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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Reiterhammer („Papageienschnabel“), 16. Jahrhundert

Der Reiterhammer war kleiner und kürzer als der Streithammer, da er hoch zu Ross im Kampf eingesetzt wurde. Die Merkmale waren jedoch dieselben: ein Hammer mit Schlagfläche und spitzem Haken. War der Haken besonders lang geformt und nach unten gebogen, handelt es sich um einen so genannten Papageienschnabel. Dieser Hammer (im Bild links) ist mit einem rautenförmigen Muster verziert. Der Hammer ist rund geformt, der obere Handteller mit einem muschelförmigen Ornament versehen. Der Papageienschnabel weist starke Gebrauchsspuren auf, der Tragehaken fehlt. [Lilian Groß]

Reiterhammer, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Ursprünglich war der Streithammer eine Waffe des Fußvolkes. Durch die stete Verbesserung der Rüstung sahen sich die Ritter gezwungen, ab Mitte des 15. Jahrhunderts ebenfalls zu dieser Schlagwaffe zu greifen, obwohl sie diese anfangs als nicht-standesgemäß ablehnten. Kürzer und kleiner als der Streithammer, wurde der Reiterhammer vom Pferd aus eingesetzt und sollte die Rüstung, vor allem den Helm des Gegners, zerschmettern. Dieser Reithammer (im Bild Mitte) ist ausgestattet mit Hammerfläche und spitzem vierkantigem Dorn sowie einem Tragehaken zur Befestigung am Sattel. [Lilian Groß]

Reiterhammer, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Streithämmer entwickelten sich aus dem gewöhnlichen Werkzeug. Ausgestattet mit einem längeren Stiel, einem spitzgeschliffenem Haken und natürlich der Hammerfläche kamen sie während des 15. und 16. Jahrhunderts im Kampf zum Einsatz. Von der Reiterei genutzte Schlagwaffen dieser Art hießen Reithämmer. Hauptfunktion war das Eindellen bzw. Aufbrechen der Rüstung des Gegners. Dazu dienten die Hammerfläche auf der einen oder der langstielige Haken auf der anderen Seite. Bei diesem Exemplar(im Bild rechts) ist der Dorn dreikantig, was selten ist, leicht nach unten gebogen und spitz zulaufend. Der Griff aus einem Holzstab wurde mit Eisenbändern versehen, der Tragehaken, zum Befestigen am Sattel ist noch vorhanden. [Lilian Groß]

Streitkolben, 15./16. Jahrhundert

Eine beliebte Waffe im Nahkampf war der Streitkolben. Um das Gewicht zu verringern und die Schlagkraft zu erhöhen, wurde der massive Kolben im 14. Jahrhundert in einzelne Schlagblätter umgewandelt, ab dem 15. Jahrhundert wurden diese reich verziert. Bei diesem Streitkolben (links im Bild) sind die sechs Blätter mit einem Lochmuster versehen und nach unten hin mit geschliffenen Dreiecken verziert. Der Knauf ist knospenförmig und sechskantig, wiederholt also die Anzahl der Schlagblätter. Der Schaft ist gedrechselt und endet in einem schlichten Griff, von dessen ehemaliger textiler Umwicklung nichts mehr vorhanden ist. [Lilian Groß]

Spätgotischer Streitkolben, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Streitkolben werden zu der Kategorie Schlagwaffen gezählt, da sie so konzipiert sind, dass Schaden durch die Kraft des Schlages erreicht wird. Eine Sonderform des ausgehenden 15. bis 17. Jahrhundert war der „Kürissbengel“, der Name leitet sich ab vom mittelhochdeutschen „bengel“ und bedeutet Knüppel. Bevorzugt wurden diese von der Reiterei genutzt, da die eisernen Schlagblätter dazu dienten, Plattenharnische (Küriss) durchdringen zu können. Mit Aufkommen der Feuerwaffen und dem Rückgang der schweren Rüstung hatte auch der Kürissbengel ausgedient. Der Knauf des Streitkolbens (im Bild rechts) ist kugelförmig mit eingefeilten Spiralen, die Schlagblätter sind durchbrochen von Dreipässen und mit kleinen Krabben verziert. Am Griff ist eine Öse angebracht, der Streitkolben konnte so mit einem Lederriemen am Gurt oder Sattel befestigt werden. [Lilian Groß]

