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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Intaglio mit Fabeltier und Inschrift

Das querovale Amulett aus einem verbrannten grauschwarzen Lagenachat zeigt die Büste eines Tieres und einen sechsstrahligen Stern. Die Form in der Mitte ist vermutlich ein eingedrehtes Schneckenhaus. Rechts befindet sich der Kopf des Tieres mit einer langen Schnauze, aus der insgesamt vier Striche erwachsen, von denen zwei wohl die Ohren darstellen. Rechts daneben ist ein schmaler Zweig dargestellt. Über dem Bild finden sich mehrere Buchstaben. Die erste Reihe aus griechischen Buchstaben ist gut lesbar, die zweite Reihe ist nur schwer zu lesen. Das Motiv ist aufgrund der schlechten Erhaltung schwer zu entziffern, es handelt sich aber um ein magisches Amulett. Tiere, die aus Schneckenhäusern springen sind in dieser Gattung durchaus bekannt. [Marc Kähler]

Intaglio mit Statue der Salus, 1. Viertel 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus Chrysopas ist in einem Ring gefasst und zeigt eine auf einer rechteckigen Grundplatte stehende weibliche Figur, vermutlich eine Statue der Salus. Die Dargestellte trägt einen Chiton, einen hochgegürteten Peplos und eine Art Diadem. In der rechten Hand hält sie eine flache Schale, um die linke windet sich eine Schlange, die aus der Schale zu trinken scheint. Links befindet sich die negative Inschrift P. HIRSCH. Philipp Hirsch (geb. 1784) war ab 1813 Hofgraveur in Stuttgart. Er hat sich hier vielleicht an einer zeitgenössischen Publikation orientiert. Das Bild wirkt jedenfalls wie ein Stich. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Büttenmann mit Hund

Bei dieser Figur handelt es sich um eine freistehende Holzskulptur, die fein ausgearbeitet und farbig gefasst ist. Sie stellt einen Bauern oder Winzer mit silberbeschlagener Bütten auf dem Rücken dar, der am Arm ein Körbchen und am Gürtel einen Beutel trägt. Zu seinen Füßen ist ein Hündchen mit silbernem Halsband. Vor allem ab dem frühen Barock wurden Büttenfiguren sehr beliebt, vermischte sich in ihnen doch folkoristische Karikaturen mit kunsthandwerklicher Raffinesse. Da sie vor allem lebensfrohe Abbilder des Winzerlebens zeigen, sind sie auch in Weinbaugebieten Süddeutschlands, Schweiz und Elsass besonders verbreitet. Für die Kunstkammer interessant sind diese Figuren durch ihre Kombination aus wertvollem Material, kunsthandwerklicher Raffinesse und interessantem Motiv. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Kameo mit weiblichem Porträt, 1. Viertel 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus Milchachat ist in einem Ring gefasst und zeigt ein weibliches Porträt im Rückenprofil nach links. Die Dargestellte trägt ein leicht gefälteltes Gewand. Das Gesicht ist rund, das Kinn ist schwer, der Mund ist klein. Die Haare sind lockig, sie weisen von der Stirn nach hinten, liegen unter einem Haarband und bauschen sich im Nacken sehr stark und lockig auf. Unter der Büste befindet sich die seitenrichtige Künstlersignatur PESTRINI. Die schöne und sichere Arbeit stammt von Camillo Pestrini, einem Zeitgenossen des bekannten italienischen Gemmenschneiders Luigi Pichlers. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Büttenpaar mit silbernen Bütten auf dem Rücken

