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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Porträtsammlung Freundschaftstempel [A 019]
Porträt Karl Wilhelm Ramler (Gleimhaus Halberstadt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gleimhaus Halberstadt / Ulrich Schrader (CC BY-NC-SA)
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Porträt Karl Wilhelm Ramler

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Beschreibung

Karl Wilhelm Ramler (1725-1798) studierte von 1742-1744 in Halle Theologie und Medizin, aber er interessierte sich viel mehr für Sprachen. 1745 kam er - eigentlich auf dem Weg zu seinem Studienort - nach Berlin und machte die Bekanntschaft Gleims. Hier blieb er und erhielt Förderung durch Gleim, der ihm eine Hauslehrerstelle in Lähme bei Werneuchen verschaffte. Doch kurz darauf kehrte R. nach Berlin zurück. Hier war er von 1748 bis 1790 Professor der Logik und schönen Wissenschaften an der Kadettenschule in Berlin. Gemeinsam mit Christian Gottfried Krause gab er 1753 und 1755 "Oden mit Melodien" in 2 Bänden heraus. R. war überzeugt, durch gute Übersetzungen antiker Autoren (wie Horaz, Anakreon, Martial) die deutsche Literatur zu fördern. R. versuchte, durch seine Sammlungen "Lieder der Deutschen mit Melodien" (1767-1768 in 4 Bänden), "Lieder der Deutschen" (1766), "Lyrische Blumenlese" (2 Tle. 1774-1778) stärker den Blick auf die deutsche Literatur zu lenken und ihr ein eigenes Gewicht vornehmlich gegenüber der französischen zu verschaffen. So verstand er auch seine eigene Dichtung (bes. Oden). Er fungierte außerdem als (unbefugter) Herausgeber der Gedichte und Fabeln anderer zeitgenössischer deutscher Dichter, deren Stil er - an seinem Ideal der Vollkommenheit orientiert - eigenmächtig änderte. Das brachte ihm manchen Ärger u.a. von Lichtwer ein. Für die poetische Diskussion der Zeit war R.s Übersetzung von Charles Batteux’ "Cours de belles lettres" (dt.: "Einleitung in die Schönen Wissenschaften", 1756-1758) ein stark rezipiertes Werk. In den literarischen Kreisen Berlins nahm R. eine zentrale Rolle ein. So arbeitete er u.a. auch mit Rode zusammen und war neben Engel Mitdirektor des königlichen Theaters. Mit Gleim verband R. eine enge Freundschaft. G. schätzte besonders den Odendichter. Die Freundschaft zerbrach 1765 wegen persönlicher und literarischer Streitigkeiten.
In den späten 1740er und frühen 1750er Jahren hat Hempel nicht nur Gleim selbst mehrfach, sondern für diesen auch rund ein Dutzend Bildnisse gemeinsamer Berliner Freunde zu malen. Damit schuf er gleichsam den Grundstock des Halberstädter Freundschaftstempels, der durch ein halbes Jahrhundert zusammengetragenen Sammlung von Porträtgemälden von Gleims Freunden und verdienter Zeitgenossen. Durch Habitus und Kleidung erweisen sich das vorliegende Bildnis Ramlers, ein Porträt Ewald Christian von Kleists und ein Bildnis Gleims als eng zusammengehörig. Alle drei haben den kecken Blick der Jugend. Sie zeigen sich frei von bürgerlichen Konventionen. Statt mit gepuderter Perücke, Gehrock, Halsbinde und Jabot treten sie im Gewand von Künstlern und Gelehrten auf. Deren Bildtradition, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, ist allerdings mit Jugend schlecht vereinbar. Fast lässt die Bekleidung der Clique eher an die arkadische Schäferwelt denken, als träte die Berliner Bohème hier im Schäferkostüm der lyrischen und brieflichen Anakreontik auf. So liegt hier ein Porträtzyklus der anakreontischen Freundschaftskultur vor.
Nicht immer nahmen die Freunde ihre Bildnisse ganz ernst; in einem Brief Gleims an Ramler vom 6. August 1749 heißt es zum vorliegenden Porträt: "Ramler, du siehest so ernsthaft aus, wie ein Coucouc. Sulzer sagt wie ein Kater."
verso: Carl Wilhelm Ramler / wegen seiner Oden, gemahlt für Gleim / von Hempel zu Berlin 1749

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

48,2 x 39,3 cm (mit Rahmen 51,5 x 42,5 cm)

Literatur

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt, 016
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt, 019
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt, 094
  • Körte, Wilhelm (1811): Johann Wilhelm Ludwig Gleims Leben. Aus seinen Briefen und Schriften. Halberstadt, 008
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt], IV.85
  • Lacher, Reimar F. (2011): "Ein Maler u bel esprit". Zu Leben und Werk Gottfried Hempels. In: Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Spurensuche in Museen und Archiven Sachsen-Anhalts. Hg. v. Katrin Dziekan, Ingo Pfeifer und Ute Pott. Halle 2011
  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen, S. 18
  • Lacher, Reimar F. (Hg.) (2010): Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung. Halle, 107
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, ... Halberstadt, XX.028.6
  • Niemann, Ludwig Ferdinand (1824): Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben. Halberstadt, 090
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig, 157
GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Objekt aus: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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