museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Kunsthandwerkliche Sammlungen [TLMH Kg 0427]
Heraldischer Himmelsglobus (Thüringer Landesmuseum Heidecksburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Thüringer Landesmuseum Heidecksburg (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Erhard Weigel: Heraldischer Himmelsglobus. 1689

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Bei der Herstellung eines Himmelsglobus dient die Erde als gedachter Mittelpunkt. So ist es möglich, die Konstellation der Sterne zur Erde dreidimensional wiederzugeben. Jedoch ersetzte Weigel bei diesem Himmelsglobus einige zu seiner Zeit übliche antike Sternbilder durch Wappen europäischer Fürsten, bedeutender Stadtrepubliken und Ständesymbole. Wahrscheinlich hielt er die heidnischen Bilder für unzeitgemäß, so dass er deren mythologischen Bezug mit Hilfe realer "Bildnisse" von dem Globus verbannen wollte. Vielleicht hoffte er aber auch mit dieser allegorischen Umsetzung einen elitären Käuferkreis zu gewinnen, um seine vielfältigen Projekte finanzieren zu können. Allerdings setzte sich diese Idee (bis auf die von ihm gefertigten Metallgloben und einen Kupferstich) nicht durch. Vor allem Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass eine Veränderung der Sternbilder weltweit zu Unklarheiten in der Astronomie führen würde. Den Himmelglobus fertigte Weigel in drei verschiedenen Varianten: einen kleinen sowie zwei größere mit unterschiedlichen Motiven. Dabei bildete er wie bei der kleineren Ausgabe auch auf einer größeren die heraldischen Sternbilder ab. Der hier dargestellte Globus wurde bisher zu dieser Gruppe gezählt. Allerdings deutet das Vorhandensein von mythologischen Sternbildern wie die Argo oder der Eridanus darauf hin, dass dieser Globus zur sogenannten dritten Kategorie, der "Großen Ausgabe mit Doppelrelief", gezählt werden kann. Hierbei versah Weigel den Globus nicht nur mit heraldischen, sondern auch mit antiken Sternbildern. Eine weitere Besonderheit der Weigelschen Himmelsgloben ist die Wiedergabe der wichtigsten Sternbilder des Nordhimmels im Inneren. In den Hauptsternen sind winzige Löcher eingestochen worden, um seitenrichtig den Sternhimmel sehen zu können. Dazu wurde der Globus gegen das Licht gehalten und durch Öffnungen auf der Südhalbkugel war diese Sternkarte sichtbar. Ungewöhnlich ist bei diesem Weigel-Globus die Montierung: Er dreht sich um die Himmelspole und nicht wie üblich um die Ekliptikpole. Allerdings wurde der Globus im 19. Jahrhundert wenig fachmännisch "restauriert". Er erhielt ein neues Gestell und wurde gleichzeitig komplett neu vergoldet, wodurch die farbigen Motive verschwanden und der Zersetzung anheimfielen. Die "Doppelrelief" - Globen, die wie in diesem Fall meistens keinerlei Beschriftung aufweisen, gelten als Widmungsausgabe. Leider konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden, wie der Globus in den Besitz der Rudolstädter Grafen gelangte. Vermutlich war er für Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt (1641-1662-1719) bestimmt. Beziehungen zu Jena und speziell zur Universität, an der Erhard Weigel lehrte, bestanden allein schon durch die Räte und Juristen des Grafen. [Doreen Winker]
weitere Literatur: Erhard Weigel 1625-1699 Zum 300. Todestag. Ausstellung im Stadtmuseum Göhre. Hrsg. Von den Städtischen Museen Jena (Faltblatt); Werner Horn: Der heraldische Himmelsglobus des Erhard Weigel, in: Der Globusfreund, Nr. 8, Wien 1959; H. Grötzsch: Die ersten Forschungsergebnisse der Globeninventarisierung in der DDR. Ein Beitrag zur internationalen Weltinventarisierung durch die UNESCO, in: Veröffentlichungen des Staatlichen Mathematisch-Physikalischen Salons, Bd. 2, Berlin 1963

Material/Technik

Gestell: Holz, schwarz lasiert, Armierung: Messingmeridianring, Stahl; Kugel: Kupferblech vergoldet; Motive: gepresst, ziseliert, farbig gelüstert

Maße

Höhe: 69 cm, Durchmesser: 35 cm

Literatur

  • Bott, Gerhard (1992): Focus Behaim Globus. Nürnberg
  • Lauterbach, Jeanette und Henkel, Jens [Red.] (2004): Schloß Heidecksburg - Die Sammlungen. Rudolstadt
  • Scheurmann, Konrad [Ausst.-Ltg.] (2004): Neu entdeckt: Thüringen - Land der Residenzen; 2. Thüringer Landesausstellung Schloss Sondershausen. Mainz
Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

Objekt aus: Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

Die Heidecksburg in Rudolstadt gehört zu den prunkvollsten Barockschlössern Thüringens. Auf einem Bergsporn gelegen, erhebt sich das weithin...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.