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Archäologisches Museum der Universität Münster Artefakte [2197]
Fingerkunkel mit figürlicher Bekrönung in Form einer bekleideten Frau (Archäologisches Museum der WWU Münster CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Archäologisches Museum der WWU Münster / Robert Dylka (CC BY-NC-SA)
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Fingerkunkel mit figürlicher Bekrönung in Form einer bekleideten Frau

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Beschreibung

(Zu Fingerkunkeln im Allgemeinen siehe Objekt Nr. 254).
Diese Fingerkunkel ist eine Stiftung aus Privatbesitz.
Die Kunkel besteht aus einem runden Stab, dessen nicht mehr vollständig erhaltene Ringöse am unteren Ende ergänzt worden ist. Oberhalb des Ringansatzes weist der Stab einen größeren tordierten Abschnitt auf. Er wird oben und unten jeweils von drei horizontalen Kerben eingefasst. Darauf folgt eine kleinere, glatt belassene Zone.
Den oberen Abschluss der Kunkel bildet die geschnitzte Figur einer bekleideten Frau, die sich auf einem aus drei Kerben gebildeten Sockel erhebt.
Das Haar ist in dichten Strähnen zusammengefasst und vorne durch einen Mittelscheitel geteilt (eine sog. Melonenfrisur).
Die Frau trägt ein langes, mantelähnliches Obergewand (Himation) und darunter ein Leibgewand (Chiton). Ihr rechter, angewinkelt zur Brust geführter Arm ist in den Stoff des Himation eingewickelt. Mit der Hand des linken, leicht nach unten hin abgesenkten Armes, der schematisch in Fom einer einzelnen Kerbe wiedergegeben ist, rafft sie den Stoff des Obergewandes.
Die Figur orientiert sich nach Meinung einiger Forscher bildlich an der sog. "Kleinen Herculanerin", einer in der Antike häufig kopierten Frauendarstellung, die ursprünglich auf das 4. Jh. v. Chr. zurückgeht und nach dem Fundort einer römischen Kopie, der vom Vesuv verschütteten Stadt Herculaneum, benannt ist. Die "Kleine Herculanerin" versinnbildlicht die sittsame, unverheiratete, junge Frau (gr. Kore). Da der vorliegende Spinnrocken aus frühchristlicher bzw. spätantiker Zeit stammt, verbindet sich höchstwahrscheinlich im figürlichen Schmuck das antike Bild der Kore mit dem der Jungfrau Maria: In zahlreichen frühchristlichen (und auch späteren mittelalterlichen) Darstellungen von der Verkündigung zeigt sich Maria mit Kunkel und Spindel. Einigen nicht zum offiziellen Kanon der Bibel gehörigen (sog. apokryphen) Überlieferungen zufolge gehört Maria zu den sieben auserwählten Jungfrauen, die den Auftrag erhalten, zu Hause die Wolle für den Vorhang im großen Tempel von Jerusalem zu spinnen.

Material/Technik

Knochen / Schnitzerei

Maße

erhaltene Gesamtlänge: 20, 5 cm; H der figürlichen Schnitzerei: 5, 5 cm.

Literatur

  • M. Cremer (1996): Antike Spinnrocken, in: Boreas. Münstersche Beiträge zur Archäologie 19, 1996, 235-241. Münster
Archäologisches Museum der Universität Münster

Objekt aus: Archäologisches Museum der Universität Münster

Das Archäologische Museum der Universität Münster - bestehend seit 1884 - bietet mit seiner umfangreichen Sammlung für alle Interessierten spannende...

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