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Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.

[ 387 Objekte ]

Ober- und Unterstempel für die Münzprägung; zwei Batzen der Reichsstadt Isny

Im Jahr 1507 verlieh Maximilian I. der Freien Reichsstadt Isny das Münzrecht. Ein Jahr später wurden hier die ersten Münzen geprägt, darunter auch ein Batzen, eine im frühen 16. Jahrhundert im süddeutschen Raum weit verbreitete Silbermünze im Wert von 16 Pfennigen. Für diese Münze haben sich der Ober- und Unterstempel erhalten, in die Münzbild und -inschrift von Vorder- und Rückseite spiegelverkehrt eingraviert sind. Alle vier Stücke sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Kelchglas

Weil der Stadt war seit etwa 1275 Reichsstadt, konnte aber kein großes Herrschaftsgebiet erwerben. Kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 wurde Weil der Stadt geplündert und in Brand gesteckt, wodurch große Teile der Altstadt zerstört wurden. Dieser Kelch zeigt das Zunftwappen der Sattler und die Inschrift: "Vivat gesundthaidt Elias Kiemle und allen ehrlichen Sadtleren zu Weilerstadt 1721". Das Kelchglas ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Deckelpokal

Buckelpokale, auch in Trauben- oder Akeleiform, waren im 16. und 17. Jahrhundert äußerst beliebt und stammen größtenteils aus dem damaligen Goldschmiedezentrum Nürnberg. Dieses Exemplar dagegen wurde von dem Goldschmied Samuel Zückrolf angefertigt, der in Ulm gelernt hatte, bevor er sich in der Reichsstadt Heilbronn als Meister niederließ. Vielleicht war die Eheschließung des Johann Ludwig Trapp mit Anna Maria Heyd im Jahr 1642 der Anlass zur Herstellung des stattlichen Trinkgefäßes. In die Innenseite des Deckels, der von einer Fortuna-Statuette bekrönt wird, sind die Jahreszahl 1642 und das Allianzwappen der Eltern des Bräutigams, Ludwig Trapp und Anna Maria Binder, eingraviert. Der Deckelpokal wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg erworben. Er ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Maß aus Giengen an der Brenz

Die Autorität der Freien Reichsstädte war so groß, dass jede Stadt nicht nur eigene Gesetze erlassen und Gericht halten, sondern auch eigene Maßeinheiten festlegen konnte. Dieser Maßbecher aus Giengen, der Stadt, die 1307 zu den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten zählte, zeigt mit dem Einhorn das städtische Wappentier auf der einen, und den Reichsadler auf der anderen Seite. Unter dem Ausguss ist die eingravierte Inschrift "Giengen Mas. 1771." zu lesen. Vier Generationen der Familie Schnapper waren im 18. und 19. Jahrhundert als Zinngießer in Giengen an der Brenz tätig. Das Eichmaß ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Tischbrunnen

Dieser aufwendig gearbeitete Tischbrunnen war ein Geschenk der Reichsstadt Esslingen an die Universität Tübingen zum 200. Jubiläum. Er dokumentiert das selbstbewusste Auftreten der Stadt gegenüber der freundschaftlich verbundenen Universität: In Zeiten der Pest waren Teile der Tübinger Universität nach Esslingen ausgelagert worden. Als MONUMENTUM PACIS, als Friedensdenkmal, wird das Geschenk auf einer der drei silbernen Brunnenschalen bezeichnet. Wie wichtig Frieden für das Gedeihen einer Universität ist, war in Tübingen im Jubiläumsjahr 1677 deutlich zu spüren. Die Universität litt noch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Der Tischbrunnen ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Porträt Madame Kaulla

