Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.
Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"
Zu den zwölf Württembergern, die ihre dreijährige Geiselhaft während des sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieges zwischen dem Kaiser und Frankreich überlebten, gehörte der Landschaftskonsulent Johann Heinrich Sturm. Aus seinem Besitz haben sich der ihm geschenkte Deckelbecher sowie ein Doppelring mit den Namen sämtlicher Geiseln erhalten. Als äußeres Zeichen unauflösbarer Verbundenheit ließen sich die Inhaftierten identische Ringe anfertigen, ein mächtiges Symbol mit stark bindender Kraft. Der Ring ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen während des sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieges zwischen dem Kaiser und Frankreich brachten Württemberg 1693 in größte Bedrängnis. Wegen ausstehender Kontributionszahlungen drohte die Zerstörung Stuttgarts. Diese konnte nur durch das Stellen von Geiseln abgewendet werden. Ihnen und allen an ihrer Befreiung aus dreijähriger Haft Beteiligten verehrte die Landschaft Silberbecher mit individuellen Dankesversen. Zu den zwölf Württembergern, die ihre Geiselhaft überlebten, gehörte der Landschaftskonsulent Johann Heinrich Sturm. Aus seinem Besitz haben sich nicht nur dieser Deckelbecher, sondern auch ein Doppelring mit den Namen sämtlicher Geiseln erhalten. Der Deckelbecher ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Zahlreiche evangelische Kunsthandwerker, die Frankreich aus Glaubensgründen verlassen mussten, fanden am württembergischen Hof in Mömpelgard Zuflucht und ein für ihre Kunst günstiges Klima. Der Zinngießer und Graveur François Briot schuf hier sein Hauptwerk: die Temperantia-Schale. Sie ist benannt nach der Personifikation der Mäßigung (temperantia) im Mittelfeld. Selbstbewusst hat Briot auf der Unterseite der Schale ein Medaillon mit seinem Brustbild und der Künstlersignatur SCVLPEBAT FRANCISCVS BRIOT (François Briot hat es geschnitten) angebracht. Zu der Zinnschale mit feinstem Relief gehörte eine Kanne. Die Temperantia-Schale ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Auf der Klinge des Prunkschwerts sind in Tabellenform die bis dahin geborenen 13 Söhne und Töchter von Herzog Friedrich I. (reg. 1593-1608) und seiner Frau Sibylla von Anhalt (1564-1614) genannt. Für jedes Kind werden Name und Geburtsdatum aufgeführt, bei den vier früh verstorbenen Kindern auch die Todestage.
Weltläufig und durchsetzungsstark, schaffte es Herzog Friedrich I. von Württemberg (reg. 1593-1608) sein Land zu modernisieren und ihm wieder mehr Geltung zu verschaffen. Für seine erfolgreiche Politik sprechen die von ihm arrangierten Heiratsverbindungen: Zwei Kinder konnte er mit Nachkommen kurfürstlicher Häuser verheiraten - Johann Friedrich (oben links) (reg. 1608-1628) mit dem brandenburgischen und Sibylla Elisabeth (oben rechts) mit dem kursächsischen Haus. Das Gemälde wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg erworben. Es ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Auf dieser Tafel, die an der Orgel der Stiftskirche in Herrenberg hing, ließ der Maler die Orgel selbst sprechen: Früher, bei den katholischen Nonnen, habe sie nicht "wol klungen", klagt sie. Erst nach ihrer Umsiedlung aus dem aufgehobenen Dominikanerinnenkloster Reutin bei Wildberg ins evangelische Herrenberg fand die Orgel zu ihrer wahren Bestimmung und zu wirklichem Wohlklang - so das protestantische Selbstverständnis. Die Orgeltafel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Römische Kessel wurden entweder an Kesselketten über das Feuer gehängt, auf Feuerroste oder Dreifüße gestellt. Dieser Kessel aus Köngen ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Zahlreiche Werkzeuge, wie die beiden Schmiedezangen aus Stuttgart-Bad Cannstatt (l.) und Bad Wimpfen (r.), haben sich erhalten und belegen den hohen technischen Standard der Zeit im 2./3. nachchristlichen Jahrhundert. Die Werkzeuge sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Gebrannte