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Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Sesterz des Caracalla mit Darstellung des Aeskulap

Auf römischen Münzen ist der Heilgott Aeskulap, der griechische Asklepios, nur selten zu finden, weshalb Kaiser Caracalla ein außergewöhnlicher Anlass zur Darstellung dieser Gottheit auf seinen Prägungen bewogen haben muss. Eine ausreichende Erklärung könnte bereits sein, dass Caracalla häufig unter Krankheiten litt, doch lässt sich dieses Münzbild sogar mit einem bestimmten Kuraufenthalt im kleinasiatischen Pergamon in Verbindung bringen: Im Jahr 214, nach einem kräftezehrenden Germanienfeldzug, ließ sich der Kaiser im dortigen Asklepios-Heiligtum kurieren, renovierte zum Dank für seine Heilung den Tempel des Gottes und ließ in Rom Münzen mit seinem Abbild ausgeben. Tatsächlich sollte auf den Prägungen ganz eindeutig Asklepios aus Pergamon zu erkennen sein, da dieser Gott nur dort mit einem sogenannten Omphalos (einem eiförmigen Stein) und seinem Sohn Telesphoros dargestellt wurde, wie sie auch auf diesem Sesterz jeweils rechts und links im Reversbild wiedergegeben sind. Interessant ist hierbei, dass diese Darstellungsweise offenbar von der lokalen Münzprägung Pergamons abgeleitet wurde, wohingegen es normalerweise umgekehrt die Stadt Rom war, welche die Vorlagen für die Münzmotive der von ihr abhängigen Gebiete lieferte. [Sonja Hommen] Die Münze war Teil der Neuenstädter Sammlung, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer. Vorderseite: Gepanzerte und drapierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Aeskulap steht frontal, den Kopf nach links gewandt. Er hält einen auf dem Boden aufgestützten Schlangenstab mit der rechten Hand. Links vor ihm steht eine kleine gewandete Figur (Telephorus), rechts ein Omphalos.

Denar des Severus Alexander mit Darstellung des Mars

Der Kriegsgott Mars wäre auf diesem Denar aufgrund seiner militärischen Ausrüstung mit Helm, Speer und Schild auch ohne die eindeutige Umschrift als solcher leicht zu erkennen. Das Vorbild für dieses Münzmotiv lieferte offenbar ein Kultbild, das sich in dem von Augustus erbauten Marstempel in Rom befand und welches dieser dem rächenden Mars (Mars Ultor) nach seinem Sieg über die Mörder seines Adoptivvaters Caesar stiftete. Im Zusammenhang mit der Prägung des Severus Alexander spielt aber ein anderes historisches Ereignis eine wichtige Rolle: Bei einem Kriegszug gegen die Parther im heutigen Persien im Jahr 53 v. Chr. wurden die symbolträchtigen Feldzeichen der römischen Truppen von den Feinden erbeutet, die dann aber einige Jahrzehnte später von Augustus zurückgeholt und im Marstempel ausgestellt werden konnten. Ein Feldzeichen ist dementsprechend auf dem Münzbild hinter dem Schild des Mars zu sehen. Über zweihundert Jahre danach führte Severus Alexander wiederum Krieg gegen die Parther und ließ aus diesem Anlass Münzen mit dem augusteischen Mars Ultor und den in seinem Tempel aufbewahrten Feldzeichen prägen, um an den vergangenen Triumph über die alten Feinde Roms zu erinnern, sich in eine Reihe mit dem ersten Kaiser zu stellen und die Gunst des Kriegsgottes zu erbitten. [Sonja Hommen]

Sesterz des Hadrian mit Darstellung der Fortuna

Das Steuerruder ist das typische Attribut der Glücksgöttin Fortuna, das ihr zum einen zur Lenkung der Welt dient, andererseits auch ganz konkret die damals gefährlichen Seereisen oder die für Rom lebenswichtigen Weizenlieferungen übers Meer symbolisieren kann, deren Gelingen vom Wohlwollen der Fortuna abhing. Wie auf diesem Sesterz von Hadrian zu erkennen ist, trägt sie außerdem ein Füllhorn, das Zeichen für Wohlstand und Überfluss. Ihre Gunst war in vielen Lebensbereichen gefragt, weshalb kaum eine andere Gottheit der römischen Antike über eine ähnliche Zahl von Beinamen und Zuständigkeiten verfügte. Im Abschnitt des Münzbildes wird die Eigenschaft der hier abgebildeten Fortuna genannt: FORT(una) RED(ux), also die Zurückführende oder auch Heimbringende. Seit Augustus lag es in den Händen dieser Göttin, die römischen Kaiser wohlbehalten von Feldzügen oder Reisen nach Rom zurück zu geleiten. Dieser Sesterz des Hadrian entstand in seinen ersten Regierungsjahren und feierte die Ankunft des neuen Kaisers in Rom im Jahr 118, nachdem er zuvor Statthalter in der Provinz Syria gewesen war. [Sonja Hommen]

