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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/2]
Der "Eiserne Schmied" von Hagen (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Der "Eiserne Schmied" von Hagen

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Beschreibung

Unter den tausend noch bekannten Nagelfiguren und -brettern, die im Ersten Weltkrieg in Deutschland als Kriegswahrzeichen aufgestellt wurden, nimmt der „Eiserne Schmied“ von Hagen eine herausragende Stellung ein. Nicht zuletzt ist er eine der wenigen noch erhaltenen Statuen aus dieser Zeit, deren Zweck es war, als öffentlichkeitswirksame Propagandamaßnahme den Krieg zu begleiten und Mittel zu seiner Finanzierung einzuwerben.
Am 28. November 1915 wurde der „Eiserne Schmied“ vor dem Rathaus eingeweiht. Die Bevölkerung hatte die Möglichkeit, gegen eine Spende einen Nagel in die hölzerne Figur einzuschlagen. Vereine und Firmen konnten eine größere Plakette gravieren lassen und am Sockel des Schmieds befestigen. Von beiden Möglichkeiten wurde reichlich Gebrauch gemacht, sodass die monumentale Figur binnen kurzer Zeit über und über mit Nägeln und Plaketten bedeckt war und so eine beachtliche Summe einbrachte. Reichsweit gehörten die erzielten Einnahmen zu den höchsten. Offiziell sollten mit den Geldern soziale Zwecke verfolgt werden, etwa Witwen und Waisen gefallener Soldaten Unterstützung erhalten. Tatsächlich wurde der Großteil für Anleihen zur Finanzierung des Krieges eingesetzt und war am Ende wertlos geworden.
Die Figur wurde von dem Dortmunder Bildhauer Friedrich Bagdons (*1878, †1937) geschaffen. In Hagen konnte sie sich gegen zwei von Karl Ernst Osthaus ins Spiel gebrachte Gegenentwürfe von Ernst Ludwig Kirchner und Milly Steger durchsetzen. Der martialische Charakter der Figur verkörpert neben Kraft und Durchsetzungswillen auch Pathos und Heldentum und greift mythologische Elemente auf. Die germanische Sagenfigur Wieland der Schmied und der erste Reichskanzler Otto von Bismarck als Schmied des Deutschen Reiches haben hier Anklang gefunden. Überdies steht der „Eiserne Schmied“ in der Tradition der stahlverarbeitenden Industrie, die die Stadt über Jahrhunderte mitgeprägt hat.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs verschwand der „Eiserne Schmied“ aus der Öffentlichkeit. Am 29. Januar 1934 wurde er von den Nationalsozialisten im Eingangsbereich des Rathauses wieder aufgestellt und für ihre Zwecke instrumentalisiert. Er wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst eingelagert und wird ab 1984 als Ausstellungsstück im Stadtmuseum präsentiert und kritisch gewürdigt.

Dietmar Freiesleben

Material/Technik

Eiche & Stahl

Maße

H 370 cm; B 148 cm; T 86 cm

Literatur

  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 36f
  • Diers, Michael (1997): Nagelmänner. Propaganda mit ephemeren Denkmälern im Ersten Weltkrieg; in: Schlagbilder. Zur politischen Ikonographie der Gegenwart. Frankfurt am Main, S. 78-100
  • Goebel, Stefan (2014): Der "Eiserne Schmied" von Hagen. Kriegspropaganda - Kunststreit - Kulturelles Gedächtnis; in: Tayfun Belgin, Ralf Blank, Birgit Schulte (Hrsg.): Weltenbrand. Hagen 1914. Essen, S. 139-150
  • Schneider, Gerhard (2013): In eiserner Zeit. Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg. Ein Katalog. Schwalbach/Ts.
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Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

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