Das Bildnis des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg von Govaert Flinck steht innerhalb der Traditionen des Feldherren- beziehungsweise Herrscherbildnisses. Eng in den Bildrahmen gesetzt und dicht an den Betrachter herangeführt, ist der Kurfürst von Brandenburg entsprechend der Darstellungstradition mit den Symbolen der Kurwürde ausgestattet. So zeigt ihn der Maler im Harnisch, mit Kurmantel und Kurhut, das Zepter mit der Linken energisch umschlossen. Im Hintergrund öffnet sich der Blick auf einen blauen, bewölkten Himmel, während eine Säule am rechten Bildrand als Symbol der Stärke zu verstehen ist und gemeinsam mit einer kostbar bestickten Draperie auf ein höfisches Ambiente verweist.
Der Maler und frühere Rembrandtschüler Govert Flinck gehörte seit den späten 1640er Jahren bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1660 zu den berühmtesten Malern Amsterdams. Aufträge erhielt er sowohl vom begüterten Bürgertum als auch von der wirtschaftlichen und politischen Elite der Stadt. Zwischen 1648/1649 und 1652 führte er zudem verschiedene Aufträge für den Kurfürsten von Brandenburg aus, darunter auch dessen Bildnis aus dem Jahr 1652. Stilistisch verweist das Bildnis in eine Zeit, in der Flinck sich bereits von der großen Nähe zum Werk Rembrandts gelöst hatte. Eine große Rolle bei der Auftragsvergabe an Flinck spielte vermutlich das am Rhein gelegene Kleve, das westlichste der weit auseinanderliegenden kurbrandenburgischen Teilgebiete. So ist auffällig, dass die Gemälde Flincks für den Kurfürsten von Brandenburg jeweils in den Perioden entstanden, in denen letzterer mit seinem Hof in Kleve weilte. Im Jahr der Anfertigung des Bildnisses, 1652, fand in der Klever Schwanenburg die Hochzeit der Schwägerin des Kurfürsten, Albertine Agnes von Oranien-Nassau (1634-1696), mit dem friesischen Statthalter Willem Frederik van Nassau-Dietz (1613-1664) statt. Das Bildnis befand sich vermutlich seit seiner Fertigstellung in den kurbrandenburgischen und später preußischen Sammlungen, meist im Berliner Schloss. Heute wird es im Schloss Oranienburg gezeigt.
Dr. Alexandra Nina Bauer
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