Buchau war eine der flächenmäßig kleinsten Freien Reichsstädte und dank seiner damaligen Insellage im Federsee auch ohne Mauern und Türme sicher. Aus dieser Stadt stammte die Stuttgarter Hoffaktorin Karoline Kaulla. Die hoch gebildete jüdische Frau hatte ab 1770 am Hof der Württemberger eine Stellung inne, in der sie als selbstständige Kauffrau für die finanziellen Angelegenheiten des Hofes zuständig war. Das Porträt der Madame Kaulla ist eine Kopie des unbekannten Malers C. Berger nach einem Gemälde des Stuttgarter Hofmalers Johann Baptist Seele. Es ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Wappenscheibe der Rottweiler Achtzehnerschaft

Rottweil fiel im Zuge der Mediatisierung an das Königreich Württemberg. Dass es in der Reichsstadt ein lebendiges Zunftwesen gab, zeigt die Wappenscheibe der Achtzehnerschaft. Diese vertrat als ständiger Ausschuss die Bürgerschaft beziehungsweise die neun Zünfte gegenüber dem Magistrat, der Stadtregierung. Nach der Französischen Revolution wurde die wirtschaftliche Macht der Zünfte stark eingeschränkt oder ganz aufgehoben. Die Wappenscheibe ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Leierfragment mit Rekonstruktion der Leier

In dem bereits 1846 entdeckten Grab eines reich ausgestatteten jungen Mannes wurden die Reste einer Leier gefunden. Schallkörper und Jocharme bestehen aus Eichenholz, das Deckbrett des Schallkastens aus Ahorn. Sänger, die in Liedern die Taten der Helden und Krieger vortrugen, spielten in der Merowingerzeit eine wichtige Rolle. In dieser von mündlicher Überlieferung geprägten Gesellschaft bildeten sie das "kulturelle Gedächtnis". Das Leierfragment von Oberflacht ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Frauengrab aus der Martinskirche in Dunningen

Ein Kreuz aus Goldblech, das - auf ein Tuch genäht - ihr Gesicht bedeckte, bezeugt den christlichen Glauben dieser reichen Frau ebenso wie die kleine Holzkirche, die wenige Jahre später über ihrem Grab errichtet wurde. Ausgestattet war sie ihrem Rang gemäß mit einer goldenen Filigranscheibenfibel mit Almandineinlagen, einer Bügelfibel, die zum Zeitpunkt der Grablege schon 100 Jahre alt war, sowie Perlenketten und vergoldeten Schuhschnallen. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Feuersteindolch

Dolche aus Feuerstein mit gegenüberliegenden Kerben am Heft sind typisch für die zweite Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. Ein ähnlicher, aber deutlich kleinerer Dolch, gehörte auch zur Ausrüstung von „Ötzi“, der Gletschermumie vom Tisenjoch. Durch die lange Lagerung im Seesediment ist die Oberfläche dunkel patiniert, die blauen Streifen und die Beschriftungen stammen von der Präsentation und Inventarisierung des vollständig erhaltenen Exemplars im späten 19./frühen 20. Jahrhunderts. Der Dolch ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Taschengefäß

Die mit Stichmustern reich verzierte Keramik der mittleren Jungsteinzeit ist, wie bei diesem Taschen- oder Tragegefäß, häufig mit weißer Farbe ausgelegt. Die seltsam anmutende Form geht auf organische Vorbilder zurück, wie sich unter Luftabschluss in den Brunnen der Jungsteinzeit erhalten haben. Sie besaßen Griffe und Tragriemen und dienten deshalb neben dem Schöpfen von Wasser offenbar auch als Taschen. Solche Tragevorrichtungen könnten auch an den ehemals drei Ösen an dem ovalen Gefäß aus Ammerbuch befestigt gewesen sein. Das Taschengefäß ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Stierschädel

Der Schädel eines Urstiers mit seinen beiden ausladenden Hornzapfen lag im Eingangsbereich der Grabenanlage auf dem Schloßberg. Bukranien spielen in vielen Kulturen als symbolische und rituelle Gegenstände eine wichtige Rolle, in einem solchen Kontext dürfte auch der Stierschädel aus Klingenberg zu sehen sein. Dafür sprechen auch die beeindruckenden Hornzapfen von Urstieren in den Grabenköpfen der zeitgleichen Siedlung von Bruchsal „Aue“. Der Stierschädel in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Kalksteinscheibe

