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Gustav Mesmer Stiftung

Über das Museum

"Wo die Schule versagt, geht das ganze Leben einen Nebenweg." Gustav Mesmer, Erfinder und Künstler, ein Mensch mit extremer Biografie, hat dies mit Blick auf sein eigenes Leben formuliert. Mesmer hat trotz widriger Lebensumstände ein umfangreiches Werk an Zeichnungen, Skizzen, Bildern und Texten geschaffen. Eine Idee, die Mesmer ein Leben lang verfolgt, ist der mit Muskelkraft betriebene Menschenflug. Mesmers Fluggeräte haben nie den Boden der Tatsachen verlassen. Einmal eine Handbreit, behauptete er verschmitzt. Aber Erfolg ist für ihn nicht Schlüssel zum Erlebnis. Der Glaube an die Machbarkeit einer Idee ist die Antriebsfeder und persönliche Herausforderung zugleich. Das Werk, das Gustav Mesmer hinterlassen hat, wird von der Gustav Mesmer Stiftung bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Gustav Mesmer wird am 16. Januar 1903 als sechstes von zwölf Geschwistern in Altshausen bei Ravensburg geboren. Seit seinem zwölften Lebensjahr arbeitet Gustav als "Verdingbub" auf verschiedenen Gutshöfen in Oberschwaben. Anschließend verbringt er fast sechs Jahre in dem Benediktinerkloster Beuron im Donautal. Kurz vor Ablegung der Gelübde muss Mesmer das Kloster verlassen und beginnt in seinem Heimatort eine Schreinerlehre. Ein Vorfall im Frühjahr 1929 führt zu einer nachhaltigen Wende im Leben des jungen Mannes: Mesmer stört die Konfirmationsfeier in der evangelischen Kirche in Altshausen und wird danach gewaltsam abgeführt. Elf Tage nach dem Zwischenfall wird er in die Heil- und Pflegeanstalt Schussenried eingeliefert. Diagnose: "Schizophrenie, langsam fortschreitend, bei einem von Haus aus vielleicht schon schwachsinnigen Menschen." In Schussenried wird Mesmer in der Buchbinderei beschäftigt und gilt als tüchtiger Arbeiter. Am 10. Oktober 1932 taucht folgende Notiz in seiner Krankenakte auf: "Hat eine Flugmaschine erfunden, gibt entsprechende Zeichnungen ab".

Der Gedanke ans Fliegen lässt Mesmer nicht mehr los. Er zeichnet und bastelt Flugmodelle in allen Variationen. "Infantiler Charakter", heißt es in der Krankenakte, von "Erfinderwahn" ist wiederholt die Rede. Die Nazizeit überlebt Mesmer mit Glück: Weil er ein guter Arbeiter ist, sorgt die Anstaltsleitung dafür, dass er auf keine der Transportlisten kommt, die für die Anstaltsinsassen den Tod bedeuten. 1949 wird Mesmer auf eigenen Wunsch in die Heil- und Pflegeanstalt Weissenau verlegt, nahe seiner Heimatgemeinde Altshausen. Doch erst 1964, 35 Jahre nach seiner Einlieferung, wird Gustav Mesmer aus der Psychatrie entlassen. Die letzte Bemerkung in seiner Krankenakte lautet: "Auf Betreiben der Verwandten in Rottenburg wurde der Patient heute nach Buttenhausen verlegt … Seine Wahnerlebnisse kommen lediglich in Briefen oder sonstigen Schreiben zum Vorschein, sie scheinen an Bedeutung für ihn verloren zu haben".

In dem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb verbringt Mesmer in einem Heim die letzten, aber wohl auch die glücklichsten Jahre seines Lebens. Als Korbmacher hatte er eine kleine Werkstatt und kann ungehindert an seinen Flugideen basteln. Was er in diesen Jahren gezeichnet, konstruiert und gebaut hat, ist kaum überschaubar. Mit einem seiner Fluggeräte, einem umgebauten Damenfahrrad, sorgt er für Furore auf der Schwäbischen Alb. Die Bevölkerung nennt ihn bald liebevoll den "Ikarus vom Lautertal". In dem 1980er Jahren kommt Mesmer zu spätem Ruhm: Ausstellungen, unter anderem in Wien, Mannheim, Lausanne und Ulm stoßen auf begeisterte Resonanz. Den Höhepunkt seiner späten Karriere erlebt Mesmer 1992 als eines seiner Flugfahrräder im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Sevilla gezeigt wird. 1994, kurz vor seinem 92. Geburtstag, stirbt Gustav Mesmer in Münsingen. Seine letzte Ruhstätte findet er in seiner Heimatgemeinde Altshausen.

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