisieren kann, deren Gelingen vom Wohlwollen der Fortuna abhing. Wie auf diesem Sesterz von Hadrian zu erkennen ist, trägt sie außerdem ein Füllhorn, das Zeichen für Wohlstand und Überfluss. Ihre Gunst war in vielen Lebensbereichen gefragt, weshalb kaum eine andere Gottheit der römischen Antike über eine ähnliche Zahl von Beinamen und Zuständigkeiten verfügte. Im Abschnitt des Münzbildes wird die Eigenschaft der hier abgebildeten Fortuna genannt: FORT(una) RED(ux), also die Zurückführende oder auch Heimbringende. Seit Augustus lag es in den Händen dieser Göttin, die römischen Kaiser wohlbehalten von Feldzügen oder Reisen nach Rom zurück zu geleiten. Dieser Sesterz des Hadrian entstand in seinen ersten Regierungsjahren und feierte die Ankunft des neuen Kaisers in Rom im Jahr 118, nachdem er zuvor Statthalter in der Provinz Syria gewesen war. [Sonja Hommen]

Denar des Severus Alexander mit Darstellung des Mars

Der Kriegsgott Mars wäre auf diesem Denar aufgrund seiner militärischen Ausrüstung mit Helm, Speer und Schild auch ohne die eindeutige Umschrift als solcher leicht zu erkennen. Das Vorbild für dieses Münzmotiv lieferte offenbar ein Kultbild, das sich in dem von Augustus erbauten Marstempel in Rom befand und welches dieser dem rächenden Mars (Mars Ultor) nach seinem Sieg über die Mörder seines Adoptivvaters Caesar stiftete. Im Zusammenhang mit der Prägung des Severus Alexander spielt aber ein anderes historisches Ereignis eine wichtige Rolle: Bei einem Kriegszug gegen die Parther im heutigen Persien im Jahr 53 v. Chr. wurden die symbolträchtigen Feldzeichen der römischen Truppen von den Feinden erbeutet, die dann aber einige Jahrzehnte später von Augustus zurückgeholt und im Marstempel ausgestellt werden konnten. Ein Feldzeichen ist dementsprechend auf dem Münzbild hinter dem Schild des Mars zu sehen. Über zweihundert Jahre danach führte Severus Alexander wiederum Krieg gegen die Parther und ließ aus diesem Anlass Münzen mit dem augusteischen Mars Ultor und den in seinem Tempel aufbewahrten Feldzeichen prägen, um an den vergangenen Triumph über die alten Feinde Roms zu erinnern, sich in eine Reihe mit dem ersten Kaiser zu stellen und die Gunst des Kriegsgottes zu erbitten. [Sonja Hommen]

Sesterz des Caracalla mit Darstellung des Aeskulap

Auf römischen Münzen ist der Heilgott Aeskulap, der griechische Asklepios, nur selten zu finden, weshalb Kaiser Caracalla ein außergewöhnlicher Anlass zur Darstellung dieser Gottheit auf seinen Prägungen bewogen haben muss. Eine ausreichende Erklärung könnte bereits sein, dass Caracalla häufig unter Krankheiten litt, doch lässt sich dieses Münzbild sogar mit einem bestimmten Kuraufenthalt im kleinasiatischen Pergamon in Verbindung bringen: Im Jahr 214, nach einem kräftezehrenden Germanienfeldzug, ließ sich der Kaiser im dortigen Asklepios-Heiligtum kurieren, renovierte zum Dank für seine Heilung den Tempel des Gottes und ließ in Rom Münzen mit seinem Abbild ausgeben. Tatsächlich sollte auf den Prägungen ganz eindeutig Asklepios aus Pergamon zu erkennen sein, da dieser Gott nur dort mit einem sogenannten Omphalos (einem eiförmigen Stein) und seinem Sohn Telesphoros dargestellt wurde, wie sie auch auf diesem Sesterz jeweils rechts und links im Reversbild wiedergegeben sind. Interessant ist hierbei, dass diese Darstellungsweise offenbar von der lokalen Münzprägung Pergamons abgeleitet wurde, wohingegen es normalerweise umgekehrt die Stadt Rom war, welche die Vorlagen für die Münzmotive der von ihr abhängigen Gebiete lieferte. [Sonja Hommen] Die Münze war Teil der Neuenstädter Sammlung, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer. Vorderseite: Gepanzerte und drapierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Aeskulap steht frontal, den Kopf nach links gewandt. Er hält einen auf dem Boden aufgestützten Schlangenstab mit der rechten Hand. Links vor ihm steht eine kleine gewandete Figur (Telephorus), rechts ein Omphalos.

