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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund Vermessungsgeschichte

Vermessungsgeschichte

Über die Sammlung

Auf den ersten Blick überrascht es, in einem Museum für Kunst und Kulturgeschichte einen Sammlungsbereich zur Vermessungsgeschichte vorzufinden. Doch die hier ausgestellten vermessungstechnischen Instrumente und erläuternden Wandtafeln belegen, in welch hohem Maße gerade die Vermessungskunde - die Geodäsie - eine wichtige Grundlage vieler kulturhistorischer Errungenschaften von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in unsere Zeit bildet. Im Kontext der Geodäsie eröffnet sich ein weiter Bogen kultureller, wissenschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Aspekte der Eroberung, Aneignung und Erklärung der Welt, im Kleinen wie im Großen, auf dem Felde wie auf der Erdkugel. Diese Aspekte der Geschichte unserer Zivilisation spiegeln sich wiederum in der Gesamtheit der Bestände des Museums für Kunst und Kulturgeschichte.
Die Geschichte der Geodäsie reicht weit zurück: schon aus babylonischer Zeit sind erste kartographische Belege auf Tontafeln überliefert, schon dem Bau der Pyramiden gingen messtechnische Arbeiten voraus. Seit Jahrhunderten sind Geodäten in der Erdmessung, der Landesvermessung und Feldmesskunst tätig. Sie erstellen topographische und thematische Karten, sie liefern die Grunddaten zur Erstellung von Stadtplänen und sie ermitteln Grundstücksgrößen, die nicht zuletzt der Erhebung von Grundsteuern dienen. Das Vermessen eines Feldes, eines Landes oder der Erdkugel diente damals wie heute der konkreten Ortsbestimmung und der weiträumigen Orientierung, dem Nachweis privaten Besitzes und staatlichen Hoheitsrechtes, dem Weltbild und dem Bild einer permanent sich verändernden Welt.
Die Spezifizierung der geodätischen Aufgabengebiete erforderte über die Jahrhunderte auch eine Optimierung ihrer Arbeitsgrundlagen. Maß man in der Frühzeit bis weit in unsere Zeitrechnung noch mit national, oft auch regional differierenden Messeinheiten oder den naturgemäß unpräzisen anatomischen Maßen wie der Elle und dem 100-Ellen-Knotenseil, so erbrachte erst das 19. Jahrhundert durch die Einführung des "Internationalen Einheitensystems" verbindliche und dadurch vergleichbare Messgrößen. Stellten einst Uhrmacher und Goldschmiede die Messgeräte manuell her, so begann im 18. Jahrhundert eine zunehmend industrielle Produktion bis hin zu heutigen Mikrochip-gesteuerten Präzisionsgeräten. Trotz dieser Veränderungen und technischen Neuerungen basiert die Geodäsie bis heute auf den grundlegenden mathematischen Rechenoperationen der Geometrie und der Trigonometrie.
Die Geschichte der Geodäsie als eine der Grundlagen vieler kulturhistorischer Leistungen der Menschheit hier aufgefächert zu haben, ist dem 1975 in Dortmund von engagierten Geodäten gegründeten "Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V." zu verdanken. Seine Mitglieder haben seitdem mit großem persönlichem Engagement diese Fülle an Exponaten zusammengetragen und für die Ausstellung ebenso wissenschaftlich wie anschaulich aufbereitet, um anhand originaler Instrumente den interessierten Laien staunen zu lassen: Die Welt vermessen - die Welt ermessen.
S.B.

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