Es handelt sich bei diesen Figuren um sehr fein und detailreich ausgearbeitete Darstellungen von Winzern mit Silber beschlagenen Bütten, Tragekörben zur Weinlese, auf dem Rücken. Das Motiv des Winzers bietet einen Bezug zum Material des Rebholzes, was für das Kunstkammerpublikum besonders faszinierend war. Vor allem ab dem frühen Barock wurden Büttenfiguren sehr beliebt, vermischte sich in ihnen doch folkoristische Karikaturen mit kunsthandwerklicher Raffinesse. Da sie vor allem lebensfrohe Abbilder des Winzerlebens zeigen, sind sie auch in Weinbaugebieten Süddeutschlands, Schweiz und Elsass besonders verbreitet. Für die Kunstkammer interessant sind diese Figuren durch ihre Kombination aus wertvollem Material, kunsthandwerklicher Raffinesse und interessantem Motiv. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Kameo mit Minerva, Anfang 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus Onyx ist in einem Ring gefasst und zeigt den behelmten Kopf der Minerva im Profil. Das Gesicht ist rund, die Wangen und das Kinn sind voll. Der Mund ist klein, die Nase ist ganz leicht geschwungen. Die Haare weisen in Wellen von der Schläfe fort und drehen sich im Nacken zu einem langen Zopf ein. Auf dem Kopf trägt die Göttin einen hochgeschobenen korinthischen Helm. Das Bild ist sauber herausgearbeitet und wohl proportioniert. Büsten und Porträts der Minerva, so wie generell Bilder nach antiken Vorbildern, waren während des 18./19. Jahrhunderts sehr beliebt. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Medaille Anton Meybuschs auf Kaiser Leopold I. und die Befreiung Wiens 1683

Die Expansion des Osmanischen Reiches endete endgültig 1683 vor den Toren Wiens: Die Zweite Wiener Türkenbelagerung scheiterte ebenso wie die Erste im Jahr 1529. Truppen aus Polen-Litauen, der Republik Venedig und des Kirchenstaates verstärkten das habsburgische Heer um das Vierfache, so dass die Belagerung der Stadt erfolglos verlief. Das türkische Heer musste am 12. September 1683 abziehen. Diese Szenerie ist auf der Rückseite der Medaille von Anton Meybusch dargestellt. Das habsburgische Heer, rechts unter der Flagge des Heiligen Römischen Reiches, vertreibt das osmanische vor den Toren Wiens. Im Hintergrund sind die Dächer der Stadt zu sehen, mittig über der Schlachtszene schwebt Fama, die Götting des Ruhmes, in das Horn blasend. Auf der Vorderseite ist Kaiser Leopold I. als Sieger dargestellt: geharnischt, das Haupt bekränzt mit Lorbeer, die Kette des Goldenen Vlies’ um den Hals. [Lilian Groß]

Kameo mit bärtigem Porträt (Jupiter?), 18. Jh

Der hochovale Ringstein aus Achat ist in einem Ring gefasst und zeigt ein bärtiges Porträt im Profil. Der Dargestellte trägt ein Gewand. Das Gesicht ist oval und wird von dem fülligen lockigen Bart dominiert. Die Haare laufen von der Kalotte herab und sind am Haaransatz locker – wohl um einen Reif – gewunden, im Nacken fallen sie lang herab. Das Fehlen jeglicher Attribute erlaubt keine sichere Benennung, vermutlich ist hier eine Vatergottheit, Jupiter oder Neptun, gemeint. Der Schnitt erinnert an Arbeiten des Wiener Gemmenschneiders Philipp Abraham (ca. 1726-1810). Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Medaille auf die Einnahme von 12 Festungen durch Ludwig XIV., 1672

Als Rampjaar, Katastrophenjahr, gilt das Jahr 1672 in den Niederlanden. Die Kriegserklärung Frankreichs, Englands, Kölns und Münsters an die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen führte zu einem gesamteuropäischen Konflikt, dem Holländischen Krieg, der erst sechs Jahre später endete. Der Krieg begann mit militärischen Erfolgen Frankreichs, die König Ludwig XIV. in Medaillen feierte. So ließ er 1672 eine Medaille auf die erfolgreiche Einnahme von zwölf befestigten Städten prägen. Ihre Grundrisse sind auf der Rückseite dargestellt, darüber steht der jeweilige Name: BOMEL, ORSOY, RHINBERG, VESEL, EMERICK, SCHINCK, ARNHEM, DORSBOVPG, ZUTPHEN, DEVENTER, NIMEGVE und GRAVE. In der Mitte lenkt Helios seinen Streitwagen, darüber steht SOLIS QVE LABORES (Arbeit der Sonne). Der griechische Sonnengott und die Inschrift verweisen auf Ludwig XIV., der den Beinamen „Sonnenkönig“ führte. Er ist auf der Vorderseite der Medaille abgebildet: im Profil nach rechts, geharnischt und mit Allonge-Perücke. [Lilian Groß]