Die mit Ritzlinien am Rand verzierten Scheiben aus Kalkstein mit einem Durchmesser von bis zu 12 cm sind typisch für das Dorf von Ehrenstein, denn bisher wurden sie fast ausschließlich dort gefunden. Neben den fertigen Kalksteinscheiben belegen Rohstücke und Halbfabrikate die Herstellung in größeren Stückzahlendirekt in der Siedlung. Wahrscheinlich wurden sie auf Gürtel aufgenäht, wie die doppelten, zentralen Durchbohrungen nahe legen. Ursprünglich besaßen die Steinscheiben durch den hellen Kalkstein und die mit dunklem Birkenpech ausgefüllten Ritzungen einen ausgeprägten Schwarz-Weiß Kontrast. Die Kalksteinscheibe ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Dreireihige Halskette

Die Kette besteht aus mehr als 500 Stein- und Gagatperlen. Der Ende des 19. Jahrhunderts mitten in einem frühmittelalterlichen Gräberfeld im Egartenhof bei Sachsenheim zutage gekommene Fund stammt vermutlich von einer kurz nach 4000 v. Chr. angelegten Bestattung der Schussenrieder Kultur. Hierfür sprechen einige wenige Vergleichsfunde aus dem Mittleren Neckarraum. Die dreireihig rekonstruierte Halskette ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Erwin Keefer].

Pechkiesel

Das aus Birkenrinde gewonnen Birkenpech ist der Klebstoff der Steinzeit. Mit den erhitzten Kieselsteinen wurde das noch heiße Pech wie mit einem „Lötkolben“ verstrichen. Vielleicht kamen diese Pechkiesel auch bei der Verzierung der Kalksteinscheiben zum Einsatz, die in den Ritzungen noch Reste von Birkenpech aufweisen. Der Pechkiesel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Verzierte Muschelscheibe

Die mit konzentrischen Kreisen verzierte Scheibe wurde aus einer Muschel gefertigt. Die Ränder sind sorgfältig überschliffen, die Durchlochung wurde von Innen- und Außenseite mit einem Feuersteinbohrer angebracht. Die Lage im Grab lässt auf eine Verwendung als Ohr-, Hals- oder Haarschmuck schließen. Die Muschelscheibe ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Ringbarrenhort bestehend aus 24 Armspiralen

Armspiralen aus Kupfer tauchen immer wieder zusammen mit Ösenringen in frühbronzezeitlichen Depots auf. Wie diese finden sie sich ebenso als Schmuck und Trachtbestandteil in den Gräbern der frühen Bronzezeit. Das Armringdepot von Ravensburg ist mit 24 Armspiralen das größte seiner Art in Württemberg. Der Ringbarrenhort aus Ravensburg ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Spieluhr

Ein Kästchen umschließt die von einer Feder angetriebene Spieluhr. Auf dessen Deckel ist das Monogramm der russischen Großfürstin und späteren württembergischen Königin Olga Nikolajewna angebracht. Olga schenkte diesen Musikautomaten ihrer als widerspenstig geltenden Nichte Wera, deren Erziehung die kinderlose Königin von 1863 an in Stuttgart übernahm und die sie 1871 adoptierte. Das Kästchen wurde um 1840 in der Schweiz gefertigt und ca. 1910 um das Spielwerk ergänzt. Es ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Michelsberger Keramik