Prunkdolch mit Scheide, 2. Hälfte 16. Jahrhundert

Der Dolch besticht durch wertvolle Materialien und aufwendige Bearbeitung: In die Scheide und dem Griff sind zahlreiche Edelsteine eingesetzt, die zweischneidige Klinge ist kunstvoll durchbrochen und an der Spitze mit Gold tauschiert. Als technische Finesse wurden am Klingenansatz vier kleine Kügelchen eingefügt, die sich bewegen lassen, was auf ein hohes Können des osmanischen Waffenschmiedes hinweist. Kunstvoll ist auch die Parierstange, welche an beiden Enden in monströse Drachenköpfe ausläuft. Objekte wie diese waren begehrte Beutestücke in der Zeit der osmanischen Kriege. Auf welchem Weg der Prunkdolch nach Stuttgart an den Hof der württembergischen Herzöge gekommen ist, lässt sich nicht endgültig feststellen, aber Fleischhauer weist ihn der Kunstkammer zu. [Lilian Groß]

Prunkdolch mit Scheide, 2. Hälfte 16. Jahrhundert

Der Dolch mit seiner langen schmalen Klinge wurde in schriftlichen Quellen des 17. Jahrhunderts als „kleines Stiletlin“ angeführt. Die Klinge ist einschneidig und mit Gold tauschiert. Florale und animalische Darstellungen wechseln sich auf der einen Seite ab, die andere zeigt arabische Schriftzeichen. Der Griff und die Scheide sind reich verziert mit Türkisen und Rubinen. Während die Vorderseite der Scheide mit Edelsteinen besetzt ist, fällt die Gestaltung der Rückseite in Niello-Manier schlichter aus. Die Art der Gestaltung und der verwendeten Juwelen an der Scheide und des Griffes ähnelt einem weiteren Prunkdolch der im osmanischen Reich angefertigt wurde und den Fleischhauer der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg zuschrieb. [Lilian Groß]

Aureus des Hadrian mit Darstellung des Jupiter

Bereits in der römischen Frühzeit erhielt Jupiter den Beinamen Optimus Maximus (der Beste und Größte) und einen Tempel auf dem Kapitolshügel in Rom, wodurch er, gleichzusetzen mit dem griechischen Zeus, als höchster und mächtigster Gott zu erkennen ist. Es verwundert nicht, dass die späteren Kaiser des Römischen Reiches ihn häufig auf ihren Münzen darstellten, da sie von seiner unangefochtenen Allmacht ihre eigene Legitimität als seine Regenten und Stellvertreter auf Erden ableiten konnten. Besonders Hadrian, dessen rechtmäßige Adoption durch seinen Vorgänger Trajan angezweifelt wurde, ließ sich gerne als vom höchsten Gott berufener Herrscher zeigen. Auf diesem Aureus sieht man Jupiter bärtig und mit Zepter in väterlicher Würde thronen, ähnlich der berühmten Zeusstatue des griechischen Bildhauers Phidias aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Das Blitzbündel in seiner Hand charakterisiert ihn als Himmels- und Wettergott, der mit einer einzigen Handbewegung das Schicksal der Menschen verändern kann. [Sonja Hommen]

Aureus des Gordian III. mit Darstellung des Sol

Die scheinbar ewig fortdauernde und lichtbringende Kraft der Sonne wurde in der römischen Mythologie in Gestalt eines jugendlichen Gottes mit Strahlenkrone verehrt, der mit seinem Pferdegespann über den Himmel zog. Erst ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurde Sol regelmäßig auf den Münzen der römischen Kaiser abgebildet, welche sich als zunehmend absolute Herrscher gerne mit diesem überirdisch mächtigen Gott verglichen. Auf diesem Aureus von Gordian III. wird durch die Umschrift AETERNITATI AVG(usti) deutlich, dass hier besonders die Vorstellung von Ewigkeit und Dauer, die mit der Sonne verknüpft war, mit der Regierungszeit des Kaisers in Verbindung gebracht werden sollte. Im Jahr 238 n. Chr., als Gordian III. noch im Kindesalter zum neuen Augustus ernannt worden war, hatte das Römische Reich nicht weniger als sechs Kaiser eines gewaltsamen Todes sterben sehen. Die Hoffnung auf eine dauernde Herrschaft war also ebenso angebracht wie der Wunsch nach einem neuen „goldenen“ Zeitalter, welches der Lichtbringer Sol wie kaum ein anderer Gott verkörperte. [Sonja Hommen]