Kameo mit männlichem Porträt, 1. Viertel 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus grünem Glas ist in einem Ring gefasst und zeigt ein männliches Porträt im Profil. Der Dargestellte trägt ein Gewand über die rechte Schulter. Er hat den Kopf sehr weit vorgestreckt. Auf dem Hals ist deutlich die Halsschlagader zu erkennen. Das Gesicht ist eckig, die Nase hat einen deutlichen Höcker, auf der hohen Stirn befindet sich eine Falte, er hat kurze lockige Haare, die etwas statisch geschnitten sind. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. Dort ist es als junger Nero beschrieben. Aufgrund der ungenauen Physiognomie ist der Dargestellte jedoch nicht zu benennen, höchstwahrscheinlich ist eine antike Persönlichkeit gemeint. [Marc Kähler]

Medaille Christians IV. von Dänemark auf die Eroberung der Festung Älvsborg,...

Als Kalmarkrieg wird der militärische Konflikt zwischen Dänemark und Schweden von 1611 bis 1613 bezeichnet. Beide Königreiche versuchten die Vorherrschaft im Ostseeraum zu erringen sowie die wirtschaftlich ertragreiche Finnmark für sich zu gewinnen. Im Rahmen dieser kriegerischen Auseinandersetzung besetzte der dänische König Christian IV. 1612 die Festung Älvsborg (dänisch Elfsborg, südlich von Göteborg) an der Flussmündung des Göta älv. Auf diesen bedeutenden militärischen Erfolg wurde noch im selben Jahr eine Medaille ausgegeben. Die Vorderseite zeigt den König im Harnisch hoch zu Ross, seine rechte Hand hält den Kommandostab. Auf der Rückseite ist der Angriff auf die Festung detailreich dargestellt. Im Verkaufskatalog der Neuenstädter Sammlung, dem Cimeliarchium aus dem Jahr 1710, wird die Inschrift auf der Rückseite der Medaille nicht korrekt wiedergegeben: statt Elfsburgum wird irrtümlich Flensburg angegeben. [Lilian Groß]

Kameo mit männlichem Porträt (Herkules?), Ende 18. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem Chalcedononyx ist in einem Ring gefasst und zeigt ein männliches Porträt im Profil. Der Hals ist recht kräftig, das Gesicht ist rundoval. Der Mund ist leicht geöffnet, die Nase hat einen leichten Höcker und ist von der Stirn durch eine leichte Wulst abgesetzt. Das Ohr ist recht groß. Die Haare sind kurz und aus vielen kleinen Sichellöckchen gebildet. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist hier ein jugendlicher Herkules gemeint. Eine nahezu exakte Parallele findet sich in Berlin. Beide Stücke, sowie ein ebenfalls vergleichbarer Kameo in Florenz gehen auf einen antiken Herkules-Typ zurück. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Medaille Christians V. von Dänemark auf den Seesieg bei Öland, 1676

