Der Siegener Prunkspiegel, 2007-2008 umfangreich gereinigt und restauriert, besteht aus zwei Teilen: dem Hauptspiegel mit Rahmen und der Spiegelkrone mit dem Wappenspiegel der Nassauer. Der Rahmen besteht aus acht Einzelleisten, die in unterschiedlicher Abfolge mit gestanzten, reliefierten oder glatten Silberblechen versehen sind. Diese Profilleisten wurden auf dem Trägermaterial (Obst-oder Nadelholz) mit einem zur Entstehungszeit üblichen Haut- und Knochenleim aufgeklebt. Die Ecken und Leistenmitten sind mit zusätzlichen Silberapplikationen zusätzlich dekoriert. Die Spiegelkrone zeigt neben floralen, gestanzten Silberapplikationen auf Blattgoldgrund ein handgeschliffenes ovales Wappensiegel des Hauses Nassau.
Der Prunkspiegel im Siegerlandmuseum ist durch seine Marken als eine Arbeit aus einer Silberkistlerei in Augsburg zu identifizieren. Gefunden wurde die Stadtmarke, der Pinienzapfen, der stellvertretend für die Stadt Augsburg steht, die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zu den wichtigsten Städten deutscher Silberschmiedekunst zählt. Am Hauptspiegelrahmen wurde außerdem die Meistermarke von Johann Valentin Gevers entdeckt, die Bekrönung trägt die Marke von Johann Jakob Adam.
Der Siegener Prunkspiegel, nach derzeitigem Forschungsstand der größte seiner Art aus Augsburger Provenienz, weist einige Rätsel auf. Er wird im Auktionskatalog von Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe 1951 als Hochzeitsgut einer Wittgensteiner Prinzessin bezeichnet. Zum Zeitpunkt der Herstellung des Spiegels ab 1730 wurden die Schwestern Augusta Amalia Henrietta Elisabeth (1712-1742) und nach deren Tod Elisabeth Hedwig (1719-1789) mit dem Grafen Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1708-1756) verheiratet. Recherchen in der fürstlichen Rentkammer Bad Laasphe ergaben jedoch, dass der Spiegel mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Nachlass der Amalia Louise von Nassau-Siegen, geborene Herzogin von Kurland, Livland und Semgallen (1687-1750) stammt. Die Gemahlin von Friedrich Wilhelm Adolf vermachte den Spiegel nicht den Kindern, sondern den Enkelkindern der ersten Ehe des Friedrich von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein mit Augusta Amalia. Offen bleibt, ob der Spiegel nach der Testamentseröffnung 1750 von Siegen nach Wittgenstein transportiert wurde, denn in einem Inventar des Unteren Schlosses von 1791 wird ein großer Spiegel mit Silbernem Rahmen und Nassauischem Wappen genannt.
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