Aureus des Augustus mit Darstellung der Artemis/Diana

Die jungfräuliche Jägerin und Herrin der Tiere ist offenbar eine sehr alte Gottheit, die in der griechisch-römischen Antike Artemis bzw. Diana genannt und zur Schwester des Apoll erklärt wurde. Ihre typischen Attribute Pfeil und Bogen sowie ein Jagdhund begleiten sie auch auf diesem Münzbild aus der Zeit des Augustus, zusätzlich hält sie noch einen Jagdspieß in der rechten Hand. Im Abschnitt ist das Wort SICIL(iensis) zu lesen, ein Hinweis auf die Insel Sizilien, in deren größter Stadt Syrakus die griechische Artemis verehrt wurde. Verständlich wird dieses Münzmotiv vor allem im Zusammenhang mit einer gleichzeitigen Prägung des Augustus, die den Gott Apoll über dem Schriftzug ACT(ius) zeigt und eindeutig auf die berühmte Schlacht von Actium Bezug nimmt. Als Gegenstück dazu verweist dieser Aureus mit Apolls Schwester Artemis auf die Seeschlacht bei Naulochos vor Sizilien, die im Jahr 36 v. Chr. mit einem Sieg über Sextus Pompeius endete und, ebenso wie der Sieg von Actium, Augustus‘ Aufstieg zum Princeps des Römischen Reiches ermöglichte. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla mit Darstellung der Virtus

Der militärische Aspekt der Virtus ist deutlich an der Personifikation dieser kaiserlichen Tugend zu erkennen, die mit Helm, Schild und einem Dolch, dem sogenannten Parazonium, ausgerüstet ist und damit kriegerischen Göttinnen wie Minerva oder Roma zum Verwechseln ähnlich sieht. Ursprünglich bezeichnete Virtus eine allgemeine Tugendhaftigkeit, durch die man sich Ehre und Ruhm auch im zivilen Bereich verdienen konnte, doch im Lauf der römischen Kaiserzeit beschränkte sich die von ihr verkörperte Botschaft auf die persönliche Tapferkeit und den Kampfesmut der Herrscher (VIRTVS AVGVSTOR(um)) bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die daraus resultierenden Siege werden auf diesem Münzbild von der kleinen geflügelten Viktoria auf der ausgestreckten Hand der Virtus symbolisiert. Anlass zur Prägung dieses Denars könnte der Britannienfeldzug des Kaisers Septimius Severus gewesen sein, den sein Sohn und Mitregent Caracalla zu einem siegreichen Abschluss führte. [Sonja Hommen]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung der Salus

Salus, die Personifikation von Gesundheit und Wohlergehen, wurde bereits zur Zeit der römischen Republik als Bewahrerin des staatlichen Wohls kultisch verehrt. Später setzte man sie mit der griechischen Hygieia gleich, weshalb die Schlange, das Symbol für medizinische Heilung, als ihr typisches Attribut auftaucht. Als Motiv auf Münzen der römischen Kaiser konnte Salus sowohl das öffentliche Wohlergehen von Volk und Staat verkörpern (Salus Publica), als auch die persönliche Gesundheit des Kaisers (Salus Augusti). Auf dieser Goldmünze von Severus Alexander ist sie als thronende Göttin zu sehen, die eine sich um einen Altar windende Schlange füttert. Die Darstellungsweise war zur Zeit dieser Prägung, 223 n. Chr., bereits seit über hundert Jahren als Münzmotiv bekannt, weshalb der noch minderjährige Kaiser Severus Alexander in den ersten Jahren seiner Regierung mit dieser Neuauflage offenbar auf Kontinuität und Tradition setzte. [Sonja Hommen]

