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Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Kunsthandwerkliche Sammlungen [TLMH Kg 1647]
Warwick-Vase (verkleinerter Abguß) (Thüringer Landesmuseum Heidecksburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Thüringer Landesmuseum Heidecksburg (CC BY-NC-SA)
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Warwick-Vase (verkleinerter Abguß). Um 1830

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Beschreibung

Angeregt durch die Entdeckung von Herculaneum (1709, systematische Ausgrabungen ab 1739) und Pompeji (1748) begannen die Wissenschaftler, speziell die Altertumskundler, mit einem intensiveren Studium der Antike. Federführend waren dabei Persönlichkeiten wie Johann Joachim Winckelmann (1717-1768), Karl Otfried Müller (1797-1840), Heinrich Brunn (1822-1894) und Adolf Furtwängler (1853-1907). Beeinflusst von den Ausgrabungen unter Leitung von Winckelmann wurde auch der Maler und Kunsthändler Gavin Hamilton (1723-1798), ein Mitglied des um Winckelmann und Anton Raphael Mengs (1728-1779) gruppierten "klassizistischen" Kreises. Seine Gemälde prägten stark die klassizistische Malerei, hierbei besonders den Franzosen Jacques-Louis David (1748-1825). In den 70er Jahren nahm Hamilton selbst an Ausgrabungen in der Nähe von Rom teil. Dort fand er 1771 in den Überresten der Villa Hadrian bei Tivoli die 1,70 m große originale Marmorvase, an der Piranesi Ergänzungen am Fuß vornahm. Das Sujet der Vase, das auf ein Bacchanal und verschiedene Theatergattungen anspielt, war ein beliebtes Motiv für Reliefbilder, Wandmalereien und Mosaiken. Bacchus, der Gott des Weines und der Ekstase, wird auf der Vase mit seinen Begleitern - Satyrn und Mänaden - dargestellt. Daneben sind der Mundschenk der Götter, Ganymed, sowie Herakles zu sehen. Letzterer galt als Übelabwehrer und ging als Gott des Handels in den Staatskult der Römer ein. Die Originalvase, "worin die Alten ihren Wein zu mischen pflegten", fand wahrscheinlich bei den ausgelassenen Festen zu Ehren des Bacchus Verwendung. Die vermutlich aus Frühlingsfesten hervorgegangenen Bacchanalien entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Trinkgelagen, die mit Tänzen und ausschweifenden Orgien einhergingen. Der römische Senat verbot sogar 186 v. u. Z. diese Feierlichkeiten, doch während der Kaiserzeit verbreiteten sie sich übers ganze Römische Reich. Natürlich kaufte Sir William Hamilton - der begeisterte Sammler antiker Vasen - die Marmorvase und ließ sie 1771 nach England bringen. Dort gelangte sie nach dem wirtschaftlichen Ruin von Sir Hamilton in den Besitz des Grafen Warwick, der sie in einem Gartenhaus seines Castle aufstellte. Das Original erregte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts großes Aufsehen, wurde in Veröffentlichungen besprochen und war als Kopie auf Ausstellungen zu sehen. Der Kunstgelehrte Gustav Friedrich Waagen beschrieb 1838 die Vase euphorisch, gehörte sie doch seiner Meinung nach "in Größe, Form und Trefflichkeit der Arbeit [zum] Bedeutendste[n], was […] aus dem Alterthum an Krateren, oder solchen Gefäßen [überliefert wurde]." Begeisterte Sammler antiker Abgüsse konnten sie daher unter anderem durch die königliche Eisengießerei Berlin erwerben. Wie die im Museum vorhandenen zwei "Warwick-Vasen" an den Rudolstädter Hof gelangten, konnte bisher nicht geklärt werden. Weder die Schatullrechnungen für die Jahre von 1828 bis 1840 weisen beim Fürsten Friedrich Günther (1793- 1867) noch beim Prinzen Albert (1798-1869) den Ankauf eines Vasenpaares auf. So liegt die Vermutung nahe, dass diese als Geschenk in das Schloss kamen. [Doreen Winker]

Material/Technik

Zink, auf antike Bronze patiniert

Maße

H: 41,6 cm, B: 36,3 cm, T: 28 cm, D: 26,8 cm (außen) Sockel: H: 17 cm, B: 17,2 cm, T: 17,2 cm

Literatur

  • Arenhövel, Willmuth und Schreiber, Christa [Hrsg.] (1979): Berlin und die Antike: Architektur, Kunstgewerbe, Malerei, Skulptur, Theater und Wissenschaft vom 16. Jahrhundert bis heute. Berlin
  • Bauer, Johannes [u. a.] (2000): Gips nicht mehr: Abgüsse als letzte Zeugen antiker Kunst; Sonderausstellung von Studierenden des Archäologischen Instituts der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem Akademischen Kunstmuseum, Antikensammlung der Universi. Bonn
  • Jenkins, Ian und Sloan, Kim (1996): Vases & volcanoes: Sir William Hamilton and his collection. London
  • Lauterbach, Jeanette und Henkel, Jens [Red.] (2004): Schloß Heidecksburg - Die Sammlungen. Rudolstadt

Links/Dokumente

Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

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