Seinen Bogen und den Pfeilköcher neben sich gelegt, hat sich Amor unter einem Baum auf Laken gebettet und schlummert innig, während er kindgemäß an einem Finger nuckelt. Der waldige Landschaftshintergrund lässt eine Darstellung badender Nymphen erkennen.
Govert Flincks „Schlafender Amor“ aus dem Jahr 1652 entstand in einer Zeit, in der sich der Maler bereits vom künstlerischen Stil seines Lehrers Rembrandt gelöst hatte und seine Werke einem klassizistischen Geschmack entsprachen. Schon Ende der 1640er Jahre gehörte Flinck zu den beliebtesten Malern Amsterdams. Prägend wurden nun Vorbilder der italienischen und flämischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts, was sich sowohl in der Themenwahl und Komposition als auch im Kolorit und dem Pinselduktus Flincks äußerte. Auch der „Schlafende Amor“ lässt die Vorbildfunktion der italienischen und flämischen Meister erkennen, die sowohl in der Skulptur als auch im Gemälde vergleichbare Darstellungen des schlafenden Liebesgottes vor Landschaftshintergrund geschaffen hatten.
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg hatte erstmalig 1648 dem in Kleve geborenen Govert Flinck einen Auftrag für die „Allegorie auf die Geburt und den Tod des Kurprinzen Wilhelm Heinrich von Brandenburg“ erteilt (GK I 5249). In der kurfürstlichen Sammlung befanden sich zudem noch mindestens zwei weitere Werke Flincks aus dem Jahr 1652 (GK I 997 und GK I 2273). Der kurfürstliche Hof hatte sich unter anderem 1648/1649 und 1652 längere Zeit im westlichsten Gebiet Kurbrandenburgs, in Kleve, aufgehalten. Dabei spielte Kleve eine besondere Rolle bei der kulturellen Vermittlung der niederländischen Kunst nach Kurbrandenburg und der Auftragsvergabe des Hofes an dort lebende Künstler. Die Herkunft des „Schlafenden Amor“ von Flinck aus der Sammlung des Großen Kurfürsten ist durch eine Reproduktionsgraphik des Kupferstechers Johann Gottfried Bartsch belegt. Dieser war seit spätestens 1683 am Berliner Hof tätig und reproduzierte einige Gemälde der kurfürstlichen Sammlung im Medium der Graphik.
Der „Schlafende Amor“ wurde 1986 aus Privatbesitz zurückerworben und wird heute im Schloss Caputh gezeigt.
Dr. Alexandra Nina Bauer
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