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Providentia

Mit den Attributen höchster Macht, Zepter und Globus, wird Providentia auf Münzen dargestellt, die Personifikation der Vorsehung. Mit dem Stab in der rechten Hand dirigiert sie den Lauf der Welt zu ihren Füßen. Neben dem Einfluss der Götter auf das Leben der Menschen (Providentia Deorum) verkörperte Providentia in der Kaiserzeit häufiger die kluge Voraussicht der Herrscher (Providentia Augustorum), die wiederum von göttlicher Eingebung gesteuert wurde. Dabei waren für das Wohl des Römischen Reiches die richtigen politischen und militärischen Entscheidungen ebenso von Bedeutung wie eine vorausschauend geplante Nachfolgeregelung, da sonst beim Tod des Kaisers Bürgerkrieg und Unsicherheit drohten. Mit diesem Denar zeigte Septimius Severus, dass er die Erwartungen an die kaiserliche Vorsorge für diesen Fall optimal erfüllte. Er hatte seine beiden Söhne Caracalla und Geta zu Mitregenten ernannt, die auch in der Umschrift PROVID AVGG durch die Pluralform AVGG (Augustorum) als Garanten und Träger der Providentia gleich miterwähnt wurden. [Sonja Hommen]

Denar der Julia Domna mit Darstellung der Pietas

Eine der wichtigsten römischen Tugenden, die Pietas, verpflichtete zum gewissenhaften Verhalten gegenüber Göttern und Menschen, zur Fürsorge für die eigenen Eltern und Kinder ebenso wie zur Ausübung religiöser Handlungen. Dementsprechend wurde ihre Personifikation häufig mit verschleiertem Haar beim Opfer oder in Gebetshaltung an einem Altar dargestellt, wie auf diesem Denar der Julia Domna. Interessant ist hier die Umschrift PIETAS PVBLICA, die auf einen öffentlichen Aspekt verweist: Wahrscheinlich sollte die vorbildliche Pflichterfüllung der Kaiserin im Dienste des Staates zum Ausdruck gebracht werden. Als Frau des Septimius Severus und als Mutter der späteren Kaiser Geta und Caracalla wurde ihr die Rolle einer Vermittlerin zwischen Göttern, Herrscherhaus und Volk zugeschrieben, deren Verhalten im Sinne der Pietas für Ausgleich und Frieden sorgte. [Sonja Hommen] Vorderseite: Drapierte Büste der Iulia Domna nach rechts. Rückseite: Pietas steht mit erhobenen Händen nach links vor einem Altar.

Antoninian des Gordian III. mit Darstellung der Pax

Die Eile und Dringlichkeit, mit der Pax, die Personifikation des Friedens, durch das Münzbild läuft und ihren Olivenzweig vorstreckt, verdeutlicht sehr anschaulich das Bedürfnis nach einem Ende der kriegerischen Konflikte, welche zur Zeit der Prägung dieses Antoninian unter Gordian III. im Römischen Reich herrschten. Die hier beschworene Pax Augusti, also der vom Kaiser herbeigeführte und garantierte Frieden, war zur Zeit des Augustus ein tatsächlicher Zustand, fast dreihundert Jahre später aber gefährdeten Aufstände in den Provinzen und Kriege an den Grenzen des riesigen Reiches Sicherheit und Wohlstand. Nur militärische Siege konnten in dieser Situation noch den Frieden bringen, weshalb Pax hier, kampfbereit mit einem Helm ausgerüstet, in der sonst für die Siegesgöttin Viktoria typischen Haltung des Herbeieilens dargestellt ist. [Sonja Hommen]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung der Libertas

Libertas, die Personifikation der Freiheit, ist an einem besonderen Attribut zu erkennen: In ihrer Rechten hält sie eine als Pileus bezeichnete Filzkappe, die ähnlich der Toga als Zeichen des römischen Bürgerrechts galt und vor allem von freigelassenen Sklaven getragen wurde. Ein Füllhorn, das Symbol für Großzügigkeit und Überfluss, wurde dieser ältesten auf römischen Münzen dargestellten Personifikation erst im 3. Jahrhundert hinzugefügt, um den Zusammenhang von Freigebigkeit (Liberalitas) und Freiheit (Libertas) zu betonen. Der junge Kaiser Severus Alexander wollte mit dieser Prägung aus seinem ersten Regierungsjahr nach der tyrannischen Herrschaft seines Vorgängers Elagabal offenbar die wiederhergestellte Freiheit des römischen Staates und seiner Bürger verkünden. [Sonja Hommen]

Hirschgeweihstange, graviert mit Wappen und Ansichten württembergischer Städte,...

