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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Grafiksammlung [Ca 9901]
L’Amour précepteur (Amor als Lehrer) (Gleimhaus Halberstadt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gleimhaus Halberstadt (CC BY-NC-SA)
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L’Amour précepteur (Amor als Lehrer)

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Beschreibung

Der Maler und Kupferstecher Charles-Antoine Coypel entstammte einer Künstlerdynastie, war Mitglied und später Direktor der Pariser Kunstakademie und Premier peintre du roi (Erster Hofmaler). Er pflegte die anspruchsvollste Historienmalerei, bearbeitete aber auch gefällige Themen. Unter seinen zahlreichen Gestaltungen Amors befindet sich auch die vorliegende sehr frühe Darstellung des Liebesgottes in einer Verkleidung, wie sie im Rokoko überaus beliebt werden sollte. Wenn ein Berufsstand Vertrauen genießt, dann der des Geistlichen. Daher wurden besonders Geistliche gern als Lehrer der Sprösslinge besserer Kreise in Dienst genommen. Jahrhundertelang hatten außerdem die Menschen gelernt zu glauben, was die Geistlichen sagen. Das Priestergewandt scheint daher Amor eine wirkungsvolle Bemäntelung seiner Lehren. Nur der Bildbetrachter sieht die Flügel und den Köcher unter dem Rock. Seine Lehren erteilt dieser Lehrer freilich nicht etwa aus der Bibel, sondern aus Ovids Liebeskunst, dem Klassiker der erotischen Literatur! Das vor dem Lehrer kniende Mädchen scheint seine gelehrigste Schülerin zu sein. Mit ihrem tiefen Dekolleté und der bloßen Schulter erscheint sie weit freizügiger als die anderen.
Ein Exemplar des Kupferstichs nach Coypels Pastell erhielt der junge Dichter Johann Georg Jacobi von seinem Freund und Förderer Gleim im Januar 1768 zum Geschenk.
Die Gewitztheit und leichte Perfidie Amors ist geeignet, den Betrachter zu amüsieren. In Anbetracht der Affäre des Jesuitenpaters Jean-Baptiste Girard jedoch, die eben zur Zeit der Entstehung von Pastell und Kupferstich europaweit Aufsehen erregte und später in dem pornografischen Bestseller „Thérèse philosophe“ verarbeitet wurde, erscheint die Darstellung als bitterste Satire: Girard hatte seine Beichttochter Marie-Cathérine Cadière im Beichtstuhl verführt und später zur Abtreibung genötigt.
bez.: C. Coypel pinxit // gravé par Lépicié 1730. // Ce Tableau peint au pastel est dans le Cabinet de Mr. Comte de Morville Cher. de la Toison d’Or / A Paris chez L’Auteur au coin de L’Abreuvoir du quay des orfevres. Et chez L. Surugue graveur du Roy rüe des Noyens vis a vis St. Yves / avec privilége du Roy.
beschr.: L’Air grave que je fais paroitre / Belles ne doit point allarmer, // Il caracterise le maitre / Et ne le fait pas moins aimer.
Das ernste Ansehen, in dem ich erscheine / Soll die Schönen nicht beunruhigen / Es bezeichnet den Meister / Und bewahrt ihm weiterhin Liebe.

Material/Technik

Kupferstich

Maße

46,5 x 31,5 cm (Blatt) 39,8 x 25,9 cm (Platte)

Literatur

  • Gleim, Johann Wilhelm Ludwig und Jacobi, Johann Georg (1768): Briefe von den Herren Gleim und Jacobi. Berlin, S. 237
  • Lacher, Reimar F. (2019): Scherz - Die heitere Seite der Aufklärung. Göttingen, Nr. 158
Vorlagenerstellung Vorlagenerstellung
1730
Charles-Antoine Coypel
Gedruckt Gedruckt
1730
1729 1732
GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Objekt aus: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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