Otto Mueller gehört zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeakademie in Dresden (1894-1896) führten ihn Reisen in die Schweiz und nach Italien. Nach Aufenthalten in Liebau - seinem Geburtsort - und mehreren Orten des Riesengebirges weilte er 1898/99 in München und Berlin. Im Jahre 1908 übersiedelte er ganz nach Berlin und wurde dort 1910 Mitbegründer der "Neuen Secession" und später Mitglied der Künstlervereinigung "Brücke". Im Jahre 1919 erhielt Mueller eine Professur an der Kunstakademie in Breslau. Sieben Jahre nach seinem Tod ist der Künstler als "entartet" verfemt worden, und die Nationalsozialisten beschlagnahmten insgesamt 357 seiner Werke. In vielen Gemälden, Aquarellen und druckgraphischen Arbeiten thematisiert Mueller den jugendlichen Akt, den er stets in eine Landschaft einbettet. Paul Westheim charakterisierte diese Kompositionen als ein "Ruhen in der Fläche", um die Leiber, Bäume, Schilfrohr und Wasser "gleichsam aufgespannt" werden. Mit ähnlichen Worten ließe sich auch das Aquarell "Badende in Landschaft" beschreiben. Um einen Baum gruppiert Mueller drei stehende und zwei sitzende Mädchen. Die Figuren erhalten durch die wenigen Farben - erdfahles Gelb, stumpfes Grün, blasse Blautöne - eine Leichtigkeit, die erst das Schwarz der Kohlezeichnung kontundiert. Das Aquarell zeitlich einzuordnen erweist sich als schwierig, da Mueller seine Arbeiten selten datierte. Die gebrochen wirkende Linienführung sowie die hell leuchtende Farbigkeit legen die Datierung des Blattes um 1920 nahe. Das Aquarell wurde im Oktober 1948 in der Berliner Galerie Rosen für die Kunstsammlungen der Heidecksburg angekauft. [Lutz Unbehaun]
Signiert unten links "M".
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