Ziegel - vor den Römern hierzulande unbekannt - waren für das Bauwesen von großer Bedeutung. Sie konnten vielseitig eingesetzt werden: Nicht nur zum Decken von Dächern, sondern auch für Wand- und Fußbodenheizungen wurden sie eingesetzt. Sogenannte Lichthäuschen dienten zur Belüftung und Belichtung von Dachräumen. Das Lichthäuschen aus Bad Cannstadt ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Die Statuette diente als Aufsatz eines Reisewagens und sollte die Insassen beschützen. Wie Merkur galt auch Hercules als Schutzherr der Reisenden. Dargestellt ist er hier im Kampf mit dem nemeischen Löwen, dessen Fell er im Rahmen der ihm auferlegten 12 Arbeiten König Eurystheus bringen sollte. Der Wagenaufsatz ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Fast alle dieser Zierscheiben des Typs Hettingen wurden im südöstlichen Obergermanien und in Westraetien gefunden. Demnach waren sie offenbar Bestandteil einer in diesem Gebiet verbreiteten Frauentracht. Die Scheiben wurden an einer Kette befestigt um den Hals getragen. Die Zierscheibe aus Bad Cannstadt ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Eine Vielzahl von Geräten aus der Landwirtschaft und Viehzucht ist erhalten geblieben, die den hohen technischen Standard jener Zeit belegen. Sogar Mähmaschinen waren bereits bekannt, wenngleich sie sicher nur vereinzelt eingesetzt wurden. Die Pflugschar, die in Dettingen unter Teck gefunden wurde, ist mit der Herstellermarke COD versehen. Sie ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Das Formenspektrum der Terra Sigillata ist vielfältig; man unterscheidet glatte sowie mit Relief, Barbotine, Kerbschnitt und Ratterdekor versehene Typen. Zur Fertigung reliefverzierter Terra Sigillata verwendete man Formschüsseln, in die mit Punzenstempeln Negativreliefs gedrückt waren. Die vier Stempel aus Waiblingen zeigen einen Adler, einen Peitschenschwinger, einen Greif und den Kriegsgott Mars. Die Formschüssel und Punzenstempel sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Meilensteine wie dieser standen in regelmäßigem Abstand entlang der römischen Straßen und gaben die Entfernung zur nächsten Siedlung an. Nach der Aufzählung kaiserlicher Titel steht hier in der letzten Zeile: A CAMB(oduno) M(ilia) P(assuum) XI - von Cambodunum (= Kempten) 11 Meilen. Eine römische Meile entsprach 1.478 Metern. Ab 202 nach Christus wurde in den germanischen und den drei gallischen Provinzen die Entfernung in der keltischen Leuge (2.220 Meter) angegeben. Der Meilenstein aus Isny ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Hoch oben auf dem Ailenberg, einer das Neckartal beherrschenden Anhöhe, wurde 1857 das Grab eines Mannes entdeckt. Der Reichtum seiner heute leider größtenteils verlorenen Beigabenausstattung, vor allem die massiv goldene Gürtelschnalle, ist außergewöhnlich. Prunkschnallen wie die vom Ailenberg sind sonst nur aus Gräbern, wie dem des Frankenkönigs Childerich oder den Königsgräbern von Apahida im heutigen Rumänien, bekannt. Die Gürtelschnalle, die Griffhülse und die zwei Nieten sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Dieses Schwert stammt wohl aus fränkischen Werkstätten an der mittleren Maas (heute Belgien). Auch die Schnalle vom Schwertgehänge mit ihren stilisierten Tierköpfen legt dies nahe. Interessanterweise ist der Schwertgriff aus Knochen dem einer Goldgriffspatha nachgearbeitet - wie auch der Beschlag an der Öffnung der Schwertscheide und das Ortband. Dieser Abschluss der Scheidenspitze ist aber hier aus Bronze statt aus vergoldetem Silber. Die Beigaben des Männergrabs 21 aus Hemmingen sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Das Gräberfeld von Großkuchen wurde wohl nur während zweier Generationen um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert von den Bewohnern eines landwirtschaftlichen Anwesens benutzt. Hier zu sehen sind die Beigaben aus einem der jüngeren Gräber. Die Ausstattung des 40- bis 50-jährigen Mannes - darunter ein Wurfbeil (Franziska) und eine Schnalle mit eingelegten Kreisen aus Silberdraht auf dem eisernen Beschlag - weist in den nordfranzösisch-fränkischen Raum. Diese Beigaben sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Mit den typischen Bestandteilen spätrömischer Militärtracht, wie einem Gürtelbeschlag mit Tierköpfen und einer Bügelknopffibel, wurde dieser Mann am Beginn des 5. Jahrhunderts bestattet. Obwohl er zu Lebzeiten sicher mit schwereren Waffen, wie beispielsweise einem Schwert, ausgestattet war, bekam er nach elbgermanischem Brauch nur eine symbolische Waffenbeigabe - drei bronzene Pfeilspitzen - mit ins Grab. