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Landesmuseum Württemberg Ausstellung "Ein Traum von Rom. Römisches Stadtleben in Südwestdeutschland"

Ausstellung "Ein Traum von Rom. Römisches Stadtleben in Südwestdeutschland"

Sonderausstellung zur römischen Stadtkultur im Nordosten Galliens und im rechtsrheinischen Obergermanien.
Laufzeit: 25. Oktober 2014 bis 12. April 2015
Ausstellung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier und des Landesmuseums Württemberg Stuttgart

[ 12 Objekte ]

Genius

Eine Besonderheit der römischen Religion war die Verehrung von Genien, männlichen Schutzgeistern, die die Wirkkräfte von Personen, Personengruppen oder von Örtlichkeiten und Gebäuden verkörperten. Im Hinterland des Limes sind insbesondere die so genannten Orts- oder Stadtgenien nachgewiesen. Sie gleichen im Aussehen dem Wimpfener Schutzgeist: Er trägt eine Mauerkrone und ist mit einem Hüftmantel bekleidet. In der Rechten hält er die Opferschale über dem Altarfeuer. Im seinem linken Arm befand sich ein Füllhorn, das im Ansatz noch zu erkennen ist. Der Genius kam 1984 bei archäologischen Ausgrabungen im Abbruchschutt eines Steinhauses der römischen Siedlung von Bad Wimpfen zutage, das als Kult- oder Versammlungsraum gedient haben dürfte. Der Genius ist im Römischen Lapidarium im Neuen Schloss ausgestellt.

Grabbeigaben eines circa dreijährigen Mädchens

Mit großem Aufwand war ein circa dreijähriges Mädchen bei Gundelsheim für das Jenseits ausgestattet worden. Neben drei Fibelpaaren war es unter anderem mit zwei silbernen Armringen, einer Bernsteinkette, einem römischen Anhänger in Muschelform sowie einer Bronzeschüssel geradezu fürstlich bestattet worden. Interessant sind die silbernen Armbrustfibeln mit ihrer armbrustartig gestalteten Spiralkonstruktion, da sie eine Herkunft der Familie aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet belegen. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Bronzedeckel

Der Bronzedeckel zeigt in der Mitte einen Hasen und Weintrauben, umgeben von sechs Ferkeln. Auf dem äußeren Kreis sind zwölf Geflügeltiere zu sehen. Zum welchem Gefäß dieser einzigartige Deckel einst gehörte, ist nicht bekannt. Der Bronzedeckel aus Mundelsheim ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Beigaben des Frauengrabes 1, Lauffen am Neckar

Eine silberne Armbrustfibel mit goldener Manschette sowie zwei weitere aus Bronze schmückten die Kleidung des circa 15 Jahre alten Mädchens aus vornehmer Familie, das in der Nähe der Ruine eines römischen Gutshofes bestattet wurde. Weitere Beigaben, wie ein kleiner vergoldeter Zierbeschlag mit violetter Glaseinlage sowie die Ziernadeln aus Bein sind wohl aus dem elbgermanische Raum mitgebracht worden. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Grabstein der Tessia Iuvenilis, Rottenburg am Neckar

Grabsteine wie diese sind ein wichtiges Zeugnis der Bevölkerungsstruktur im rechtsrheinischen römischen Gebiet. Wie die lateinische Inschrift belegt, ließ Silius Victor diesen Grabstein für seine mit 37 Jahren verstorbene Frau Tessia Iuvenilis und sich selbst in Sumelocenna, dem heutigen Rottenburg aufstellen. Bei beiden Eheleuten wird ihre Zugehörigkeit zum keltischen Satmm der Helvertier deutlich, die in der heutigen Schweiz ansässig waren. [Nina Willburger] Inschrift: D(is) M(anibus) Tessiae Iu(v)enili Hel(vetiae) an(norum) XXXVII Silius Victor Hel(vetius) coniu gi et sibi f(aciendum) c(uravit) Den Totengöttern Der Tessia Iuvenilis, der Helvetierin 37 Jahre alt Silius Victor, der Helvetier, hat für seine Ehefrau und sich (für die Aufstellung dieses Grabsteins) Sorge getragen

Römische Bauinschrift, Rottenburg am Neckar

Diese lateinische Bauinschrift verkündet einen nicht näher beschriebenen Ratsbeschluss. Sie ist für die Klärung der zivilen Strukturen rechts des Rheins von Bedeutung. Bevor die civitas Sumelocennensis eingerichtet wurde, war das Gebiet um Sumelocenna/Rottenburg die einzige in Obergermanien bekannte kaiserliche Domäne (saltus Sumelocennensis). [Nina Willburger]