Die Seeschlacht bei Öland, eine südschwedischen Insel, im Juni 1676 war eine Auseinandersetzung zwischen Schweden und den Verbündeten Dänemark und Holland während des Schonischen Krieges (1674-1679). Die Seeschlacht um die Vorherrschaft in der Ostsee verlief für Schweden desaströs: Neben dem Flaggschiff Kronan (eines der größten Segelschiffe des 17. Jahrhundert) gingen fünf weitere Schiffe verloren, der Oberbefehlshaber der schwedischen Marine kam ums Leben. Auf diesen Sieg ließ der dänische König Christian V. im Jahr der Schlacht eine Medaille prägen. Auf der Vorderseite ist er im Harnisch, als Brustbild nach rechts blickend, abgebildet, er trägt das Zeichen des Sieges, den Lorbeerkranz, im Haar. Auf der Rückseite ist der entscheidende Augenblick der Seeschlacht dargestellt: Links im Bild sinkt das schwedische Befehlsschiff Kronan, während es von zwei dänischen Schiffen bedrängt wird. Die Umschrift PIETAS ET IVSTITIA VICTORIAM CORONANT (Frömmigkeit und Gerechtigkeit krönen den Sieg) spiegelt den Stolz auf die gewonnene Schlacht wieder. [Lilian Groß]

Kameo mit Mänade oder Bacchantin, 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem Onyx ist in einem Ring gefasst und zeigt ein weibliches Porträt im Profil. Der Hals ist recht lang, das Gesicht ist rund. Die Nase ist gerade, Auge ist groß. Die langen Haare sind lockig und im Nacken zusammen genommen. Einige Strähnen fallen lang in den Nacken herab. Die Dargestellte trägt eine Weinrebe und einige Weinblätter im Haar, was sie als Angehörige des dionysischen Kreises oder als eine seiner Verehrerinnen ausweist. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. Dort ist es denn auch als „brustbild einer bachantin“ beschrieben. [Marc Kähler]

Medaille auf die Verteidigung der Festung Bergung op Zoom, 1622

Die neu gegründete Republik der Vereinigten Niederlande erkämpfte im Achtzigjährigen Krieg (1568-1648) ihre vollständige Unabhängigkeit von der spanischen Krone. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurde 1577 die Festung Bergen op Zoom, im Süden der heutigen Niederlande, von den Spaniern befreit. Diese versuchten wiederholt, jedoch erfolglos, die Festung erneut einzunehmen, so 1605 und 1622 durch den spanischen Heerführer Ambrogio Spinola. Auf den letzten erfolgreichen Widerstand ließ die Republik durch Jan van Bylaer diese Medaille fertigen. Die Vorderseite zeigt die Umrisse der Festung, eine Kartusche oben gibt Auskunft über Ort und Datum des Geschehens: BERGEN OP ZOOM HISP(anos) FVG(at) 2. OCT(ober) ANNO 1622. Auf der Rückseite sind Kriegstrophäen, kreisförmig um einen Helm auf einer Trommel angeordnet: Kanonen auf Lafetten, Helmbarten, Flinten, Säbel und eine Fahne zeugen von dem Sieg über den Gegner. Ebenso wie diese Darstellung spiegelt die Inschrift den Stolz der Sieger wieder: HOSTIBVS MAVRITIO DVCE FVGATIS IEHOVAE VICTORIA (Nachdem Moritz von Oranien die Feinde vertrieb, folgt der Sieg Gottes). [Lilian Groß]

Kameo mit Venus, die dem Bad entsteigt, Ende 18. Jh.

Der hochovale Ringstein aus Glas oder Chalcedononyx ist in einem Ring gefasst und zeigt eine stehende unbekleidete weibliche Figur mit kurzem Rumpf und langen Beinen. Mit der linken Hand berührt sie ihre rechte Brust, die rechte Hand ruht auf dem rechten Oberschenkel. Sie schaut nach rechts und trägt ein breites Haarband, über dem im Nacken ein kleiner Haarzopf erkennbar ist. Die Dargestellte ist sicherlich als Venus zu deuten, die dem Bade entsteigt und ihre Scham bedeckt. Das Vorbild ist wohl in der Statue der Kapitolinischen Venus des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu suchen, das vorliegende Objekt erinnert am ehesten einer Arbeit von Luigi Pichler. Es wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Einseitige Klippe geprägt während der Belagerung Campens 1578