Denar für Faustina maior mit Darstellung der Juno

Als Schutzherrin von Geburt, Ehe und weiblicher Fruchtbarkeit ist Juno für den Lebensbereich der Frau zuständig, darüber hinaus ist sie als Gattin des Jupiter die höchste weibliche Gottheit und Königin des Himmels (Juno Regina), weshalb in der römischen Kaiserzeit ihre Abbildung auf Münzen den Frauen der Herrscher vorbehalten war. Auf diesem Denar für Faustina maior sieht man die Göttin in der würdevollen Haltung und der sittsamen Kleidung einer römischen Matrone, einer ehrbaren verheirateten Frau. Sie hält ein langes Zepter in der linken und eine sogenannte Patera, eine Opferschale, in der rechten Hand, aus der sie den zu ihren Füßen stehenden Pfau, ihr typisches Begleittier, zu füttern scheint. Abgesehen von ihrer prominenten Darstellung auf den Münzen der Kaiserinnen spielt Juno noch in einem anderen Zusammenhang eine wichtige Rolle in der Geschichte der römischen Münzprägung: Der Tempel der Juno Moneta (Mutter der Musen) auf der Arx in Rom war gleichzeitig Sitz der Münze, weshalb „moneta“ im Lateinischen zum Begriff für Geld wurde. [Sonja Hommen]

Aureus des Septimius Severus und des Caracalla mit Darstellung der Victoria

Militärische Siege waren für das auf Expansion angelegte Römische Reich von großer Bedeutung und spielten eine wichtige Rolle für die Legitimation seiner Herrscher. Aus diesem Grund gehört die Siegesgöttin Victoria in vielfältigen Variationen zu den häufigsten Münzmotiven der Zeit. Auf diesem Aureus sieht man die Göttin, deren Flügel ihre Unbeständigkeit und Unvorhersehbarkeit symbolisieren, mit Palmzweig und Siegeskranz herbeieilen: Attribute, die auf den festlichen Triumphzug in Rom verweisen, der erfolgreichen Feldherrn und in späterer Zeit nur dem Kaiser vorbehalten war. Anlass zur Prägung dieser Münze war ein Sieg des Septimius Severus über das Partherreich im heutigen Iran 198 n. Chr. Interessant ist hier auch das Bild der Vorderseite, welches hintereinander gestaffelt die Büsten des Septimius Severus und seines Sohnes Caracalla, seit 198 n. Chr. Mitregent, zeigt. Die Umschrift IMPP (Imperatores) INVICTI PII AVGG (Augusti) erwähnt die Unbesiegbarkeit der Herrscher in direktem Bezug zum Rückseitenmotiv, nicht aber ihre Namen, wobei für den damaligen Betrachter die beiden Porträts zur Identifizierung offenbar ausreichend waren. [Sonja Hommen]

Denar des Domitian mit Darstellung der Minerva

Kaum ein römischer Kaiser hat seine bevorzugte Schutzgottheit derart häufig auf Münzen prägen lassen wie Domitian: Minerva, die Göttin des Krieges und der Weisheit, gefiel diesem Herrscher vielleicht deshalb besonders gut, weil sie innerhalb der kapitolinischen Göttertrias nach Jupiter und Juno an dritter Stelle kam, ebenso wie Domitian nach seinem Vater Vespasian und Bruder Titus der dritte Kaiser der flavischen Dynastie war. Nur wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt ließ er vier Darstellungstypen der Göttin anfertigen, die in der Folgezeit das dominierende Münzmotiv seiner Silberprägungen wurden. Dieser Denar zeigt Minerva kampfbereit in Rüstung und mit erhobenem Speer; Einzelheiten, wie die kleine Eule zu ihren Füßen oder die Schlangenköpfe auf ihrem als Ägis bezeichneten Ziegenfellumhang, sind hier gut zu erkennen. Auf den ersten Blick scheint sie auf einer Art Schiffsbug zu stehen, doch handelt es sich hierbei eher um den oberen Teil einer sogenannten columna rostrata, einer mit in der Schlacht erbeuteten Schiffsschnäbeln verzierten Ehrensäule. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass diese Darstellung einer realen Statue nachempfunden war. [Sonja Hommen]

Medaille Papst Sixtus` V. mit Darstellung eines Aquädukts, 1589

Wie die meisten Päpste zeichnete sich auch Sixtus V. während seiner Amtszeit durch rege Bauaktivität aus. Er ließ das antike Aquädukt Aqua Alexandria wiederherstellen, damit auch höher gelegene Stadtteile Roms mit Wasser versorgt werden konnten. Der Verlauf der alten Trasse wurde geändert und das neue Aquädukt „Aqua Felice“ benannt – nach dem bürgerlichen Namen von Sixtus V., Felice Peretti. Täglich wurden 21.000 Kubikmeter Wasser von der Quelle an der Via Praenestina nach Rom geführt. Auf die Fertigstellung der neuen Wasserleitung 1589 wurde diese Medaille geprägt. Die Vorderseite ziert das Porträt des Papstes: Im geistlichen Ornat bekleidet, aber ohne Tiara, so dass die Tonsur sichtbar ist, im Profil nach rechts. Die Darstellung auf der Rückseite zeigt in stilisierter Form tosende Wassermassen, die durch eine triumphbogenförmige Brücke fließen. Die Umschrift PONS FELIX kann als Wortspiel verstanden werden: einmal als lateinische Übersetzung „die glückliche Brücke“, aber ebenso die Nennung des Erbauers des Aquädukts: Felice. [Lilian Groß]

