Die schockierende Darstellung einer hässlichen alten Frau, die gierig in ein abgetrenntes Menschenbein beißt, gehört zu den erfolgreichsten Erfindungen des Bildhauers Leonhard Kern. Seine Menschenfresserinnen waren Bestseller. Gleichwohl ist es bis heute nicht gelungen, das Thema der Darstellung eindeutig zu bestimmen. Die Figur wird gedeutet als Erdmutter Gaea, der Geiz oder eine Allegorie der Hungersnot. Vielleicht erinnerte die Darstellung auch an die Grauen des Dreißigjährigen Krieges oder die Menschenfresserin war als Gegenbild zu den tugendhaften Heroen in der Hofkunst konzipiert, mit denen die absolutistischen Herrscher in der gängigen Ikonographie verglichen wurden.
Für die Deutung der Figur als Menschenfresserin spricht, dass sie mit dieser Bezeichnung in Inventaren der Stuttgarter Kunstkammer(1693 und um 1750) aufgeführt ist.
[Fritz Fischer]
Menschenfresserin
Beschreibung
Material/Technik
Buchsbaumholz, geschnitzt
Maße
H. 19,9 cm
Inventarnummer
[E 799]
Gehört zu
Skulptur und Plastik
Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen
Kunstkammer der Herzöge von Württemberg
Teil von
Literatur
- Landesmuseum Württemberg (2015): Kunstschätze aus Hohenlohe, Ausstellungskatalog Landesmuseum Württemberg. Ulm, S. 113, Kat. Nr. 46.
- Landesmuseum Württemberg (Hrsg.) (2017): Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Bestand, Geschichte, Kontext, Bd. 2. Ulm, Kat. Nr. 223
- Württembergisches Landesmuseum, Fischer, Fritz und Klein, Ulrich (2004): Grosse Kunst in kleinem Format. Kleinplastiken im Württembergischen Landesmuseum. Stuttgart, vgl. Kat. Nr. 16.
Links/Dokumente
Vergangene Ausstellungen
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