Dieses reiche Keramikspektrum stammt aus den Müllgruben der weithin sichtbaren, einst befestigten Zentralsiedlungen der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur - den sogenannten "Erdwerken". Viele Funde, darunter große Mengen ganzer Gefäße, lagen in den Befestigungsgräben, wurden hier also entsorgt. So kam im Laufe der Besiedlungszeit alles zusammen, was einen keramischen Haushalt ausmachte - vom großen Vorratsgefäß über Schalen, Schüsseln und Kochtöpfen bis zum eigenartigen "Tulpenbecher", einem vasenartigen, rundbodigen Gefäß. Das Ensemble aus den Erdwerken von Heilbronn-Klingenberg, Heilbronn-Neckargartach und Ilsfeld ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Kupferproduktion: Gußtiegel und Beilklingen

Bereits im 5. Jahrtausend vor Christus baute man in Südosteuropa Kupfererze ab. lm Alpenraum und den angrenzenden Gebieten entwickelte sich daraufhin in der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends vor Christus eine eigenständige Metallurgie, die durch Erzabbau in den Ostalpen gespeist wurde. Beile wie diese vom Goldberg im Nördlinger Ries, Dolche, Pfrieme und Ringperlen sind die häufigsten Produkte - selten, kostbar und prestigeträchtig. In Südwestdeutschland wurde zwar kein Kupfer bergmännisch gewonnen, das von außen bezogene Metall jedoch gegossen und weiter verarbeitet. Hiervon zeugt auch der Gusstiegel aus der Seeufersiedlung vom Schreckensee, der um 3.600 vor Christus in Gebrauch war. Der Gußtiegel und die Beilklingen sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Gürtelschnalle mit überlanger Riemenzunge

Am Ende des 7. Jahrhunderts waren bei vornehmen Männern schlichte Gürtelgarnituren, bestehend aus Schnalle und Riemenzunge, in Mode. Die Riemenzungen konnten eine Länge von über 20 cm erreichen und waren in der Regel aus Silber gefertigt. Offenbar wurde nun Silber wichtiger, um den Rang hervorzuheben, wie silberbesetzte Schildniete, Sporen und auch die Gürtel belegen. Die Gürtelschnalle wurde in Stuttgart-Bad Cannstatt, die Riemenzunge in Kornwestheim gefunden. Beide Objekte sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Travertinblock mit Jagdresten

Der weite Neckartalkessel mit seinen Mineralquellen war seit jeher Anziehungspunkt für Tiere wie Nashorn, Bison, Hirsch und Wildpferd und der Homo erectus nutzte dieses Gebiet deshalb immer wieder für die Jagd. Wie eine Momentaufnahme haben sich in den Kalksintern der Travertine von Bad Cannstatt die Überreste eines solchen Jagdaufenthaltes erhalten. Die Frühmenschen erlegten einen kapitalen Hirsch, den sie nahebei über Eschenholz brieten. Übrig geblieben sind die aus dem Schädel gebrochenen Geweihstangen, wenige Knochen sowie die einfachen Steinwerkzeuge, mit denen sie den Hirsch zerlegten. Der Travertinblock ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Vollgriffdolch von Döttingen

Vollgriffdolche, wie das Exemplar aus Döttingen, sind in Süddeutschland selten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in der Schweiz, in Italien oder Mitteldeutschland, wo sie zum Fundspektrum der "Aunjetitzer Kultur" gehören. Allerdings ist der Griff des Döttinger Dolches massiv gegossen und nicht wie die der Aunjetitzer Exemplare aus zwei Teilen vernietet. Der Vollgriffdolch ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Tropfenförmige Anhänger

Mit der Ankunft des anatomisch modernen Menschen hält in Südwestdeutschland nicht nur das Bedürfnis nach einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Umwelt in Form der zahlreichen Tierplastiken Einzug, sondern auch das Verlangen, der eigenen Identität mit Hilfe von Schmuck Ausdruck zu verleihen. Beispielhaft stehen hierfür die tropfenförmigen und unterschiedlich großen Anhänger aus Mammutelfenbein aus der Brillenhöhle. Dabei wissen wir nicht, ob die Anhänger als Ketten getragen oder als Verzierungen auf die Kleidung aufgenäht waren. [Fabian Haack]

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