Denar des Elagabal für Julia Soaemias mit Darstellung der Venus

Die Göttin Venus begegnet auf Münzen der römischen Kaiserzeit meist unter dem Beinamen Victrix (die Siegende) oder, als Stammmutter der julischen Herrscherdynastie und des ganzen römischen Volkes, auch als Venus Genetrix (die Erzeugerin/Mutter). Auf diesem Denar der Julia Soaemias, der Mutter des Kaisers Elagabal, erscheint Venus zwar mit ihren üblichen Attributen, wie zum Beispiel dem Apfel, der sie als die Schönste kennzeichnet, doch trägt sie hier den ungewöhnlichen Namen Caelestis (die Himmlische). Dea Caelestis (die Himmelsgöttin) ist die lateinische Bezeichnung für die orientalische Göttin Tanit/Astarte, die unter dem aus Syrien stammenden Kaiser Elagabal eine neuartige und für die Römer entsprechend befremdliche Prominenz im Staatskult erhielt. Der Wirkungsbereich der ausländischen Gottheit, die gleichzeitig Himmels- und Erdgöttin, Jungfrau und Mutter sein konnte, war derart weit gefasst, dass ihr Name Caelestis verschiedenen römischen Göttinnen angefügt werden konnte, wie der Juno oder eben auch der Venus. Das Kind, das auf diesem Münzbild vor der Göttin steht, könnte ein flügelloser Cupido sein, wahrscheinlicher aber soll es die mütterliche Fürsorge der Stammmutter Venus darstellen. Vielleicht weist es aber auch auf die Rolle der Julia Soaemias als Mutter des Kaisers hin. [Sonja Hommen]

Denar für Julia Maesa mit Darstellung der Pudicitia

Die römische Frau sollte idealerweise sittsam sein, in einmaliger keuscher Ehe leben und jegliche Ausschweifungen vermeiden, doch entsprach dies nicht unbedingt der Realität, wie man von antiken Autoren weiß. Umso wichtiger war es daher, dass die Frauen des Kaiserhauses hier eine Vorbildfunktion erfüllten und diese durch die Darstellung der Pudicitia, der Personifikation der ehelichen Keuschheit, auf ihren Münzen verbreiteten. Der typische Verschleierungsgestus der Pudicitia, wie auch auf diesem Denar für Julia Maesa zu erkennen, verweist gleichzeitig auf die sich verhüllende Sittsamkeit wie auch auf den Schleier der Braut als Symbol des Ehestandes. Dieses Motiv scheint passend für Julia Maesa ausgewählt, eine Schwester der zur Zeit dieser Prägung bereits verstorbenen Kaiserin Julia Domna und Großmutter des regierenden Kaisers Elagabal, da ihr ein mäßigender Einfluss auf ihren ausschweifenden Enkel nachgesagt wurde und sie als ältere römische Matrone über jeden Verdacht der Unsittlichkeit erhaben war. Allerdings gehörten Bescheidenheit und Zurückhaltung offenbar nicht zu ihren Tugenden, da sie an Aufstieg und Fall mehrerer Kaiser, unter anderem ihres Enkels Elagabal, aktiv beteiligt gewesen sein soll. [Sonja Hommen]

