Ehemals bedeckte eine Krone den seltsam flach erscheinenden Kopf der Maria. Als Himmelskönigin präsentiert so die schlanke Figur der Gottesmutter auf ihrem linken Arm den Jesusknaben. Aufrecht wendet Jesus sich zum Betrachter, vermutlich formte er mit seiner rechten Hand den Segensgestus. Dieser diente u. a. als visueller Verweis, dass Christus in der Heilsgeschichte schon früh seinem Schicksal – der Passion und dem Tod – entgegenblickte. Die Haltung Mariens bringt dagegen Liebe und Mitgefühl zum Ausdruck. Ihre Augen ruhen auf dem Kind, von dem sie weiß, welches Leid ihm bevorsteht. Stilistisch ist die Holzskulptur mit den Werken des Meisters der Skulpturen des Rottweiler Kapellenturmes aus der Zeit um 1340–1350 verwandt.
[Sophie Rüth]
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