Medaille Papst Alexanders VII. mit Ansicht der Piazza del Popolo in Rom, 1662

In der Zeit seiner Regentschaft von 1655 bis 1667 prägte Papst Alexander VII. das Stadtbild des barocken Roms. Als Oberhaupt der katholischen Kirche gab er zahlreiche Bauwerke in Auftrag, so z. B. die Kolonnaden um den Petersplatz oder die Cathedra Petri im Petersdom. Die Medaille von 1662 zeigt zwei weitere Bauwerke, die unter Alexander VII. errichtet wurden: die Kirche Santa Maria dei Miracoli und ihre Zwillingskirche Santa Maria di Monte Santo. Beide Kirchen zieren den wichtigsten Platz am nördlichen Eingang Roms, die Piazza del Popolo. Santa Maria dei Miracoli ist ein Rundbau, während ihr Pendant einen ovalen Grundriss hat. In der Mitte des Platzes steht der Obelisk Flaminio aus Ägypten, den Augustus 10 v. Chr. nach Rom brachte, flankiert wird er von den beiden Marienkirchen. Die Vorderseite zeigt das Porträt des Papstes in geistlichem Ornat, auf dem Kopf die Tiara mit dreifachem Kronreif. Das spitzbärtige Gesicht ist nach links gewandt. [Lilian Groß]

Medaille Ludwigs XIV. von Frankreich mit einem Triumphbogen, 1670

König Ludwig XIV. von Frankreich eroberte im Devolutionskrieg gegen Spanien 1668 Teile der Spanischen Niederlande. Der zu diesem Zeitpunkt 30-jährige Sonnenkönig, nutzte den Triumph für eine umfassende Selbstinszenierung als Sieger. In den folgenden Jahren erhielt er den Beinamen Louis le Grand oder Ludovicus Magnus. In Paris sollte sogar ein Triumphbogen entstehen, der Bau wurde 1671 jedoch eingestellt. In diesem Kontext ist die Silbermedaille aus dem Jahr 1670 zu verstehen. Die Vorderseite zeigt den König nach rechts gewandt, ausgestattet mit Schulterpanzer und geknotetem Halstuch, auf dem Kopf sitzt die Allongeperücke, die Ludwig zur Staatstracht erhob. Auf der Rückseite ist ein Triumphbogen zu sehen, obenauf mit einer lebensgroßen Statue Ludwigs des Großen. Triumphbögen sind seit der Antike Bauwerke, die zu Ehren triumphierender Herrscher oder Feldherren errichtet wurden. So verrät die Umschrift, für welche Ruhmestaten dieser gebaut werden sollte: POVR LES CONQVESTES DE FLANDRE ET DE LA FRANCHE COMTE MDCLXX – Für die Eroberung von Flandern und der Franche-Comtè 1670. [Lilian Groß]

Kameo mit dem Porträt eines bärtigen Mannes (Orientale?)

Der hochovale Kameo aus einem gebänderten Achat zeigt das Porträt eines bärtigen Mannes mit einer Kopfbedeckung. Sie besteht aus einem breiten hohen Rand und einem kleinen runden Aufsatz, auf dem oben eine kleine Kugel sitzt. Der Dargestellte hat einen auffälligen Bart und eine kunstvolle Frisur. Vermutlich ist in der Darstellung ein Orientale, evtl. ein Türke zu sehen. Das Krakelee stammt wohl von dem Versuch, den Stein mittels Hitzeeinwirkung zu färben. Achate sind von Natur aus wenig farbig, erst durch einen aufwendigen Prozess erhalten sie ihr strahlendes Farbspektrum. [Marc Kähler]

Intaglio mit Bacchus und Panther

Der ovale Ringstein aus dunklem Nicolo ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst und zeigt Bacchus mit einem kleinen Panther. Der Gott ist bis auf einen Mantel hinter seinem Rücken nackt, in der Rechten hält er einen langen Thyrsosstab, mit der herabgesenkten Linken gießt er ein kleines rundes Gefäß aus. Hinter ihm springt ein kleiner Vierbeiner hervor, der sich zu der herabgesenkten Kanne bzw. zu Bacchus umwendet. Eine Reihe von Punkten unter dem Bauch des Tieres könnten Fell oder Zitzen darstellen. Im Gefolge des Bacchus wird man am ehesten einen Panther bzw. ein Pantherweibchen vermuten. Die sehr schöne und aufwendige Arbeit ist äußerst detailreich gestaltet. Die Figur ist sehr gut proportioniert, Stab und Panther runden die Darstellung gekonnt ab. Das Motiv des Bacchus mit Thyrsosstab und Gefäß ist geläufig und findet sich um die Zeitenwende häufiger. [Marc Kähler]

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