Denar des Severus Alexander für Julia Mamaea mit Darstellung der Vesta

Der Kult der Göttin Vesta gehörte sicher zu den altehrwürdigsten und bedeutendsten des römischen Staates. Ihre Priesterinnen, die jungfräulichen Vestalinnen, wurden aus den höchsten Kreisen der Patrizierfamilien ausgewählt und bewachten das symbolträchtige Herdfeuer sowie die wichtigsten Kultgegenstände der Stadt Rom und damit das Wohlergehen des gesamten Volkes. Unter Kaiser Elagabal, der den gleichnamigen orientalischen Sonnengott zur obersten Gottheit erklärte, wurden die bisherigen Kulttraditionen zum Entsetzen der Römer außer Kraft gesetzt und unter anderem das so genannte Palladium, das uralte Kultbild der Göttin Athena aus Troja, aus der Obhut der Vesta in den Tempel des neuen Staatsgottes überführt. Elagabals Nachfolger Severus Alexander, aus dessen Regierungszeit der hier gezeigte Denar stammt, machte die verhassten Maßnahmen seines Vorgängers wieder rückgängig und gab der Göttin Vesta ihre alte Bedeutung und Funktion zurück. Aus diesem Grund ist es verständlich, dass Julia Mamaea, die Mutter des neuen Kaisers, diese für das römische Volk so wichtige Gottheit auf ihren Münzen darstellen ließ. Sie und ihr Sohn Severus Alexander stammten aus Syrien, weshalb die Betonung alter römischer Traditionen zur Legitimation der ausländischen Herrscherdynastie diente. [Sonja Hommen]

Bankportugaleser mit der Hamburger Börse und dem Elbhandel, 1690

Die Hamburger Börse ist der älteste noch aktive Aktienmarkt in Deutschland. Im 16. Jahrhundert erfüllte die Stadt den Kaufleuten die Bitte nach einem festen Standort, an dem sie ihren Geschäften nachgehen konnten. Von 1577 bis 1583 wurde an der Trostbrücke ein Gebäude errichtet, in dem Geld-, Wechsel-, Versicherungs- und Frachtgeschäfte abgeschlossen wurden, ebenso war hier der Handel mit Wertpapieren möglich. Da der Absatz florierte, musste wiederholt um- und ausgebaut werden, 1841 erfolgte dann der Umzug in die neue Börse. Die Medaille, die Anton Meybusch 1690 fertigte, spiegelt den wachsenden Wohlstand der Stadt, der wider durch den Fernhandel über die Elbe ermöglicht wurde. Die Vorderseite ziert eine Ansicht des alten Börsengebäudes mit der Umschrift ECCE ANIMAM COMMERCIA ET URBIS ALUMNAM – Siehe, dass der Handel die Seele und Ernährerin der Stadt ist. Auf der Rückseite ist links Hammonia (die Personifikation der Stadt Hamburg) zu sehen, mit Stab und Freiheitshut und Caduceus, ihr Haupt mit der typischen Mauerkrone verziert. Die weibliche Person rechts verkörpert den Wohlstand: In den Händen hält sie ein überquellendes Füllhorn, dessen Inhalt sich über die Stadt ergießt. Auf dem Kopf trägt sie ein Schiffsmodell. Vor den beiden weiblichen Figuren liegt der Flussgott Albio (Elbe), der aus einer Urne Wasser ausgießt und mit der Rechten ebenfalls das Füllhorn umfasst. [Lilian Groß]

Klippe auf die Einweihung der Kirche St. Martin in Gochsheim, 1704

Herzog Friedrich August aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt ließ 1704 Medaillen auf die Weihe der neuen Kirche in Gochsheim prägen. Diese wurde 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges von französischen Truppen in Brand gesteckt. Der württembergische Herzog ließ sie wiederaufbauen. Die Vorderseite dieser Klippe zeigt eine Längsansicht des Gotteshauses mit der Apsis, dem Glockenturm und einem Storch auf dem Dach - in der christlichen Ikonographie ein Symbol für die Göttlichkeit und Menschlichkeit von Christi. Die Inschrift auf der Rückseite erläutert die Umstände des Neubaus: TEMPLUM GOCHZHEIMENSE, 2. AVG(ustus) 1689. A GALLIS EXUSTUM a FRIDERICO AUGUSTO D(ei) G(ratia) DUCE WIRTEMBERGIÆ & c REÆDIFICATUM et 15. IUNY 1704 INAUGURATUM – Die Kirche von Gochsheim, die am 2. August 1689 von den Franzosen niedergebrannt wurde, ist von Friedrich August, von Gottes Gnaden Herzog von Württemberg etc., wiederaufgebaut und am 15. Juni 1704 geweiht worden. In den vier Ecken der Medaille finden sich runde Wappenschilde mit den württembergischen Hirschstangen. [Lilian Groß]