"Mein Land hat kleine Städte..." lässt Justinus Kerner 1818 Eberhard im Bart über sein Herzogtum sagen. Seine Ballade gilt als heimliche Landeshymne der Württemberger. Die kleinen Ansichten württembergischer Städte, Klöster und Burgen scheinen diese Charakterisierung zu illustrieren. Hans Georg Ruoff, der die Geweihstange signiert hat, war ein Büchsenschäfter, also ein Handwerker, der Schäfte für Feuerwaffen hergestellt und verziert hat. [Rainer Y]

Denar der Sabina mit Darstellung der Concordia

Eine würdevoll thronende Dame verkörpert auf dieser Münze die eheliche Eintracht des Kaiserpaares, die Concordia Augusta, die für den Fortbestand der Herrscherfamilie und somit für die Zukunft des römischen Staates von großer Bedeutung war. Doch die hier beschworene glückliche Ehe von Hadrian und Sabina war offenbar nicht von Zuneigung geprägt und blieb kinderlos. Das Motiv der sitzenden Concordia mit einer Opferschale in ihrer ausgestreckten Rechten weist auf eine Kultstatue, die im republikanischen Concordia-Tempel auf dem Forum Romanum für die politische Einheit Roms stand. Auf dieser besonders schön erhaltenen Münze lassen sich Einzelheiten erkennen wie die Statue der Spes, Personifikaton der dynastischen Hoffnung, auf welche sich der Arm der Concordia stützt, als auch das Füllhorn unter dem Thron oder Details der Frisur. [Sonja Hommen]

Sesterz des Nero mit Darstellung der Annona und Ceres

Annona Augusti ist eine römische Gottheit, die seit Neros Regierungszeit auf Münzen die Getreideversorgung des Römischen Reiches darstellt. Dank gut organisierter Importe und großer Vorratslager war sie für die Bürger Roms stets gesichert. Das Attribut der Göttin ist ein Füllhorn. Auf diesem Sesterz steht Annona neben der sitzenden Ceres, der Göttin des Ackerbaus und der Erde, die in der linken Hand eine Fackel und in der rechten Ähren hält. Beide Gottheiten repräsentieren also den Wohlstand und die Versorgung mit Getreide, die der römische Staat seinen Bürgern gewährleistet. Im Hintergrund ragt zwischen den beiden Figuren eine prora auf, der Bug eines Schiffes. Es steht symbolisch für die Seemacht Roms, hier jedoch auch für den Import von Getreide. Nero ließ auf dieser Münze also seine gute Regierung, aber auch die Macht Roms darstellen. [Delia Scheffer]

Sesterz des Trajan mit Darstellung der Alimenta Italiae

Die Sicherung von Wohlstand und materieller Versorgung zeichnete in den Augen des römischen Volkes einen guten Herrscher aus, weshalb Personifikationen von Fruchtbarkeit, Ernte und Überfluss, wie Annona oder Abundantia, beliebte Motive der kaiserlichen Münzprägung waren. Ihre typischen Attribute, ein überquellendes Füllhorn sowie Kornähren in der rechten Hand, trägt auch die weibliche Person auf diesem Sesterz, die auf Grund der Benennung im Bildabschnitt als personifizierte ALIM(enta) ITAL(iae) angesprochen werden kann. Diese „Alimente“ waren als kaiserliche Versorgungsleistung zur materiellen Unterstützung benachteiligter Kinder von Nerva eingeführt und von seinem Nachfolger Trajan erheblich ausgeweitet worden. Das Kind, das links neben der Alimenta steht und über das sie schützend ihre Hand auszustrecken scheint, hält eine Schriftrolle in der Hand, die vielleicht eine Art Berechtigungsschreiben für diese kaiserliche Wohltat beinhaltet. [Sonja Hommen]

Medaille von Pierre Woeiriot de Bouzey auf die Heirat von Erich II. von...

