Dies ist der Unterkiefer eines Höhlenbären (Ursus spelaeus ROSENMÜLLER). Der Knochen ist teilweise übersintert (graubrauner Belag) und stammt von einem Bären-Baby, das kurz nach seiner Geburt in der Höhle starb.
Der Höhlenbär (Ursus spelaeus ROSENMÜLLER) hat mit dem Braunbär einen gemeinsamen Vorfahren. Er unterscheidet sich vom Braunbären durch seine Größe (bis 1 Tonne Gewicht) und das Fehlen zweier Vorbackenzähne, so dass die Zahnlücke zwischen Eck- und Backenzähnen größer ist. Das Gebiss ist raubtiertypisch, doch die breiten Backenzähne mit Höckern und Runzeln statt Schneidkanten sind nicht mehr zum Schneiden von Fleisch geeignet: Der Höhlenbär war vorwiegend Pflanzenfresser. Es wird vermutet, dass Vorläufer-Arten mit zunehmender klimatischer Abkühlung und somit verkürzter Vegetationszeit nicht ausreichend Fettreserven aus Fleischbeute für die Winterruhe anlegen konnten.
Höhlenbären wurden seit dem Saale-Glazial vor allem als jugendliche und alte Tiere in Höhlen gefunden; dies zeugt von ihrem Winterschlaf- Verhalten und dem mütterlichen Rückzug zur Geburt. Flachland-Funde sind die Ausnahme; es ist bisher ungeklärt, ob dies auf die dort schlechtere Fossilisation oder ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Bergregionen zurückgeht. Auf dem Höhepunkt der Weichsel-Kaltzeit ist der Höhlenbär ausgestorben, offenbar wegen seiner Beschränkung auf Europa und wegen seiner spezialisierten Ernährung von nährstoffreichen Pflanzen.
Alter: ca. 30.000 Jahre
Fundort: Balver Höhle, Hönnetal, Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen
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