Der spanisch-niederländischen Krieg, auch Achtzigjähriger Krieg genannt, involvierte auch Gebiete von Ostfriesland. Im Jahr 1578 wurde die Stadt Campen von Truppen der Republik der Vereinigten Niederlande belagert. Am 20. Juni musste die Stadt kapitulieren, die von deutschen Söldnern im Dienst der spanischen Krone vergeblich verteidigt worden war. Bereits im Mai hatte der Magistrat den Befehl gegeben, das Ratssilber der Stadt in Notgeld umzumünzen, um die Soldaten bezahlen zu können. Die einseitige Klippe zeigt in der Mitte das Wappen Campens, darüber steht EXTREMVM SVBSIDIVM (die letzte Zuflucht), links und rechts neben dem Wappen steht die Wertangabe 4Z(2) ST(über). Unten sind der Name der Stadt sowie die Jahreszahl 1578 eingeprägt. [Lilian Groß]

Kameo mit Bellerophon, um 1800

Der hochovale Ringstein aus Chalcedononyx ist in einem Ring gefasst und zeigt Bellerophon mit dem geflügelten Pferd Pegasus. Das Pferd bäumt sich auf, es hat beide Vorderläufe erhoben. Der Heros ist bis auf einen langen Mantel, der um seine Schultern geschlungen ist, unbekleidet. Die linke Hand hat er zum Maul des geflügelten Pferdes geführt. Am linken Bildrand ist ein Felsen dargestellt. Vergleichbare Szenen, in denen Bellerophon Pegasus an der Quelle Peirene zähmt, gibt es in Variationen häufiger. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. Dort ist es allerdings als „Perseus - den Pegasus zu einer Quelle führend“ beschrieben. [Marc Kähler]

Medaille auf die Verteidigung Groningens durch Karl von Rabenhaupt

Die niederländische Stadt Groningen wurde im so genannten Rampjaar (Katastrophenjahr) 1672 durch den Münsteraner Bischof Christoph Bernhard von Galen erfolglos belagert. Die Verteidigung organisierte Karl von Rabenhaupt, der für 4.000 Reichstaler als Heereskommandant von der niederländischen Republik engagiert wurde. Der Einschluss der Stadt begann am 21. Juli und währte fünf Wochen. Am 28. August zogen die Belagerer ab, an diesen Tag erinnert noch heute der Feiertag Gronings Ontzet (Entsatz Groningens). Rabenhaupts militärische Erfolge wurden gewürdigt, indem er zum Bürgermeister der Stadt ernannt wurde. Auf den siegreichen Widerstand schuf Johann Georg Breuer ein Jahr später diese Medaille. Die Vorderseite zeigt das Profil Rabenhaupts nach rechts, geharnischt, mit Mantel und Halstuch. Auf der Rückseite sind im Vordergrund Trophäen, im Stil eines antiken Tropaions zu sehen. An einem Palmenstamm hängen erbeutete Waffen: Helm, Harnisch, Schild und Trommel. Im Hintergrund ist die Stadt Groningen dargestellt, die dem Beschuss durch Kanonen standhält. [Lilian Groß]

Commesso mit Paris, Ende 18.-1. Viertel 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus milchighellem Glas und matt schwarzem Glas ist in einem Ring gefasst und zeigt ein Porträt im Profil. Der Dargestellte hat lange lockige Haare, die zum Großteil unter einer Kappe liegen. Diese Kappe wird durch eine, mit einem Rautenmuster verzierte Binde fixiert, eine Stoffbahn fällt auf den Hals herab, der Rest läuft um den Nacken herum. Der Abdruck nach einer qualitätvollen Vorlage ist technisch nicht ganz sauber ausgeführt. Eng vergleichbare Stücke, die ebenfalls die Büste des jungen Paris zeigen, finden sich beispielsweise in Berlin. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. Dort ist es als „Kopf der Cleopatra“ erwähnt. [Marc Kähler]