Herzog Erich II. von Braunschweig-Calenberg-Göttingen heiratete 1575 in zweiter Ehe Dorothea, eine Tochter Franz’ I. von Lothringen und Christinas von Dänemark. Die Medaille, die auf diesen Anlass ausgegeben wurde, entstand in Nancy, wo auch die Hochzeit gefeiert wurde. Die Prägung zeigt auf der Vorderseite in der Mitte die ineinander verschlungenen Buchstaben E und D – die Initialen der Eheleute – und nennt am Rand ihre Namen: ERICVS ET DOROTHEA. Auf der Rückseite ist ein Altar mit der Aufschrift FIDEI – der Treue – dargestellt, über dem sich zwei Hände vereinigen. Die Umschrift lautet AD PERP(etuam) FOEL(icis) CONNUB(ii) MEMOR(iam) – zur immer währenden Erinnerung an die glückliche Ehe. [Matthias Ohm]

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Aequitas

Keine andere römische Tugend findet sich so häufig auf Münzen der römischen Kaiserzeit wie Aequitas, die Personifikation der Gerechtigkeit und Gleichheit. Ihre Waage symbolisiert Ausgewogenheit, das Füllhorn Reichtum, von dem jeder seinen gerechten, ihm zugemessenen Anteil bekommen soll. Durch die Umschrift AQVITATI AVGG (Augustorum) auf diesem Denar gibt sich der Kaiser (mit seinen Söhnen) selbst als Garant und Urheber dieser Gerechtigkeit aus. Als Bildmotiv auf Münzen bezieht sich diese Botschaft weniger auf römische Politik und Rechtsprechung als vielmehr ganz konkret auf das Gleichmaß der kaiserlichen Emissionen in Gewicht und Metallgehalt und ihre Zuverlässigkeit als Zahlungsmittel. Interessanterweise waren zum Zeitpunkt der Prägung dieses Exemplars, am Ende des 2. Jahrhunderts, Silberanteil und Kaufkraft der Denare im Vergleich zu früheren Jahrzehnten deutlich gesunken. [Sonja Hommen]

Vermählungsmedaille, frühes 17. Jahrhundert

Auf der Vorderseite der Medaille ist ein Brautpaar dargestellt, das sich durch einen Handschlag miteinander verbindet. Aus den Wolken fallen die Strahlen des göttlichen Segens auf die Beiden. Die Umschrift lautet: JUNIGMUS OPTATAS SUB AMICO FOEDERE DEXTRAS – Wir vereinen nach Wunsch die rechten Hände zu einem innigen Bündnis. Die Rückseite zeigt in einem Kranz aus Rosen die Inschrift UXOR CASTA EST ROSA SVAVIS – Eine treue Frau ist (wie) eine süße Rose; die Umschrift lautet: SICVT SOL ORIENS DEI SIC MVLIER BONA DOMVS EIVS ORNAMENTVM – So wie die aufgehende Sonne eine Zierde für Gott ist, so ist eine gute Ehefrau eine Zierde für ihr Haus. Vermutlich wurde diese Medaille nicht aus Anlass einer bestimmten Heirat geschaffen, sondern sollte ganz allgemein als Geschenk bei Hochzeiten dienen. Sie zählt zu den so genannten „Judenmedaillen“, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts vermutlich in Prag entstanden. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Erbauung der neuen Fassade des Louvre, 1667

König Ludwig XIV. (1683-1715) von Frankreich und Navarra, besser bekannt als der „Sonnenkönig“, verhalf der französischen Kultur durch das fördern von Wissenschaft und Kunst zu einer Blütezeit. Unter seiner Regentschaft wurde die Ostseite des Louvre, der heute das drittgrößte Museum der Welt beherbergt, umgestaltet. Die ursprünglichen Baupläne des italienischen Architekten Bernini wurden nicht umgesetzt. Stattdessen wählte Ludwig XIV. den Entwurf des französischen Künstlerkollektivs mit Louis Le Vau, Charles Le Brun sowie den Brüdern Claude und Charles Perrault. Die Bauzeit begann 1667 und wurde nach 7 Jahre vorzeitig eingestellt. Die Medaille zeigt auf dem Revers die Planzeichnung der neuen Fassadengestaltung der Ostseite: mit ihren freistehenden Kolonnaden prägte sie den Baustil zukünftiger Epochen in Frankreich. Die Legende LVDOVICO XIV. REGNANTE ET AEDIFICANTE auf der Vorderseite der Medaille weist König Ludwig XIV. als Bauherrn aus. [Lilian Groß]

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