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Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.

[ 387 Objekte ]

Türzieher in Gestalt eines Löwenkopfes aus Kloster Blaubeuren

An den Portalen mittelalterlicher Kirchen, gleichsam an der Grenze zwischen irdischem und himmlischem Bereich, waren oft mächtige Beschläge in Gestalt von Löwenköpfen mit einem Ring im Maul angebracht. Je nach dem Zusammenhang kann das Löwenmotiv verschiedene Bedeutungen haben: Türwächter, bezwungene und in den Dienst der Kirche gestellte Bestie, Symbol für die Macht Christi oder für die teuflischen Mächte. Der Türgriff stammt aus dem Kloster Blaubeuren. Man darf daher vermuten, dass er in Süddeutschland, vielleicht im benachbarten Ulm, hergestellt worden ist. Der Türzieher ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Wallfahrtsmedaille des Klosters Weingarten

Während ihrer Wallfahrt nach Weingarten konnten die Gläubigen Pilgerzeichen erwerben, die an Hut oder Kleidung getragen wurden. Die Wallfahrtsmedaille des Klosters Weingarten schildert auf der einen Seite die biblische Szene, in der Longinus dem gekreuzigten Christus die Lanze in die Seite sticht. Die andere Seite zeigt das kostbare Gefäß, in dem die Reliquie - das Blut aus der Seitenwunde Christi - bis heute im Kloster Weingarten aufbewahrt wird. Die Wallfahrtsmedaille ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Bronzeplatte aus dem Fundament des Neuen Lusthauses

Am 23. Mai 1584 legte Herzog Ludwig von Württemberg (reg. 1568-1593) im Lustgarten den Grundstein zum sogenannten Neuen Lusthaus. Außer dem Grundstein, einem Sandsteinblock mit eingehauenen Hirschstangen, wurden im Fundament des Südostturms eine gläserne Doppelhalsflasche sowie Münzen aus Herzog Ludwigs Regierungszeit und diese mit Wachs überzogene vergoldete Bronzeplatte mit der eingravierten Gründungsurkunde, deponiert. Die Bronzeplatte ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Abgeschlagenes Gelenkende eines Wildrindknochens

Bei den Ausgrabungen in einem als Kohlebunker genutzten Travertinsteinbruch in Bad Cannstatt konnte ein Basislager freigelegt werden, von dem aus die Frühmenschen Jagdausflüge unternahmen. Größere Travertinplatten stellen die Reste von Behausungen, vielleicht die Beschwerung von Zelten, dar. Zahlreiche Steinwerkzeuge des Homo erectus lagen vermischt mit Schlachtabfällen von Nashorn, Bison, Auerochse (Ur), Rothirsch, Riesenhirsch, Wildpferd, Dachs und Biber auf dem Lagerplatz. Von den großen Langknochen wurden, wie bei dem Mittelhandknochen eines Urstieres, die Gelenkenden abgeschlagen, um an das nahrhafte Knochenmark zu gelangen. [Fabian Haack]

Geröllgeräte

Die Frühmenschen schleppten ihre Jagdbeute aus der Neckaraue bis ins Basislager im ehemaligen Travertinsteinbruch „Bunker“ und zerlegten sie dort. Davon zeugen rund 2000 Steingeräte, die der Homo erectus dort zurück gelassen hat. Als Rohmaterial dienten aufgesammelte Flusskiesel, die durch wenige gezielte Schläge eine Schneide erhielten. Solche sogenannten chopper stellten die Frühmenschen direkt für die Verwendung her und diese blieben dann als Abfall vermischt mit den Jagdresten vor Ort liegen. [Fabian Haack]

Geschoßspitze

Richtige Geräte aus Knochen oder Geweih aus der Zeit des Neandertalers sind selten. Auf der Schwäbischen Alb ist die Geschoßspitze aus Geweih aus der Großen Grotte das einzige Exemplar. Erst mit der Ankunft des modernen Menschen setzt die regelmäßige Verarbeitung von Geweih, Knochen und Mammutelfenbein zu Schmuck und Werkzeugen ein. Deshalb stellt sich die Frage, ob es sich bei den Knochengeräten der Neandertaler um eine eigenständige Innovation handelt, ober ob sie auf den Kontakt und Austausch mit den modernen Menschen zurückzuführen sind. Die Geschoßspitze ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Bison aus dem Geißenklösterle im Achtal bei Blaubeuren-Weiler

Mit einer Länge von nur 2,6 cm gehört das Bison aus dem Geißenklösterle zu den kleinsten Tierdarstellungen auf der Schwäbischen Alb. Trotzdem lässt gerade bei diesem Objekt die feine und genaue Darstellung von Maul, Augenpartie, Ohren und Hornansatz die großartige Kunstfertigkeit der altsteinzeitlichen Elfenbeinschnitzer erkennen. Die Figur weist auf Rücken und Flanken die für die Eiszeitkunst typischen Verzierungen aus parallelen Kerben auf. Die Bisonfigur ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Mundbogen: das älteste Saiteninstrument der Welt aus dem Geißenklösterle im...