Dukatenklippe, geprägt während der Belagerung Wiens durch die Türken, 1529

Die goldene Klippe im Dukatengewicht wurde als Notgeld während der Belagerung Wiens durch die Türken 1529 geprägt. Dies war der erste Einschluss der Stadt durch das Osmanische Reich, die vom 27. September bis 14. Oktober dauerte und ebenso wie die zweite Belagerung im Jahr 1683 erfolglos verlief. Auf der Vorderseite ist der österreichischen Erzherzog Ferdinand I. im Profil nach rechts dargestellt, er trägt Harnisch und Krone. Links und rechts des Porträts steht die Jahresangabe 15 – Z(2)9. Unten steht TVRK BLEGERT WIEN. Auf der Rückseite ist ein Andreaskreuz abgebildet, in den Winkeln finden sich die Wappenschilde von Niederösterreich, Kastilien, Ungarn und Böhmen. [Lilian Groß]

Intaglio mit Bacchus und Ariadne, die auf einem Panther reiten, um 1800

Der hochovale Ringstein aus Sardonyx ist in einem Goldring gefasst und zeigt Bacchus und Ariadne, die auf einem Panther reiten. Beide sind unbekleidet, Bacchus trägt ein Tierfell um die Schultern, Ariadna trägt einen Mantel, der unter ihrem Gesäß erkennbar ist. Der bärtige Bacchus sitzt breitbeinig auf dem Pantherrücken, in seiner rechten Hand hält er das Ende eines dünnen Thyrsosstabes, der links an seinem Körper vorbeiführt. Das andere mit einer Schleife umwundene Ende hält Ariadne in der rechten Hand. Sie ist in der Rückansicht dargestellt und trägt die Haare in einem Dutt. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

Büttenfigurenpaar mit Kokosnüssen auf dem Rücken als Jakobspilger

Diese fein geschnitzten und farbig gefassten Büttenfiguren sind anhand ihrer Attribute wie Pilgerstab, Hut und Jakobsmuschel als Pilger zu erkennen. Als Bütten auf dem Rücken tragen sie eine in Silber gefasste Kokosnuss, die unten einen sechskantigen, abschraubbaren Kreisel besitzt, auf dessen Seiten Buchstabenpaare als eine Anleitung zum Trinkspiel fungieren. Dazu wurde der Kreisel auf dem Tisch gedreht und der Anweisung der zugewandten Seite war Folge zu leisten. So wurde das Kokosnussfass zum Beispiel bei NH (Nimm hoch) geleert, oder bei LS (Lass stehen) weitergegeben. Es handelt sich bei diesen Figuren wohl um eine Auftragsarbeit für den Herzog, der die Figuren aufgrund ihrer Verbindung von Trinkspiel, exotischer Kokosnuss und feiner Goldschmiedearbeit für die Kunstkammer sehr reizvoll fand. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Kameo mit Mänade, 1. Viertel 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem mehrschichtigen Sardonyx ist in einem Ring gefasst und zeigt ein weibliches Porträt im Profil. Die Dargestellte trägt ein fein gefälteltes Fell, das auf der linken Schulter geknotet ist, hier hängt ein Rehfuß herab. Sie hat lange wellige Haare, die in einzelnen Strähnen auf die Stirn und in langen Locken in den Nacken fallen. Im Haar trägt sie einen Reifen oder Kranz, auf dem drei große Weinblätter und zwei Weinreben befestigt sind. Die Weinreben verweisen die Dargestellte in die bacchische Sphäre, hier wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine Begleiterin des Weingottes gemeint sein. Das vorliegende Objekt wurde „den 5. Nov. 1830. an d. Kunstkab. übergeben“. Es gehört einer Sammlung von 40 Gemmenringen an, die Königin Charlotte Mathilde (1766-1828) testamentarisch der Kunstkammer vermacht hatte. [Marc Kähler]

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