Altar für Apollo Grannus, Neuenstadt am Kocher

Der Altar wurde von Lucius Iulius Victorinus, Bezirksrat (decurio) der civitas A(urelia?) G(….), für seinen Sohn Lucius Iulius Lepidus gestiftet. Er ist dem Heilgott Apollo Grannus geweiht und bezeichnet das kommunale Amt des Stifters. Nach derzeitigem Kenntnisstand war der genannte, in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. eingerichtete Zentralort civitas A(urelia?) G... Neuenstadt am Kocher. Der antike Name des Ortes selbst ist unbekannt. Auf der rechten Nebenseite des Altars findet sich die Darstellung einer Jagdszene; durch eine spätere Bearbeitung des Steines wurde seine Form verändert und das Relief auf der linken Nebenseite entfernt. [Nina Willburger]

Römische Bauinschrift (Vicus und Civitas), Köngen

Die lateinische Inschrift belegt die Stiftung einer Umfassungsmauer für ein Heiligtum durch die Bewohner von Köngen (vicus Grinario). Der vicus Grinario gehörte zur civitas Sumelocennensis, deren Zentralort Sumelocenna, im heutigen Rottenburg am Neckar, war. [Nina Willburger]

Altar an die Boni Casses, Marbach am Neckar

Der Kaufmann (negotiator) Lucius Licinius Divixtus errichtete diesen Stein für die Boni Casses aus Dankbarkeit, weil er einen Schiffsuntergang auf dem Neckar überlebt hatte. Bei den Boni Casses oder Di Casses handelte es sich möglicherweise um keltische oder germanische Wegegottheiten. [Nina Willburger]

Reliefpfeiler, Rottenburg am Neckar

Der auf drei Seiten verzierte Reliefpfeiler diente ursprünglich als Türrahmen eines nicht näher bestimmbaren Gebäudes in Sumelocenna, dem heutigen Rottenburg am Neckar, dem Hauptort der civitas Sumelocennensis. Er wurde vermutlich in der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. gefertigt, dann aber im 3. Jh. als Schwellstein für einen großen Gebäudekomplex zweitverwendet. Während eine Seite in flachem Relief einen Krater mit Blattwerk und einen Storch zeigt, sind auf den anderen beiden Götterdarstellungen abgebildet: Die nackte Venus, die Göttin der Liebe, steht auf einer Muschel - der Sage nach entstieg sie dem Meer. Die Muschel wird von ihrem Sohn Amor getragen, der an seinen Flügeln zu erkennen ist. Auf der anderen Seite steht oben Hercules mit der Keule und dem Löwenfell über dem Arm. Unter ihm ist Fortuna, die Göttin des Glücks zu erkennen. Sie hält das Füllhorn als Symbol des Wohlstandes und stützt sich auf das Steuerruder, mit dem sie das Schicksal lenkt. Unter Fortuna steht die geflügelte Siegesgöttin Victoria mit Palmzweig und Siegeskranz. [Nina Willburger]

Römische Inschrift mit Nennung eines Collegium Iuventutis, Neuenstadt am Kocher

Das Relief aus Neuenstadt am Kocher wurde von fünf Mitgliedern eines Jungmännervereins zu Gunsten ihrer Vereinigung errichtetet, in der sich die iuvenes, die männliche Jugend, in kommende kommunale Aufgaben einüben konnte. Das Relief zeigt zwei Männer, die sich die Hände reichen. Sie tragen die Toga, das Kleidungsstück der römischen Bürger. Die auf der Weihung genannten Namen weisen auf die gallische Abstammung der Stifter hin. [Nina Willburger] Inschrift: Varucius Fo[rti]o Adv[entius] Aquinus Natalius Iu[---] Victorinius Ursian[us] Maternius Aeternal[is] co[l(legio)] iuventut(is d(e) su[o p(osuerunt)] Varucius Fortio, Adventius Aquinus, Natalius Iu…, Victorinius Ursianus, Maternius Aeternalis (haben) für die Jungmännervereinigung auf eigene Kosten errichtet.

Statue eines Genius mit Inschriftenfragment, Bietigheim

Zum Schutz für das Kollegium der Mationender, der an dem an der Fundstelle gelegenen Fluss Metter seine Praxis ausübte, stifteten zwei Vertreter ein Bildwerk ihres Genius. Dieser ist mit Füllhorn am Altar dargestellt. [Nina Willburger] Inschrift: Collegio Matisonensium Iul. Venussimus et L. Opt[---] Für das Kollegium der Matisonenser Iulius Venussimus und Lucius Opt…

[Stand der Information: ]