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Unter seinen Zeitgenossen, die eine Goldgriffspatha trugen, nahm der Bestattete wohl einen eher niedrigeren Rang ein. Richtungweisend ist der Langsax, ein Reitersäbel, wie ihn auch die Hunnen benutzten. Er kennzeichnet den Verstorbenen als Söldner, der im mittleren Donauraum tätig war. Die Griffhülse - die wie häufig nur die Schauseite des Schwertgriffs umfasste - ist aus Rheingold gefertigt und gleicht darin einem Fund aus Gültlingen. Das Ensemble ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Das reiche Frauengrab wurde 1964 bei Kanalisationsarbeiten entdeckt. Hinweise auf weitere Gräber fanden sich nicht, so dass die Dame entweder allein oder in einer sehr kleinen Gräbergruppe beerdigt wurde. Neben den wertvollen silbernen Armringen, den beiden silbervergoldeten Bügelfibeln und dem Perlrandbecken fällt vor allem eine große, silbervergoldete Riemenzunge auf, die zum Zeitpunkt der Grablege bereits etwa 100 Jahre alt war. Die Beigaben des Frauengrabes aus Kirchheim am Neckar sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Auf dem Reichstag in Worms 1495 wurde Württemberg zum Herzogtum erhoben. Bei dieser Zeremonie erhielt Eberhard im Bart (reg. 1459-1496) von König Maximilian (reg. 1486-1519) ein Schwert. Die vergoldete Scheide dieser Waffe und der Knauf sind mit Eberhards Symbol, der Palme, und seiner Devise "attempto" (Ich wag’s) geschmückt; daneben finden sich die Wappen von Württemberg und Teck, die drei Hirschstangen und die schwarz-gelben Rauten. Die Kopie des im Jahre 1495 angefertigten Herzogsschwerts ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Herzog Ludwig (reg. 1568-1593), der mit einem treuen Hund als Begleiter dargestellt ist, hatte ein besonderes Interesse an Geschichte und Ahnenforschung. Das zeigt sich auch darin, dass er die Porträts der ersten vier Herzöge von Württemberg in Auftrag gab und sich selbst in die Folge bedeutender Herrscher einreihte. Unvergesslich machte er sich auch durch den Bau des Neuen Lusthauses nach den Entwürfen des Architekten Georg Beer (1527-1600). Das Gemälde ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.
Die Allianztafel erklärt die Blutsverwandtschaft zwischen den Häusern Habsburg und Württemberg. Die zwei sich nur einmal kreuzenden Stammbäume gehen von den Heldenahnen Kaiser Rudolf I. von Habsburg und Graf Eberhard I. von Württemberg aus, die gleichberechtigt vor einer Landschaft (mit Stuttgart am linken Bildrand) thronen. Dieses friedliche Nebeneinander herrschte allerdings erst am Ende heftiger Auseinandersetzungen. Zur Zeit Herzog Ulrichs (reg. 1503-1519 und 1534-1550) stand Württemberg 14 Jahre lang unter habsburgischer Herrschaft. Die Allianztafel der Häuser Habsburg und Württemberg wurde von Jonathan Sautter nach Angaben von Oswald Gabelkover angefertigt. Sie stammt aus der herzoglichen Kunstkammer.
Der Schembartlauf, ein Umzug mit Masken, gehörte ursprünglich zu den Bräuchen vornehmer Nürnberger Bürger in der Fastnachtszeit. Aus Nürnberg stammt auch der Helm, den sich Herzog Ulrich von Württemberg (reg. 1498-1519 und 1534-1550) für Belustigungen am Stuttgarter Hof fertigen ließ. Der Helm sollte Angst und Schrecken verbreiten; er ist deshalb in Form einer menschlichen Fratze gestaltet. Der Schembarthelm ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Matthias Ohm]
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