Das dünne Geweihband ist mit parallelen Reihen von kurzen Einkerbungen verziert und an den beiden abgeflachten Enden durchbohrt. Es wurde im Geißenklösterle, einer Höhle im Achtal gefunden, die neben den Tierplastiken vor allem für zwei fast vollständig erhaltene Flöten bekannt ist. Bei dem Geweihband handelt es sich wahrscheinlich um einen Mundbogen, dafür spricht auch die Lage in der Nähe der Flöten. Bei diesem Instrument wird eine Saite durch die beiden Löcher gespannt, die Mundhöhle dient als Resonanzkörper und die Tonhöhe konnte über die Verkürzung der Saite mit einem Holzstäbchen gesteuert werden. Der Mundbogen ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Darstellung eines Mammuts (?) aus der Vogelherdhöhle im Lonetal bei...

Die Tierfiguren der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb sind fast alle aus Mammtelfenbein geschnitzt. Nur eine Plastik aus der Vogelherdhöhle weicht von diesem Schema ab und besteht aus einem rötlichen Sandstein. Aufgrund des halbrunden Rückens mit dem höchsten Punkt im Schulterbereich könnte es sich um die Darstellung eines Mammuts handeln. Mit den Tierplastiken aus Elfenbein verbindet es die Verzierung mit parallelen Reihen aus länglichen Einkerbungen. Mit einer an der Öse auf der Unterseite angebrachten Schlaufe, konnte das Stück als Kette oder an der Kleidung befestigt überall mit hin genommen werden. Die Sandsteinfigurg ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Spießeisen mit dem württembergischen Wappen, 1593

Die zweischneidige Klinge war ursprünglich an einem hölzernen Spieß befestigt und diente der Jagd auf Bären. Beide Seiten der Klinge sind aufwendig mit Rankenwerk, Kugeln, stilisierten Tulpenblüten und ovalen Körpern geschmückt. Die eine Seite zeigt einen stehenden bärtigen Mann, der in eine Ranke greift, auf der anderen ist das vierteilige württembergische Wappen zu sehen. [Matthias Ohm]

Miniaturwagen-Deichselaufsatz

Erstmals seit der Steinzeit treten am Ende der Bronzezeit mit Sonnen und Monden, Vögeln und Rinderhörnern wieder bildhafte, über weite Teile Europas verbreitete Darstellungen auf, die auf ähnliche religiöse Vorstellungen hindeuten. Sie zierten Wagen und Wagenmodelle, Waffen und Bronzegefäße. In der Urnenfelderzeit mehren sich Wasservögel, die man mit Hörnern versah und zu Mischwesen verschmolz. Die kleine Bronzetülle in Gestalt einer gehörnten Ente aus einem Grab bei Gammertingen zierte vielleicht ein Wagenmodell oder ein Trinkhorn. Sie ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Die "Gute Beth von Reute"

Das Grab der Franziskanerin Elisabeth Achler, die 1420 in ihrer Klause in Reute starb und 1766 seliggesprochen wurde, zog Tausende von Pilgern an. Die "Gute Beth von Reute" galt als Vorbild eines gottgefälligen Lebens. Nachdem das Franziskanerinnenkloster im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts aufgelöst wurde, kam es 1870 zur Wiedergründung. Die Verehrung der Guten Beth hat das Kloster Reute zu einem beliebten Wallfahrtsort gemacht. Die Skulptur wird Martin Zürn zugeschrieben. Sie ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. Erworben aus Lotto-Mitteln.

Beigaben des Frauengrabes 1, Lauffen am Neckar

Eine silberne Armbrustfibel mit goldener Manschette sowie zwei weitere aus Bronze schmückten die Kleidung des circa 15 Jahre alten Mädchens aus vornehmer Familie, das in der Nähe der Ruine eines römischen Gutshofes bestattet wurde. Weitere Beigaben, wie ein kleiner vergoldeter Zierbeschlag mit violetter Glaseinlage sowie die Ziernadeln aus Bein sind wohl aus dem elbgermanische Raum mitgebracht worden. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Grab eines reichen Mannes aus Giengen an der Brenz

Mit einer beeindruckenden Ausstattung wurde der reiche Mann aus Giengen für seine Reise ins Jenseits und ein standesgemäßes Weiterleben dort versehen. Die Vermischung von heidnischen Beigaben und christlichen Symbolen verdeutlicht die Umbruchszeit der Christianisierung. Sein Reichtum legt nahe, dass der Mann zu den führenden Familien gehörte, die de facto die Macht in ihren Händen hielten. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Frauengrab Deisslingen

Ein Kennzeichen der wohlhabenden alamannischen Frau des 6. Jahrhunderts war die vollständige Fibeltracht bestehend aus vier Fibeln. Die Frau aus Deisslingen, vielleicht eine wohlhabende Bäuerin, besaß weitere Schmuckgegenstände aus Silber. Damit befindet sich ihre Ausstattung bereits an der Schwelle zu den reichen Gräbern, jedoch fehlen ausgesprochene Luxusgüter, wie Gläser, Perlrandbecken oder metallbeschlagene Schmuckkästchen. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Männergrab Hailfingen

