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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Porträtsammlung Freundschaftstempel [A 097]
Porträt Elisa von der (Elisabeth Charlotte Konstantia) Recke geb. Gräfin von Medem (von Gottlob nach Darbes) (Gleimhaus Halberstadt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gleimhaus Halberstadt / Ulrich Schrader (CC BY-NC-SA)
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Porträt Elisa von der (Elisabeth Charlotte Konstantia) Recke geb. Gräfin von Medem

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Beschreibung

Elisa von der Recke (1754-1833), eine geborene Gräfin von Medem, Tochter eines Gutsbesitzers und Kammerherrn in Kurland, wurde mit 17 Jahren 1771 an den 15 Jahre älteren Georg Peter Magnus von der Recke verheiratet. Seit 1776 lebten sie getrennt, 1781 wurden sie geschieden. Im gleichen Jahr lernte sie Christian August Tiedge kennen, mit dem sie eine Lebensgemeinschaft einging. Am kurländischen Hof traf sie Cagliostro, den sie als Betrüger in ihrer Schrift "Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau, im Jahr 1779, und von dessen dortigen magischen Operationen", publiziert 1787 bei Nicolai, entlarvte. 1784-1786 reiste sie durch Deutschland, dabei besuchte sie verschiedene Höfe und literarische Zirkel und knüpfte Kontakte mit bedeutenden Dichtern und Gelehrten. Sie lebte dann abwechselnd in Berlin, Leipzig, Dresden oder auf dem Gut ihrer Schwester in Löbichau. Sie verfasste vornehmlich religiöse Gedichte (z.B. "Elisens und Sophiens Gedichte", 1790). Tiedge gab 1806 ihre Gedichte heraus, Hiller ihre "Geistlichen Lieder einer vornehmen kurländischen Dame" (1780) und die Gedichtsammlung "Elisens geistliche Lieder" und schließlich Böttiger das "Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien in den Jahren 1804 bis 1806" in 4 Bänden. Besuch bei Gleim 1784, 1785, 1789.
Im Verzeichnis der ersten Nachlassauktion Gleims von 1803 wird das Gemälde unter Nr. 646 als Kopie von Gottlob nach Graff geführt (Klebezettel auf der Rückseite des Gemäldes); im Exemplar des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt wird als Käufer der Halberstädter Domprediger Christian Friedrich Bernhard Augustin genannt, aus dessen Nachlass wiederum es zusammen mit dem anderen Elisa-Porträt sowie mit Bildnissen der Sophie von Laroche und Gleims mit der Flöte im Jahr 1905 an das Gleimhaus zurückkam. Merkwürdig ist nur, dass das Bildnis dennoch 1811 in Körtes und 1824 in Niemanns Verzeichnissen der Gleimschen Porträtsammlung verzeichnet ist (nicht aber in demjenigen von Lucanus 1866 und auch nicht im ersten Inventar des Gleimhauses von 1865). Bemerkenswert ist ferner, dass dieses Gemälde nicht wie die meisten der übrigen Porträts Gleims eine Rückseitenbeschriftung mit den ‚Meriten’ der Dargestellten aufweist.
In den Dokumentationen und Publikationen des Gleimhauses galt das vorliegende, von Ernst Gottlob signierte und 1785 datierte Porträt seit der Rückerwerbung 1905 als Originalarbeit Gottlobs. Auf das anderen, damals erworbene Elisa-Bildnis wurden die Passagen aus Briefen zwischen Goeckingk, Gleim und Elisa von der Recke bezogen:
Goeckingk an Gleim aus Leipzig am 12. Mai 1785: "Wir haben hier das Bild von Darbes vorgefunden. Es übertrifft das welches Weiße, Hiller und ich besitzen um vieles, und gleicht außerordentlich. Gottlob hat es hier auf Elisens Zimmer copiert und sehr glücklich ..."
Von der Recke an Gleim aus Dresden am 25. Mai 1785: "Mein Bild sollen Sie mein Lieber d. 25 May zum Geburtstage meines seligen Bruders, haben. Wenigstens versprach Gottlob mir, daß es an diesem Tage bey Ihnen eintreffen sollte. Ach! - wenn ich doch Ihr Bild auch bald hätte!"
