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Naumann-Museum Köthen Die Vogelsammlung J. F. Naumanns

Die Vogelsammlung J. F. Naumanns

Über die Sammlung

Unter den zahlreichen Lebens- und Schaffenszeugnissen der Familie Naumann nimmt die Vogelsammlung einen zentralen Platz ein. Sie ist das weltweit einzige vorzüglich erhaltene Zeugnis einer Vogelsammlung der Biedermeierzeit. An ihr läßt sich nicht nur die Entwicklung der Präparation vom im Ofen mumifizierten Vogel über auf Holzkörper modellierte Stücke bis hin zur Dermoplastik verfolgen, sondern auch der Stand der Vogelsystematik.

Mittels Hintergrundmalerei und Podesten werden Diorameneindrücke vermittelt, obwohl es sich nicht um solche handelt. Aufgrund der Zielstellung, die Vögel systematisch nach Ordnungen, Familien und Gattungen aufzustellen, war eine Gestaltung in Dioramenform unmöglich. Die Landschaftsmalerei ist daher mehr als ästhetischer Aspekt zu sehen. Die Bleiverglasungen, die dem Ensemble einen besonderen Reiz verleihen, entsprechen den technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit.

Bestand die Sammlung zum Zeitpunkt des Verkaufes an den Herzog FERDINAND FRIEDRICH am 16.8.1821 aus 691 Präparaten in 325 Arten, sind heute noch 1167 Exemplare in ca. 650 Arten vorhanden, die in 113 Fichtenholzvitrinen aufgestellt sind. Zum Naumannschen Sammlungsbestand gehören ferner 12 Exemplare, die sich nicht im Sammlungsensemble befinden, 27 Exemplare Exoten (größtenteils aus Südamerika) in einem kleinen rundum verglasten Kasten und ein echtes Diorama, welches eine Rebhuhnfamilie auf einem anhaltischen Acker zeigt. Letztgenanntes erhielt NAUMANN 1819 als Schenkung seines Präparierlehrers HOFFMANN aus Dessau, dessen Signatur noch auf der Unterseite des Kastens erhalten ist. Somit beherbergt das Museum insgesamt 1214 Exemplare Vögel aus dem Besitz des Altmeisters der Vogelkunde.

Besondere Kostbarkeiten der Sammlung sind:

- ein Riesenalk (Pinguinus impennis): Diese Art ist bereits seit 1844 ausgestorben. Weltweit sind in Museen nur 78 präparierte Exemplare vorhanden. Das Köthener Exemplar wurde um 1830 durch den Herzog angekauft, seine Herkunft ist unbekannt.

- eine Wandertaube (Ectopistes migratorius): Bei dem Naumannschen Exemplar dieser seit 1914 ausgestorbenen Art handelt es sich um ein Männchen, welches im Jahre 1830 in die Sammlung kam. Die genaue Herkunft ist ebenfalls nicht bekannt.

- ein östliches Präriehuhn (Tympanucho cupido cupido): seit 1932 ausgestorben. Die Funddaten sind unbekannt.

- ein Hornlund (Fratercula corniculata): Der „Fernöstliche Lundalk, wurde von Naumann 1821 als Art beschrieben. (Mormon corniculata Naumann 1821, Isis 1821, p. 782, Tafel 7, Fig. 3,4. Typenfundort: Unalaska.)

- eine Türkentaube (Streptopelia decaocto): Die Türkentaube wurde 1838 von dem ungarischen Ornithologen E. FRIVALDSKY in Philipopolis, Türkei (heute Plovdiv, Bulgarien) in zwei Exemplaren gesammelt, von denen er eines an J. F. NAUMANN mit der Bitte schickte, ein Kupfer davon zu verfertigen.

Auf den Tip Naumanns, daß es sich nicht nur um eine Lachtaube (Columba risoria) handele, beschrieb FRIVALDSKY 1838 die Türkentaube (Streptopelia decaocto decaocto), wobei er die NAUMANNsche Abbildung mit nutzte. (Columba risoria L var. decaocto Frivalszky, A. M. Tärasäg Evkönyvei (ungarische Akademieschriften) 1834-1836, III kötet (3. Band), osztäly (Teil) 3, p. 183-184, Taf. VIII).

Das Originalaquarell und das Präparat, welches ihm zugrunde liegt, sind bis heute erhalten.

- eine Rostflügeldrossel (Turdus naumanni eunomos): In Naumanns Sammlung steht ein noch urtümlich mit trockener Hitze mumifiziertes Exemplar der Rostflügeldrossel aus dem Jahre 1804, welches leider kein Originaletikett mehr hat. Es findet sich aber ein Hinweis dazu in Naumanns Naturgeschichte... Bd II (1822): „... mein Vater war der erste, welcher ihn 1804 zuerst beschreibt und von mir abbilden ließ. Er erhielt ihn damals von einem aufmerksamen Jäger, welchem wir manche Seltenheit verdanken, der ihn im November, als eben die Rothdrosseln häufig zogen, im Walde wenige Stunden weit von unserem Wohnorte in den Dohnen gefangen hatte". Naumann zufolge (1849) wurde dieses Exemplar „...im Forste von Kochstedt, bei Dessau in den Dohnen gefangen..."

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