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Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen Linolschnitt von 1900 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Linolschnitt von 1900 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Über die Sammlung

Die Wiederentdeckung von Hochdruckverfahren ist den Künstlern des Expressionismus zu verdanken, die insbesondere den Holzschnitt schätzten und ihm zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen qualitativen und quantitativen Höhepunkt bescherten. Der Kontrast von Schwarz und Weiß, die Brüchigkeit der Kontur kamen dem Streben nach Expressivität und Monumentalisierung, nach gesteigerter Emotion in Ausdruck und Wirkung entgegen. Der künstlerische Linolschnitt setzte in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenfalls ein. Erste Auseinandersetzungen mit dem Linoleum ergaben sich - obwohl in den einzelnen Künstlerbiografien nur schwer zu eruieren - wohl eher zufällig oder auf der Suche nach einer geeigneten Alternative zu Holz.<br>
Beide Hochdruckverfahren, sowohl Holz- als auch Linolschnitt, ähneln sich unter gestaltungstechnischen Gesichtspunkten, wobei das Material Linoleum deutlich homogener ist und einen geringeren Widerstand beim Schneiden aufweist. So stammen die frühesten Experimente mit dem Linolschnitt in Deutschland aus dem Umkreis der Expressionisten. Franz Maria Jansen, Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Emil Maetzel und seine Ehefrau Dorothea Maetzel-Johannsen, Wilhelm Morgner, Gabriele Münter und Georg Tappert schnitten in Linoleum. Typisch für die frühen Linolschnitte dieser Künstler ist eine stark flächige Bildaufteilung, die durch den Schwarz-Weiß-Kontrast charakterisiert ist. Nur vereinzelt gibt es Mehrfarbdrucke und häufiger Kolorierungen. In den 1920er Jahren greifen Künstler den Linolschnitt verstärkt auf: Vor allem die Gruppe progressiver Künstler und die Londoner Grosvenor School of Modern Art etablieren den Linolschnitt als künstlerisches Medium und sind daher auch in unserer Sammlung gebührend vertreten.<br>
Die Linolschnitte von Künstlern, die der Neuen Sachlichkeit zugerechnet werden, etwa Otto Dix, Rudolf Dischinger und Walter Otto Grimm sind noch deren spät-expressionistischer Phase zuzuordnen und fügen sich thematisch und stilistisch in das jeweilige Gesamtwerk ein. Dasselbe gilt für Künstler, die vom Jugendstil beeinflusst sind, wie Robert Budzinski und Ulrich Hallerstede, für kubistische Tendenzen bei Jacoba Heemskerck van Beest und Edmund Daniel Kinzinger sowie für surrealistische Werke von Hans Arp und Henri Laurens.<br>
Der Linolschnitt, mit dem die Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sukzessive zu experimentieren beginnen, spiegelt demnach die Stilrichtungen der Zeit und damit verbunden die unterschiedlichen künstlerischen Fragestellungen der Klassischen Moderne wider.

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