Medaille auf die Einweihung der Kirche St. Martin in Gochsheim, 1704

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg Ende des 17. Jahrhunderts marschierten französische Truppen auch durch Gochsheim, heute ein Stadtteil von Kraichtal im Landkreis Karlsruhe. Sie zerstörten die Stadt, und auch die Kirche St. Martin. Der Wiederaufbau, durch Baumeister Anton Petri, dauerte bis 1704. Anlässlich der Weihe des neuen Gotteshauses ließ der Auftraggeber, Herzog Friedrich August aus der Nebenlinie Württemberg-Neuenstadt, im selben Jahr Medaillen prägen. Diese Goldmedaille zeigt auf der Vorderseite eine Längsansicht der Kirche, mit Glockenturm und Apsis. Auf dem Giebel links ist ein Storch mit großem Nest zu sehen. In der christlichen Ikonographie gilt der Zugvogel als Sinnbild für Himmelfahrt und Wiederkunft Christi. Über der Kirche sind unter einem Fürstenhut zwei Wappen vereint dargestellt: das württembergische Wappen mit den drei Hirschstangen sowie das Ebersteinische Wappen mit einer Rose. Die Rückseite gibt das Datum der Weihe an, 15. IUNY 1704. [Lilian Groß]

Halber Sterbetaler auf Herzog Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg, 1602

Seit Ende des 16. Jahrhunderts sind im deutschsprachigen Raum Sterbemünzen bekannt, welche zur Erinnerung an einen Herrscher geprägt wurden. Generell ist auf der Vorderseite das Porträt des Verstorbenen abgebildet, während die Rückseite entweder das Wappen, Ruhmestaten oder Allegorien auf den Tod zieren. Auch der halbe Sterbetaler auf Herzog Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg (1550–1602) entspricht diesem Schema: Avers ist eine Büste auf ihn, nach rechts gewandt, zu sehen, mit der damaligen modischen Halskrause. Die Umschrift benennt Titel und Herrschaftsgebiet Joachim Friedrichs: MEMOR(ia) IOACH(im) FRID(ericus) DUCIS SILES(iae) LEGN(Ligeniciensis) BREGINSIS. Die Legende auf der Rückseite benennt die genauen Angaben von Stunde, Tag und Jahr der Geburt wie des Todes sowie als Memorial die Anrufung Gottes. [Lilian Groß]

Einseitige Feldklippe von Johann Friedrich I. von Sachsen im Wert eines...

Als Reaktion auf die Religionspolitik des katholischen Kaisers Karl V. schlossen sich 1531 protestantische Fürsten und Städte unter der Führung von Kursachsen und Hessen zu einem Bündnis zusammen, dem Schmalkaldischen Bund. Die Auseinandersetzung verschärfte sich, als 1546 Kaiser Karl V. die Reichsacht über alle Mitglieder der Allianz verhängte. In dem folgenden Schmalkaldischen Krieg, aus dem der Kaiser siegreich hervorging, verlor Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, genannt der Großmütige (reg. 1532–1547), seine Kurwürde und einen Großteil seiner Besitztümer. Um seine Truppen bezahlen zu können, ließ Johann Friedrich I. u. a. liturgische Gegenstände aus den Kirchen des heutigen Wittenberger Kreises einziehen und diese zu Klippen verarbeiten. Auf dieser einseitigen Feldklippe im Wert eines Vierteltalers stehen über dem sächsischen Kurwappen die Versalien HHFK (Herzog Haus Friedrich Kurfürst) sowie die Jahresangabe 1547. [Lilian Groß]

Medaille auf die Wahl Matthias` zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, 1612

Matthias (1557-1619) wurde nach dem Tod seines Bruders Rudolf II. 1612 in Frankfurt am Main zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Anlässlich dieses Ereignisses schuf Christian Maler eine Medaille. Auf der Vorderseite prangen sieben Wappenschilde: in der Mitte der doppelköpfige Reichsadler, umringt von den sechs Wappen der Kurfürsten. Rückseitig ist ebenfalls der doppelköpfige Adler abgebildete, zwischen Reichsschwert und -zepter. Zwei Engel sind im Begriff, ihn zu krönen, über allem strahlt der Name Jehova in hebräischen Buchstaben. Die Umschrift FVLGORE IMPERII ROMAN(orum) HAEC AERA CORVSCANT - Durch den Glanz des Römischen Reiches funkeln diese Insignien – unterstreicht den Herrschaftsanspruch Matthias`. [Lilian Groß]

