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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Schönfelder Kultur (ca. 2.800-2.200 v. Chr.)

Schönfelder Kultur (ca. 2.800-2.200 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die nach dem Fundort Schönfeld, Ldkr. Stendal, benannte Kultur war eine vorwiegend auf Mitteldeutschland beschränkte Erscheinung mit Kerngebiet zwischen nordöstlichem Harz, mittlerer Elbe und unterer Havel. In diesen Landschaften löste sie die Trichterbecher-, Bernburger-, Kugelamphoren- und Elb-Havel-Kultur ab.<br>
Bevölkerungsteile jener früheren Kulturen verschmolzen zu einem neuen Gesellschaftsverband, der sich wiederum in wenige Regionalgruppen gliederte. Offenbar ging dies mit einem geistigen Umbruch einher. So unterzogen diese Menschen ihre Toten erstmalig der ausschließlichen Brandbestattung. Ebenso auffällig ist auch die charakteristische Strahlenornamentik auf der Außenseite flacher Tonschalen, der vermutlich eine Sonnensymbolik zugrunde liegt.<br>
Elemente dieser Zivilisation in auswärtigen Gegenden - vor allem im Gebiet der Schnurkeramik-Kultur - zeugen von einer gewissen Behauptungskraft oder Attraktivität. Sie selbst zeigte sich fremden Einflüssen kaum aufgeschlossen. Bemerkenswert ist die hohe Qualität der Keramik, worin sich Tendenzen zur spezialisierten Töpferei abzeichnen.<br>
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Bestattungssitte<br>
Spielte die Brandbestattung bei allen anderen jungsteinzeitlichen Zivilisationen nur eine untergeordnete Rolle, so war sie für die Schönfelder Kultur die alleinige Art der Beisetzung. Hier dokumentiert sich eine bewusste Abgrenzung gegenüber den benachbarten Kulturkreisen. Die Toten wurden mitsamt Geräte-, Schmuck- und Nahrungsbeigaben auf einem Scheiterhaufen eingeäschert. Keramikschalen und gelegentlich andere Tongefäße dienten als Behälter und Abdeckung für den Leichenbrand. Brauchgemäß waren die Grabgruben nur flach eingetieft und eingeebnet. Vereinzelt wählte man die oberirdisch sichtbaren Großsteingräber älterer Kulturen als Bestattungsplatz aus. Die Grabstätten lagen höchstens wenige 100 Meter von den Siedlungen entfernt. Zwischen den Gräbern ließ man einige Meter Abstand.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
Die Bodenqualität war bei der Wahl des Wohnplatzes offenbar nur bedingt ausschlaggebend. Siedlungen - kleinere Weiler oder bis zu einem Hektar große Dörfer - lagen allerdings stets in Gewässernähe, aber hochwassergeschützt. Je nach Zweck errichtete man Gebäude verschiedener Größe in Pfostenbauweise und ohne regelhafte Ausrichtung. In den Wohnhäusern, die bis etwa 20 Meter lang sein konnten und wohl Firstdächer trugen, befanden sich nachweislich Feuerstellen in separierten Räumen. Schließlich gibt es spärliche Hinweise auf eine Befestigungsanlage im Raum Magdeburg, die ein Licht auf das zumindest zeitweilige Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung wirft, wie auch auf deren Fähigkeit, Großbauprojekte zu organisieren.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Späte Jungsteinzeit/Spätneolithikum (2.700-2.200 v. Chr.) [41]

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