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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Textil [IX 967]
Kaminschirmbespannung mit reliefierter Goldstickerei, IX 967. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Handrick, Roland (2000) (CC BY-NC-SA)
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Kaminschirmbespannung mit reliefierter Goldstickerei

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Beschreibung

Als Friedrich II. in den Jahren nach seinem Regierungsantritt 1740 zahlreiche Räume im Potsdamer Stadtschloss zunächst für sich und später auch für Gäste neu ausgestalten ließ, spielten Stickereien eine wichtige Rolle. Entweder bildeten bestickte Wandbespannungen als Alternative zu geschnitzten oder bemalten Paneelen das hauptsächliche Dekorationselement der Räume, oder sie traten in kleinerem Zusammenhang wie auf Kaminschirmen in Dialog zur sonstigen Ausstattung.Alle Wandbespannungen gingen verloren. Einzige Zeugen dieser einstigen Ausstattungskunst sind zwei von ehemals drei gleichartigen Kaminschirmen mit reicher, sehr plastisch gearbeiteter Gold- bzw. Silberstickerei. Der eine Kaminschirm (IX 967) stand im Konzertzimmer des Stadtschlosses und wurde in enger Abstimmung auf die grünen Wände und rosa Stuckdecke mit ihren vergoldeten Schnitzereien, die ebenfalls Bündel mit Musikinstrumenten zeigten, in reliefierter Goldstickerei auf zuerst roten, später grünen Samt gestickt. Der andere (IX 968) stammt aus dem Arbeitszimmer Friedrichs II., wo seine Silberstickerei, hier auf gelbem Samt, auf die in Silber - allerdings auf blauem Fond - dekorierten Wände und die Stuckdecke antwortete. Ein dritter Kaminschirm, der ebenfalls das Motiv in Goldstickerei auf rotem Samt barg, jedoch in freierer Abwandlung, stand im Bronzesaal und ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Wegen der motivischen Ähnlichkeiten der Stickereien zur Wandgestaltung des Konzertzimmers mit ebensolchen Bündeln mit Musikinstrumenten liegt die Vermutung nahe, dass der dortige Kaminschirm zuerst entworfen wurde und die anderen wohl wegen der sehr gefälligen Wirkung das Motiv wiederholten. Wer die Stickereien fertigte, ist nicht mit Sicherheit überliefert. Die technisch anspruchsvolle Ausführung und gekonnte Gestaltung weist aber sicherlich auf professionelle Goldsticker. Mitte des 18. Jahrhunderts arbeiteten sieben Goldstickerwerkstätten in Berlin, darunter die vielfach bezeugte Stickerfamilie Pailly und Mathias Immanuel Heynitschek. Beide werden in den Abrechnungen des Hofes und in den Berliner Adreßbüchern als Hofgoldsticker bezeichnet. Die vollständig erhaltenen Schatullrechnungen Friedrichs II., die seine privaten Ausgaben belegen, nennen unter den Abrechnungen zu Goldstickereien ausschließlich entweder Pailly oder Heynitschek. Beide Sticker sind auch für weitere Ausstattungsarbeiten des Potsdamer Stadtschlosses zur Zeit der Entstehung der Kaminschirme bezeugt: So berichtet etwa Nicolai vom Wohnzimmer in den neuen Zimmern, es sei "mit apfelgrünem Atlas tapeziert, worauf mit Gold erhöhete Dekorationen, und Fruchtgehänge von Blumen mit natürlichen Farben sehr reich und schön von Pailly in Berlin gestickt sind." Diese Zuweisung an Pailly bestreitet allerdings Foerster in seinem Artikel des Künstlerlexikons zu Heynitschek und weist diesem die Stickereien zu. Das königliche Audienzzimmer war Nicolai zufolge mit einer "Tapete auf gelbem Sammt [ausgestattet], sehr hoch mit Silber und sehr schön, von Heinitschek gestickt [...]." Auch hiergegen wendet sich Foerster, der Pailly die Tapeten und Möbelbezüge der Drap d’Argent Kammer und des anstoßenden Audienzzimmers von gelbem Samt "in Silber brodirt mit naturellen Blumen von Chenille" wohl aufgrund einer aufgefundenen Quelle zuspricht. Leider gibt Foerster keine Quellennachweise, so dass heute eine Entscheidung über die Richtigkeit seiner Behauptungen nicht zu treffen ist. Damit legen die vorliegenden Hinweise nahe, dass die beiden Kaminschirme entweder von Heynitschek oder von ihm und Pailly gefertigt wurden.

Uta-Christiane Bergemann

Material/Technik

Chenille, reliefierte Goldstickerei, Sprengtechnik, Anlegetechnik, ineinander greifender Plattstich - Goldlahn - Goldgespinst - Seide - Pailletten - Stickgrund: Seide, Samt

Maße

Hauptmaß: Höhe: 119.50 cm Breite: 113.50 cm Tiefe, etwa: 4.00 cm

Literatur

  • Giersberg, Hans-Joachim: Das Potsdamer Stadtschloss, Potsdam 1998. , S. 219
  • Mit goldenen Faden. Stickereien für den preußischen Hof, Uta-Christiane Bergemann, Ausstellung, Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, Potsdam 1999 (Porticus. Sonderheft zur Ausstellung, 2). , S. 12
  • Bergemann, Uta-ChristianeStickereien, Berlin 2000 (Bestandskataloge der Kunstsammlungen. Angewandte Kunst. Textilien / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg). , S. 44-46, Kat.Nr. 10, Abb
  • Friedrich II. und die Kunst. Ausstellung zum 200. Todestag, 2 Bde., Ausstellung, Potsdam, Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1986, Potsdam 1986, Bd. 2. , S. 220, Abb
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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