Medaille auf die Einnahme von Stuhlweißenburg, 1601

Die „Stadt der Könige“ Szèkesfehèrvàr (deutsch Stuhlweißenburg) in Ungarn war von 1526 bis 1688 während der langen Auseinandersetzung mit den Türken eine Grenzfestung unter osmanischer Besatzung. Mit Ausnahme eines einzigen Jahres, 1601, als die Stadt für wenige Monate von einem christlichen Heer zurückerobert werden konnte. Im Zuge der Kriegswirren wurde auch die Basilika St. Stephan durch Brand zerstört. Auf der Vorderseite der Medaille ist die Stadtansicht mit der noch nicht verbrannten Basilika wiedergegeben. Am unteren Medaillenrand ziehen die Eroberer siegreich in die Stadt ein. Auf dem Revers entsteigt ein Phönix mit dem ungarischen Wappen auf der Brust den Flammen – der mythologische Vogel steht symbolisch für das Ende osmanischer Herrschaft und das Wiedererstarken der Habsburgermonarchie. [Lilian Groß]

Klippe, geprägt während der Belagerung Wiens durch die Türken 1529

Einer der ersten Höhepunkte in der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Osmanischen Reich und dem christlichen Europa war 1529 die Belagerung Wiens. Sultan Süleyman I. (reg. 1520-1566) versuchte drei Wochen lang erfolglos die Stadt einzunehmen. Die Versorgung Wiens war in der Zeit unterbrochen, daher musste Notgeld ausgegeben werden – hergestellt aus Gegenständen von (Edel-) Metall, welche eingeschmolzen bzw. zerschnitten wurden. Die Avers-Inschrift weist auf den Grund der Herstellung der Klippe hin: TVRCK BLEGERT WIENN DEN. XXIIII. TAG SEPTEMBER ANNO D(omini) 1529. Auf dem Revers ist das Wappen Ferdinands I. abgebildet, umrahmt von den Wappenschilden Österreichs, Burgunds und der Steiermark. [Lilian Groß]

Maltesische vier Tari des Großmeisters Aloph de Wignacourt, 1611

Nach der Einnahme der Heiligen Stadt Jerusalem 1099 gründeten die christlichen Eroberer den „Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“, kurz Johanniter oder Hospitaliter genannt – nach dem Pilgerspital, in welchem die Hospitaliter der Pflege von Kranken nachgingen und welches Johannes dem Täufer geweiht war. 1306 musste der Orden nach Rhodos übersiedeln, 1530 nach Malta, ab da setzte sich die Kurzbezeichnung „Maltester“ durch. Die oberste Gewalt über den Orden hatte der Großmeister. Der 54. war Aloph de Wignacourt, der 1611 diese Münze ausgab. Auf der Vorderseite ist der enthauptete Kopf Johannes des Täufers zu sehen, die Umschrift verweist ebenfalls auf den Heiligen. Die Rückseite zeigt das Großmeisterwappen de Wignacourts. [Lilian Groß]

Maltesische acht Tari des Großmeisters Aloph de Wignacourt

Der 1099 in Jerusalem gegründete „Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“ siedelte sich ab 1530 auf Malta an, weshalb die gebräuchliche Kurzform für die Ritter der Bruderschaft „Malteser“ lautete. Kaiser Karl V. erlaubte dem Orden die Münzprägung auf der Insel, allerdings sollten die Münzen nur im Hoheitsgebiet der Malteser gültig sein. Die Währungseinheit hieß Scudo, dem 12 Tari entsprachen. Der Acht Tari zeigt auf der Vorderseite den enthaupteten Kopf des Ordenspatrons, Johannes des Täufers. Auf der Rückseite ist das Wappen des Großmeisters Aloph de Wignacourt abgebildet. Dieser war der 54. Ordensmeister und leitete die Ordensgemeinschaft auf Malta von 1601 bis 1622. [Lilian Groß]