Gleim antwortete am 22. Mai 1785: "Zu Leipzig spukte Vater Gleim, ganz ohne Zweyfel, bey seiner Elisa! Wo sie war, bey ihren Verehrern und Freunden, da, meine Gnädige, war er mitten unter Ihnen, neidischer auf Gottlob, welcher lange saß bey Ihnen und mahlte, als auf Weiß, der nur geschlichen kam. Nun Elisa wart ich mit Ungeduld auf Gottlobs Bild, und wünsche, daß es dem Bilde des Seelenmahlers [Darbes] nichts nachgeben möge, wohl zufrieden, daß es in größern Format ist, als das gewöhnliche; recht nach meinem Sinn ist’s auch, daß sie selbst zum Nebenstück meines Goeckingks Bild erwählten, das Seinige verdient, vor allen andern, die beneidenswürdige Nachbarschaft; damit aber auch ein anderes Bild in dieser Nachbarschaft sich aufhalten könne, so bekommen Goeckingk und Elisa ihre Stellen, wenn sie sich derselben erinnern, dem Spiegel gegen über, da wo die beyden Landschaften jetzt noch ihre Stellen haben ..."
Bildnisse der Elisa von der Recke von Darbes befinden sich im Frankfurter Goethe-Museum, in der Stiftung Stadtmuseum Berlin (dat. 1784) sowie in der Staatsbibliothek zu Berlin (dat. 1783). Eine Variante zeigt ein Stich von C. W. Bock ("Joseph Darbés pinx. 1783. // C. W. Bock fc. Nor."). Diesem steht das vorliegende Porträt näher als das gleichzeitig erworbene, das zumal dem Alter der Dargestellten nach zu schließen etwa zehn Jahre später entstanden sein dürfte. Allerdings weicht das von Gottlob signierte Porträt in Einzelheiten des Kostüms, der Physiognomie und insbesondere der Frisur von den bekannten Bildnissen Darbes’ ab, so dass es allenfalls als außerordentlich freie Kopie anzusehen ist.
In Alter, Haartracht und Kopfputz entspricht das Bildnis eher Graffs Porträt der Elisa von der Recke von 1784 (ein Exemplar in der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden). In der Physiognomie steht es dem von Eberhard Siegfried Henne gestochenen Frontispizporträt zum 108. Band der Allgemeinen deutschen Bibliothek (1792) am nächsten. Auffällig ist aber auch die physiognomische Ähnlichkeit mit der jüngeren Halbschwester Elisas von der Recke, Dorothea Herzogin von Curland. Auffällig ist weiterhin die frappierende Ähnlichkeit in Haartracht und Kopfputz zwischen diesem und dem späteren Porträt der Elisa von der Recke im Gleimhaus. Jenes wiederum steht in Kostüm und Miene Anton Graff außerodentlich nahe, ohne, dass indessen ein Graffsches Original bekannt wäre. Die Zuschreibung dieses späteren Porträts Elisas an Gottlob beruht auf Stilkritik.
verso: Frau von der Recke
rechts unten: E Gottlob / Anno [?] 1785

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

66 x 52 cm (mit Rahmen 75 x 61,1 cm)

Literatur

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt, 092
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt, 097
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt, 136, Nachtrag
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt], IV.179 (Augustin)
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, ... Halberstadt, XX.x.050
  • Niemann, Ludwig Ferdinand (1824): Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben. Halberstadt, 093
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig, 161
  • [Aktuarius Weber] (1803): Verzeichniß von Mobilien und Effekten, bestehend: in Uhren, Tabatieren, Nippes, … Gemälden, Kupferstichen, Gipsfiguren und Gewehren, welche instehenden 27. Junius dieses Jahres … in der Burgvogtey-Gerichts-Stube hinterm Dom … meistbietend verkauft werden. Halberstadt: Johann Christoph Dölle
GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

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Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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