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Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen [Inv.-Nr. 12856.3]
Hose des Villinger Narro (Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen (CC BY-NC-SA)
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Hose des Villinger Narro

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Beschreibung

Die Hose ist traditioneller Bestandteil des Villinger Narrokostüms. Auf der Vorderseite sind Bär und Löwe umrahmt von vegetabilem Dekor unter drei stilisierten Äpfeln abgebildet. Der Bär hält ein Weinglas, der Löwe einen Krug, in der anderen Pfote halten beide eine Tulpe. Die Tiere entsprechen Darstellungen auf Wirtshausschildern und karikieren durch diese Bezugnahme adlige Wappentiere.
Die Tulpen könnten wie die anderen Blumen auf den nahenden Frühling hinweisen. Womöglich sind sie jedoch auch als Anspielung auf die Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts und somit wie in niederländischen Stillleben als Symbol des menschlichen Leichtsinns zu verstehen.
Die Rückseite der Narrohose zieren die Figuren des "Hans" mit Marotte in der einen und Wurst in der anderen Hand sowie der "Gretel" mit Hechel.
Der "Hans" hat als Narrenfigur eine bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition im Fastnachts- und Theaterspiel. Unter dem Namen "Hans Worst" taucht er erstmals in einer niederdeutschen Übersetzung von Sebastian Brants Narrenschiff (1519) als grobe, unbeherrschte Figur auf. Dass er bereits kurz darauf sprichwörtlich wurde, belegen Zeugnisse wie die ekklesiologische Streitschrift "Wider Hans Worst" von Martin Luther (1541). Zu großer Beliebtheit gelangte die Figur vor allem mit den Darstellungen Josef Anton Stranitzkys im Altwiener Volkstheater zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Er und Gottfried Prehauser machten den Hanswurst insbesondere in Österreich populär. Durch die Zugehörigkeit zum Habsburgerreich gelangte er so womöglich nach Villingen. Sein Attribut, die Wurst, prangert die Todsünde der gula (Unmäßigkeit) an.
Der "Hans" als tölpelhafte, bäuerliche Figur wurde auf den Schaubühnen oft von einer Gefährtin, der "Grete", begleitet. Johannes und Margaretha gehörten zu den häufigsten mittelalterlichen Namen und wurden zur allgemeinen pejorativen Benennung bäuerlicher Paare, wie sie auch im Märchen "Hänsel und Gretel" überdauert hat. Die Gretel der Villinger Narrohose hält eine Hechel als Zeichen ihrer "spitzen Zunge". Beide Figuren tragen alpenländische Trachten, was wiederum auf den Kultureinfluss Österreichs hinweist.

Material/Technik

Bemaltes Leinen

Maße

Hosenbeinlänge: 113,5 cm

Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen

Objekt aus: Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen

Das im ehemaligen Franziskanerkloster untergebrachte Museum beherbergt drei Jahrtausende umspannende Sammlungen zur Kulturgeschichte von Stadt und...

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