Medaille von Matthes Gebel auf den Tod Albrecht Dürers 1528

Die Reichsstadt Nürnberg gab 1528 eine Gedenkmedaille auf den Tod Albrecht Dürers heraus. Dürer, einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit, dessen Schaffenswerk eng mit seiner Geburtsstadt verbunden ist, verstarb am 6. April des Jahres. Die Vorderseite ziert ein Porträt des Künstlers, das ihn im Alter von 56 Jahren zeigt. Das Profil ist nach rechts gewandt, der Kragen des Hemdes leicht geöffnet. Die Rückseite gibt Auskunft über den genauen Zeitpunkt seines Todes. Die Medaille des Nürnberger Medailleurs Matthes Gebel wurde sowohl bei den Feiern von Dürers 300. Todestag als Vorlage für Gedenkmedaillen verwendet, als auch 100 Jahre später im Jahr 1928. [Lilian Groß]

Medaille auf den Feldmarschall und Statthalter Siebenbürgens, Giorgio Basta,...

Während des Langen Türkenkrieges 1593-1606 zwischen dem Osmanischen Reich und dem christlichen Europa wurde Giorgio Basta (1550-1607) von Kaiser Rudolf II. als Oberbefehlshaber der habsburgischen Armee eingesetzt. Vor allem sollte er das 1598 Habsburg vertraglich zugesicherte Fürstentum Siebenbürgen als kaiserlicher Lehnsträger verwalten. Nach wechselvollen Kämpfen um die Herrschaft, zwischen Basta und den siebenbürgischen Fürsten über das Gebiet, zogen die Habsburger 1606 geschlagen ab. Über seine Erfahrungen in der Kriegsführung in Osteuropa verfasste er später einige Bücher. Auf der Vorderseite der Medaille ist ein Porträt des Statthalters Basta abgebildet, geharnischt im Profil nach rechts, der für ihn typische Kinn- und Lippenbart ist deutlich erkennbar. [Lilian Groß]

Taler der Stadt Zürich mit den drei Stadtheiligen, 1512

Alle drei Stadtpatrone von Zürich wurden erstmals 1512 auf einem Taler abgebildet. Die Geschwister Felix und Regula sind seit dem 11. Jahrhundert auf Zürcher Münzen nachweisbar. Ihr Diener Exuperantius erscheint erst ab dem 13. Jahrhundert namentlich in der Legende, nach der alle drei im Zuge der Christenverfolgung 302/303 nach Christus als Märtyrer starben. Die Rückseite des Talers zieren die drei Stadtheiligen: Sie tragen ihre enthaupteten Köpfe in den Händen vor der Brust, über ihren Hälsen erscheint ein Nimbus – Hinweise auf die Legende, laut der sie sich nach der Enthauptung selbst 40 Ellen einen Berg hinauf schleppten, wo man sie beerdigte. An dieser Stelle wurde das Großmünster erbaut. Auf der Vorderseite ist das Wappen der Stadt abgebildet, mit Löwen als Schildhaltern rechts und links. Der Schild darüber mit dem kaiserlichen Doppeladler steht für den Status der Reichsunmittelbarkeit von Zürich. [Lilian Groß]

Schützenhalbtaler Herzog Ludwig Friedrichs von Württemberg-Mömpelgard, 1612

Die Schützenkultur wurde in Württemberg intensiv gepflegt – so veranstaltete auch Ludwig Friedrich (1586-1631), der spätere Begründer der Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard, Wettbewerbe, in denen sich die Schützen messen konnten. Den besten Schützen winkten wertvolle Sach- oder Geldpreise. Anlässlich eines solchen Ereignisses 1612 wurde der Schützenhalbtaler herausgegeben. Auf der Vorderseite ist das verschlungene Monogramm Ludwig Friedrichs (LF) umrahmt von Lorbeer abgebildet. Auf der Rückseite sieht man eine Armbrust - ebenfalls in einem Lorbeerkranz - daneben die Jahreszahl 1612, wobei die 2 spiegelverkehrt geprägt wurde. [Lilian Groß]

Denar Alfons’ II. von Aragon, 1167-1196

Eine der wenigen nachgewiesenen und erhaltenen mittelalterlichen Prägungen in der Kunstkammer der württembergischen Herzöge kam 1653 mit der Sammlung Guth von Sulz nach Stuttgart. Der Denar, der unter der Herrschaft von Alfons II. von Aragon (reg. 1162-1196), geprägt wurde, ist in einem guten Zustand. Alfons der Keusche, wie sein Beiname lautete, war König vom nordspanischen Aragonien und ab 1166, durch geschickte Heiratspolitik, auch Graf der Provence, wo diese Münze geprägt wurde. Auf der Vorderseite ist Alfons II. im Profil nach links gewandt dargestellt – die Krone auf dem Haupt sowie die Umschrift REX ARAGONE unterstreichen seinen Herrschaftsanspruch. [Lilian Groß]