Eine vollständige Waffenausstattung, bestehend aus Spatha, Wurfaxt, Lanze und Schild, schmückte den wohlhabenden Mann, vermutlich einen Großbauern. Die kleine Waage in seiner Tasche diente zum Abwiegen von Edelmetall und zeigt, dass er Zugang zu Goldmünzen hatte. Außergewöhnlich sind die zwei spitzen Trinkgläser mit Fadenauflagen aus Nordfrankreich. Solch teure Luxusartikel wurden normalerweise nur einzeln beigegeben. Das Männergrab aus Hailfingen ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Spielsteine aus einem Kindergrab

Aus einem reichen Kindergrab stammt die ungewöhnliche Beigabe eines Brettspiels. Es handelt sich um zwei Sätze zu je neun Spielsteinen, dazu jeweils ein weiterer von anderer Form. Die Steine sind halbkugelartig gewölbt, mit konzentrischen Schleifrillen von der Herstellung auf der Drehbank. In alamannischen Gräbern finden sich zwar immer wieder einzelne - vor allem römische - Spielsteine, komplette Spielsätze sind jedoch selten. Die 20 Spielsteine aus Herbolzheim sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Almandinfibeln aus Schwenningen

Die beiden außergewöhnlichen Almandinscheibenfibeln wurden in einem der reichsten Frauengräber des frühen 6. Jahrhunderts in unserem Raum gefunden. Sie stammen ursprünglich aus Byzanz, mutmaßlich sogar aus einer Werkstatt, die für den byzantinischen Kaiserhof produzierte. Die Zackenrandfibel und die Scheibenfibel mit Kreuz aus Schwenningen sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Schmiedegrab aus Dittigheim

Zusätzlich zu seiner Ausrüstung an Waffen und wertvollen Gefäßen bekam der Krieger aus Dittigheim auch eine Schmiedeausrüstung mit ins Grab. Neben Feinwaage und Probierstein, um Gewicht und Goldgehalt zu prüfen, verfügte er über einen kompletten Werkzeugsatz mit Ausnahme eines Ambosses. Es handelt sich um eines der seltenen Gräber, in denen uns die Schöpfer frühmittelalterlichen Kunsthandwerks selbst begegnen. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Damaszierte Spatha von Oberflacht

Das 1846 in einem gut ausgestatteten Grab des 6. Jahrhunderts gefundene Schwert zeichnet sich durch einen Musterstreifen mit angesetzten Schneiden aus. Das einzigartige Ornament wird durch einen massiven Vierkantstab aus Streifendamast gebildet, der sich in einem S-förmigen Mäander über die Länge der Klinge zieht, wobei die Windungen an den Kontaktstellen aneinandergeschweißt sind. Bisher wurde keine vergleichbare Klinge gefunden. Die damaszierte Spatha von Oberflacht ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Goldgriffspatha

Die Klinge dieser Spatha weist eine Damaszierung auf, die heute allerdings nur noch auf Röntgenbildern sichtbar ist. Sie zeigen den Musterstreifen mit einer gewundenen Linie in der Mitte. Außen sind die Schneiden auf beiden Seiten angeschmiedet. Solche "Schlangenschwerter" werden in der mittelalterlichen Literatur mehrfach beschrieben und gerühmt. Die Goldgriffspatha aus Sindelfingen ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Almandinscheibenfibeln aus Bopfingen

Im 6. Jahrhundert gehörten solche mit Almandinen geschmückten Scheibenfibeln zur Tracht wohlhabender alamannischer Frauen. Die Steine stammten wohl aus dem heutigen Sri Lanka und wurden über Byzanz in unseren Raum verhandelt. Heimische Goldschmiede schufen daraus dann die beeindruckenden Schmuckstücke. Die Almandinscheibenfibeln aus Bopfingen sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Jüngstes Gericht aus der Gerichtsstube im Ulmer Rathaus

Das Gemälde, das ursprünglich in der Gerichtsstube der Reichsstadt Ulm hing, zeigt das Weltgericht am Jüngsten Tag. Links sind, von Engeln beschützt, die Seligen dargestellt; rechts die Verdammten, die sich in der Hölle quälen. Das Gemälde sollte die Ulmer Ratsherren zum gerechten Urteil mahnen und ihnen nachdrücklich vor Augen führen, dass nach ihrem Tod ein höherer Richter über sie und ihre Urteilsprüche richten werde. Es ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Schandmantel

Wie andere Freie Reichsstädte war auch Gmünd berechtigt, selbst Recht zu sprechen und Strafen zu verhängen. Neben der hohen Gerichtsbarkeit, die Todesurteile aussprach, umfasste die niedere Gerichtsbarkeit entehrende Strafen. So wurde der Verurteilte an den Pranger gestellt oder in einen Schandmantel gesteckt. Er sollte also weniger körperlich gezüchtigt, sondern öffentlich auf dem Marktplatz bloßgestellt werden. Der Schandmantel aus Schwäbisch Gmünd ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

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