Achteckige Medaille auf das Große Heidelberger Fass, 1667

Das berühmte Große Fass im Heidelberger Schloss ist in seiner heutigen Form das Vierte. Das zweite wurde 1664 von Kurfürst Karl Ludwig veranlasst, unter Leitung des Hofkellermeisters Johann Meyer erbaut und fasste 204 Fuder, 3 Ohm und 4 Viertel – ca. 195.000 Liter. Die Oberseite des Fasses war begehbar und als Tanzboden ausgebaut. 1667 ließ der Kurfürst eine achteckige Medaille auf das Schloss und seine Attraktion herausgeben. Auf der Vorderseite ist das Gebäude zu sehen, darüber halten zwei Engel ein Banner mit dem Motto Karl Ludwigs DOMINVS PROVIDEBIT – Der Herr wird vorsorgen (1. Mose 22,8). Auf der Rückseite ist das Große Fass dargestellt, gut sichtbar ist auch die Balustrade, an den Seiten der Tanzfläche. Die Umschrift IMAGUNEM VIDES PALATINI CADI QUO MAIOR HAUD ULLUS NEC EXPOLITIOR – (sinngemäß) Du siehst ein Bild des pfälzischen Fasses, ein größeres und schöneres gibt es nicht – kündet vom Stolz des Bauherrn. [Lilian Groß]

Medaille auf die Konkordienkirche in Mannheim, 1679

Um nach dem Dreißigjährigen Krieg die Zuwanderung nach Mannheim zu fördern, wurden 1652 Stadtprivilegien erlassen, die u. a. die Religionsfreiheit garantierten. 1677 bis 1680 wurde eine Kirche erbaut, die für alle christlichen Konfessionen gedacht war. Der Name der erbauten Hofkirche in der Zitadelle der Friedrichsburg war programmatisch: Konkordienkirche, benannt nach dem lateinischen Wort concordia (Eintracht). So predigten bei der Einweihung der Kirche auch ein reformierter, ein lutherischer und ein katholischer Pfarrer. 1679, ein Jahr vor der Fertigstellung, ließ der Bauherr Kurfürst Karl Ludwig eine Silbermedaille auf die Kirche prägen, die der Heidelberger Medailleur Johannes Linck fertigte. Auf der Vorderseite ist die Konkordienkirche wiedergegeben, diese Darstellung vermittelt einen Eindruck der architektonischen Gestaltung. Da das Gotteshaus 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört wurde, existieren nur wenige Abbildungen. [Lilian Groß]

Memento Mori Medaille auf Anna Cathrine von Dänemark, 1634

Moralische Medaillen sollten den Menschen daran erinnern, dass alles Irdische ein Ende hat. Sie wurden anlässlich einer Geburt, Taufe oder Hochzeit geprägt - und im Falle eines Todes, wie bei dieser Medaille. Ein Frauenporträt ist auf der Vorderseite zu sehen, die Brust entblößt und der einzige Schmuck sind die Krone auf dem Haupt sowie eine kostbare Halskette, die die Nacktheit noch betonen. Auf der Rückseite lehnt ein Skelett im Melancholiegestus an einem Pult, seine linke Hand ruht auf einer Sanduhr - einem Symbol für die Vergänglichkeit. Das, sowie die Umschrift auf beiden Seiten - QVAE SIM POST TERGA VIDEBIS. SIC NVNC PVLCHERRIMA QVONDAM (So nun, einst war ich die Schönste. Wer ich bin, wirst du auf der Rückseite sehen) - weisen auf den Memento mori Charakter der Medaille hin. 1633 verstarb Anna Cathrine, die älteste Tochter des dänischen Königs Christian IV. von Dänemark. Ein Jahr später fertigte der Münzmeister Christian Mahler die Medaille, die an den Tod der Prinzessin und an die Vergänglichkeit allen Irdischen erinnern sollte. [Lilian Groß]

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